Simone Bär wurde 1965 in Königs Wusterhausen in der damaligen DDR geboren. Sie begann zunächst als Regieassistentin zu arbeiten, wechselte dann aber zum Casting und gründete 1990 ihr eigenes Castingbüro. Nach ersten kleineren Aufträgen etwa für Werbespots wurde sie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre für die Besetzung von Fernsehserien und -filmen beauftragt, darunter auch Soaps wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Unter uns" oder "Verbotene Liebe". Bereits 1993 arbeitete sie aber auch mit Tom Tykwer zusammen, an seinem Spielfilmdebüt "Die tödliche Maria". Es folgten weitere Arbeiten für aufstrebende junge Filmemacher*innen, insbesondere die gerade entstehende Berliner Schule. So castete sie frühe Filme von Christian Petzold ("Die innere Sicherheit", 2000, "Toter Mann", 2001), Thomas Arslan ("Der schöne Tag", 2001), Angela Schanelec ("Mein langsames Leben", 2001, "Marseille", 2004), doch auch von Edward Berger ("Frau2 sucht HappyEnd", 2001), Philipp Stölzl ("Baby", 2002), Wolfgang Becker ("Good Bye, Lenin!", 2003), Hans Christian Schmid ("Lichter", 2003), Achim von Borries ("Was nützt die Liebe in Gedanken", 2004) und Oskar Roehler ("Der alte Affe Angst", 2004). Mit vielen von ihnen arbeitete sie in der Folge immer wieder zusammen.

Bär war bald für ihr besonderes Gespür für junge Schauspiel-Talente und die perfekte Besetzung von Hauptrollen sowie aufeinander abgestimmte Gruppen bekannt. Schauspieler*innen wie Nina Hoss, Sandra Hüller, Peter Kurth, Paula Beer oder Christoph Waltz erhielten durch sie Rollen, die ihre weiteren Karrieren prägten. Sie castete vielfach preisgekrönte Filme wie Schmids "Requiem" (2006), Petzolds "Yella" (2007) und den Oscar-Gewinner "Das Leben der Anderen" (2006) von Florian Henckel von Donnersmarck und erlangte bald auch internationale Aufmerksamkeit. Für Stephen Daldry übernahm sie die Besetzung der hochkarätigen Literaturverfilmung "Der Vorleser" (US/D 2008) – in den Hauptrollen Kate Winslet, Ralph Fiennes und der damals 18-jährige David Kross, für Michael Haneke fand sie das Ensemble von "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" (2009), für Tom Tykwer, Lana und Lilly Wachowski die Besetzung von "Cloud Atlas" (US/D 2012).

Neben weiterhin zahlreichen hochkarätigen deutschen Produktionen arbeitete sie mit Regiestars wie Quentin Tarantino ("Inglourious Basterds", US 2008), Jaume Collet-Serra ("Unknown Identity", US/F/D 2011), Steven Spielberg ("Die Gefährten", US 2010), Wes Anderson ("Grand Budapest Hotel", US/D 2014) und Francois Ozon ("Frantz", F/D 2016) zusammen. Auch für die teils in Berlin spielende 5. Staffel der US-Erfolgsserie "Homeland" besetzte sie 2015 den deutschen Cast.

Trotz ihrer Arbeit an großen Produktionen und mit zahlreichen Stars legte Simone Bär weiterhin Wert darauf, auch mit jungen Regisseur*innen zu arbeiten. So übernahm sie beispielsweise das Casting für Katrin Gebbes "Tore tanzt" (2013), Asli Özges "Auf einmal" (2016), Ilker Cataks "Es gilt das gesprochene Wort" (2019) oder Mariko Minoguchis "Mein Ende. Dein Anfang." (2019).

Zuletzt gelangen ihr Erfolge mit der Besetzung der aufwändigen Erfolgsserien "Babylon Berlin" und "Dark" sowie mit dem preisgekrönten Fernsehfilm "Die Wannseekonferenz" (2021) und der für Deutschland ins Oscar-Rennen gehenden Netflix-Neuverfilmung "Im Westen nichts Neues" (2022).

Simone Bär wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Grimme Preis, dem Deutschen Castingpreis und dem Deutschen Schauspielpreis im Bereich Casting.

Noch vor der Veröffentlichung ihrer letzten Arbeiten - "Sisi & ich" von Frauke Finsterwalder, "Tár" (US/D) von Todd Field, "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" von Margarethe von Trotta und "Roter Himmel" von Christian Petzold - starb Simone Bär überraschend am 16. Januar 2023 im Alter von nur 57 Jahren.

Die Deutsche Filmakademie schrieb in ihrem Nachruf: "Simone Bär hat Casting zur Kunst erhoben, undurchdringbar für die meisten, geprägt von ihrem einzigartigen Gespür und ihrer Neugier auf Menschen, auf das Leben. Sie war eine der besten Menschenkennerinnen in diesem Metier, immer auf der Suche nach einem neuen Gesicht, einer neuen Inspiration, immer bereit, alles über Bord zu werfen für die perfekte Gruppe, für die perfekte Hauptrolle."