Ein Kind wird gesucht

Deutschland 2017 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Tag 1, 3. September 2010. Als Mircos Eltern Sandra und Reinhard Schlitter am Samstagmorgen nach ihrem Jungen schauen, ist er nicht da. Offenbar ist der zehnjährige Mirco nach dem Besuch einer Skateranlage in Grefrath am Freitagabend nicht nach Hause gekommen. Die nach einer ersten vergeblichen Suche der Eltern alarmierte Polizei richtet die mit 62 Mitarbeitern bislang größte Sonderkommission der deutschen Nachkriegsgeschichte ein. Sie wird vom Mönchengladbacher Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel geleitet, der als erstes seinen vertrauten Kollegen Mario „Ecki“ Eckartz zu seinem Stellvertreter ernennt.

Nach und nach scharen beide ein Kompetenzteam um sich herum, dem der Computerspezialist Tim Koller, die LKA-Fallanalystin Beate Jürgens und als Ortskundiger der Bezirksbeamte Winfried „Winni“ Karls angehören, aber auch mit Konstanze Weiß eine besonnene, über langjährige Erfahrungen im Opferschutz verfügende Beamtin. Zunächst wird das Fahrrad des Jungen gefunden, dann weiter verstreut auch seine Kleidungsstücke. Während sich die Eltern samt ihrer Töchter Lisa und Eva einem gewaltigen Medieninteresse erwehren, läuft eine gigantische Suchaktion mit Spürhunden und Polizisten aus ganz Nordrhein-Westfalen.

Inzwischen gehen die Experten davon aus, dass Mirco nicht mehr lebend gefunden werden kann. Zwei mit Wärmebildkameras ausgerüstete Tornados der Luftwaffe scannen ein 150 Quadratkilometer großes Gelände: nach einer bestimmten Liegezeit erwärmt sich ein im Erdboden liegender toter Körper durch Bakterien auf bis zu 90 Grad. Als alle Möglichkeiten erschöpft zu sein scheinen, drängt die Politik auf die Verkleinerung bzw. Auflösung der Soko. Doch Ingo Thiel hält vehement dagegen. Am 40. Tag beginnen langwierige und für alle Beteiligten zermürbende Nachforschungen: mehrere Tausend Fahrzeuge müssen untersucht und Mobilfunkzellen-Daten ausgewertet werden.

Zum Nikolaus gibt’s Präsente der Familie Schlitter für die selbst an den Weihnachtstagen unermüdlich tätigen Beamten: das große Gottvertrauen der einer evangelischen Pfingstgemeinde angehörenden Eltern beeindruckt alle. Tag 136 bringt die lang ersehnte und von vielen nicht mehr erwartete Wende: Gerhard Weber, ein Außendienstmitarbeiter der Deutschen Telekom, gerät in den Fokus der Ermittler. Acht Tage später kann der Reuschtaler Familienvater, ein direkter Nachbar Tim Kollers, den der Polizist über die Freiwillige Feuerwehr kennen und schätzen gelernt hat, über das Handyprofil und Spuren in seinem nach Luxemburg verkauften Auto der Tat überführt werden. Am Tag 145 gesteht er den Mord und führt Ingo Thiel zu der verscharrten Leiche. Die Familie kann sich endlich von ihrem Sohn verabschieden…

Der trotz des bekannten Endes über neunzig Minuten spannende Film „Ein Kind wird gesucht“ basiert auf wahren Begebenheiten aus dem Bergischen Land, dem „Fall Mirco“: der Mord an einem zehnjährigen Jungen 2010 erregte deutschlandweit großes Aufsehen. 9.986 Hinweise wurden von der Soko bearbeitet, im Film beispielhaft personalisiert durch Friedericke Wolf, die für die Annahme des 5.000 Anrufers geehrt wird. Er richtet parallel den Blick auf die Opferfamilie, die naturgemäß zunächst im Glauben an Gott schwankt, auch weil ihr Pastor (Thomas Limpinsel) keine Antwort aus christlicher Perspektive weiß. Aber letztlich nicht verzweifelt, sondern erkennt, dass die Vergebung der Tat nicht in erster Linie der Entlastung des Täters dient, sondern der Befreiung der Angehörigen des Opfers.

Die Grundlage für das Drehbuch lieferten zwei im Jahr 2012 erschienene Werke: im Adeo-Verlag kam „Mirco: Verlieren. Verzweifeln. Verzeihen“, geschrieben von den Eltern des Opfers, Sandra und Reinhard Schlitter, zusammen mit dem Journalisten Christoph Fasel sowie die Episode „Das Versprechen“ aus dem Ullstein-Band „Soko im Einsatz“, verfasst vom Mönchengladbacher Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel mit dem Journalisten Bertram Job.

Urs Eggers am 22. September 2017 beim Krimifestival „Tatort Eifel“ in Daun uraufgeführtes und am 15. Dezember 2017 auf Arte erstausgestrahltes neunzigminütiges Dokudrama zeigt, was sonst in diesem besonders hierzulande außerordentlich beliebten Krimi-Genre eher selten passiert: die mühselige und daher oft frustrierende kleinteilige Ermittlungsarbeit der Polizei. Im März 2018 gabs beim Deutschen Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden den Publikums- sowie für Heino Ferch den Darstellerpreis.

Pitt Herrmann


Credits

Regie

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Länge:
89 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Aufführung (DE): 08.01.2018, Wiesbaden, Fernsehkrimi-Festival

Titel

  • Originaltitel (DE) Ein Kind wird gesucht
  • Weiterer Titel (DE) Das Versprechen - Der Fall Mirco

Fassungen

Original

Länge:
89 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Aufführung (DE): 08.01.2018, Wiesbaden, Fernsehkrimi-Festival