Franz K.

Tschechien Deutschland Polen Frankreich 2024/2025 Spielfilm

Inhalt

Film über die Lebensgeschichte des Schriftstellers Franz Kafka, der im Prag des frühen 20. Jahrhunderts zwischen familiären Erwartungen, beruflicher Pflichterfüllung und literarischer Leidenschaft zerrieben wird. Als junger Versicherungsjurist ringt Kafka mit seiner Rolle in einer konservativen Gesellschaft, die sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs zunehmend destabilisiert. Seine fragile Gesundheit und innere Zerrissenheit prägen eine Welt, in der Realität und Fantasie ineinanderfließen – und die den Ursprung seiner zentralen literarischen Themen wie Angst, Isolation und Kontrollverlust bildet. Parallel zur historischen Erzählung zeigt der Film in dokumentarischen Einschüben die Gegenwart, in der Kafkas Name zum Konsumgut geworden ist, ein bitterer Spiegel seiner Kritik an Bürokratie und Entfremdung. 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Prag, Anfang des 20. Jahrhunderts: Im Hause der jüdischen Kaufmannsfamilie Kafka herrscht ein strenges Regiment des autoritären Vaters Hermann, welche Angstvorstellungen seines siebenjährigen Sohnes Franz hervorrufen, aber auch seine Phantasie beflügeln. Mutter Julie, im wahren Leben eine gebildete Frau aus wohlhabender großbürgerlicher Familie, die nicht nur daheim das Sagen hatte, sondern stets auch im Geschäft ein gewichtiges Wort mitsprach, ist im Biopic Agnieszka Hollands kaum mehr als nur Staffage.

Die regelmäßig verordneten Friseurbesuche führen bruchlos über den Zeitsprung zum erwachsenen Franz hinweg, der von seiner Schwester Ottla vor dem wütenden Vater in Schutz genommen wird, welcher gerade seinen Buchhalter entlassen hat und so noch mehr über die Einladung seines Sohnes zu einer Vorlesung mit Max Brod erzürnt ist. Franz macht einerseits rasch Karriere in der Arbeiter-Unfallversicherung, kann sich andererseits auf seinen Freund und Lektor Max Brod verlassen, auch als das Publikum bei einer Lesung aus seiner Erzählung „In der Strafkolonie“ türeschlagend den Raum verlässt.

Im Gegensatz zu seinem Vater hat Franz ein ausgesprochen herzliches Verhältnis zu seinem Onkel Siegfried Löwy, den er in seiner böhmischen Kleinstadt besucht (im wahren Leben ist er mit ihm als Achtzehnjähriger nach Norderney und Helgoland gereist): Der Zahnarzt ist auch ein technisch begabter Tüftler, der einen mit Fußpedal betriebenen Zahnbohrer erfunden hat.

In seiner Position als Obersekretär der Versicherungsanstalt ist Franz eine gute Partie, ist ein zärtlicher Womanizer, verlobt sich aber nicht mit einer seiner zahlreichen bürgerlichen Verehrerinnen, sondern zur allgemeinen Überraschung mit einem bettelarmen Mädchen aus Berlin, Felice Bauer, einer Cousine Max Brods zweiten Grades. Er verliebt sich freilich in Felices Freundin Grete Bloch, als diese in Prag zu Besuch ist. Woraufhin die Verlobung aufgelöst wird – ein Skandal zu dieser Zeit.

Franz wird im Gegensatz zum wahren Leben, wo er freigestellt war, um sich im Auftrag der Versicherung um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten zu kümmern, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs eingezogen. Und dann wehen plötzlich Hakenkreuzfahnen in Prag – und der eh‘ schon kompliziert-kunstvoll verschachtelte Film vermischt ahistorisch die Zeiten und Figuren: Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 in einem privaten Sanatorium vor den Toren Wiens.

Im Film muss seine jüngste Schwester Ottla, inzwischen mit einem Goj, also einem Nichtjuden, verheiratet, den gelben Stern tragen. Und Max Brod muss sich in der für Juden verbotenen Tram vor SS-Männern in Acht nehmen. Franz lernt Milena Jesenská kennen, die seine auf Deutsch erschienenen Werke ins Tschechische übertragen will. Mit der verheirateten Frau erlebt der inzwischen an Kehlkopftuberkulose erkrankte Franz eine kurze glückliche Zeit während seiner Behandlung in einer Wiener Klinik, sie kann ihn aber nicht zurück nach Prag begleiten zu seiner letzten Station im Sanatorium.

Was soll nach dem zum 100. Todestag im März 2024 in die Kinos gekommenen Spielfilm „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Georg Maas mit Sabin Tambrea als Franz Kafka und Henriette Confurius als seine letzte große Liebe Dora Diamant, die ihn bis zu seinem Tod begleitet hat, und dem im Oktober 2024 erstausgestrahlten TV-Sechsteiler „Kafka“ von David Schalko mit Joel Basman in der Titelrolle noch kommen? Ein 127-minütiger Hybrid mit einem Holzhammer-Prolog dick aufgetragener Küchenpsychologie, der immer wieder grotesk-surreale Traumsequenzen des Neurotikers Franz Kafka mit fiktionsbrechenden Spielfilmszenen (die Darsteller sprechen direkt in Tomasz Naumiuks Kamera) und Fake-Interviews mit Kafkas Familie vermischt und schließlich noch die museale Vereinnahmung und kommerzielle Vermarktung des deutschsprachigen Schriftstellers im heutigen Prag dokumentiert.

Agnieszka Holland im X-Verleih-Presseheft: „Ich weiß auch, dass ich seine Geschichte nicht auf konventionelle, lineare, klassische Weise erzählen kann; eine solche Erzählung würde die tiefere Wahrheit über Franz verraten. Ich möchte nach ihm in Scherben, Rätseln, Gefühlen suchen, in einer Mischung aus Fakten, Annahmen und Vorstellungskraft, in seinen Träumen, seiner Literatur und seinen Briefen; ich möchte neben ihm stehen in seinem erbitterten Kampf mit seinem Vater, mit der Welt und den unerbittlichen Erwartungen und Forderungen der meisten seiner Lieben, in seiner Sehnsucht nach Liebe und einem gewöhnlichen, bürgerlichen Leben und seiner Angst davor.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Drehbuch

Szenenbild

Ausstattung

Außenrequisite

Schnitt

Synchron-Ton

Darsteller

in Zusammenarbeit mit

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Assistenz

Produktions-Koordination

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 12.04.2024 - 08.06.2024: Tschechische Republik, Deutschland
Länge:
128 min
Format:
DCP, 2:1
Bild/Ton:
Farbe, 5.1
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 19.09.2025, 272444, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CA): 05.09.2025, Toronto, IFF;
Kinostart (DE): 23.10.2025

Titel

  • Weiterer Titel Franz
  • Originaltitel (PL) Franz Kafka - Witajcie w jego świecie
  • Arbeitstitel (DE) Kafka
  • Originaltitel (CZ DE FR) Franz K.

Fassungen

Original

Länge:
128 min
Format:
DCP, 2:1
Bild/Ton:
Farbe, 5.1
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 19.09.2025, 272444, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CA): 05.09.2025, Toronto, IFF;
Kinostart (DE): 23.10.2025