An Dorthe Braker, Jahrgang 1945, kam Anfang der 1970er-Jahre über die "Kinofamilie" von Rainer Werner Fassbinder zum Film: Bei "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" (1972) war sie für das Script zuständig, in "Fontane Effi Briest" (1974) hatte sie als Schauspielerin eine kleinere Nebenrolle. Danach fungierte sie bis Anfang der 1980er Jahre vereinzelt als Regieassistentin von Klaus Emmerich.

1990 gründete Brake in München zusammen mit Risa Kes und Sabine Schroth ein Castingbüro, wobei jede von ihnen selbstständig arbeitete. Damit gehörten Brake und ihre Kolleginnen zu den ersten freien Casting-Direktorinnen des deutschen Filmgeschäfts. Die notwenige Grundausstattung war simpel: Telefon, Kamera, Fernseher, Videorekorder und ein Faxgerät. 

Sehr schnell erarbeiteten sich die drei Frauen einen Ruf als versierte Casterinnen. An Dorthe Braker zeichnete unter anderem bei Helmut Dietls "Schtonk" (1992) und "Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1998), Detlev Bucks "Wir können auch anders" (1993) und "Männerpension" (1996) sowie bei Tom Tykwers "Winterschläfer" (1997), "Lola rennt" (1998) und "Der Krieger und die Kaiserin" (2000) für die Besetzung verantwortlich – um nur ein paar wenige Beispiele ihres ersten Jahrzehnts als Casting-Agentin zu nennen.

Neben den oben genannten Filmemachern verband Brake auch mit anderen Regisseur*innen eine langjährige Zusammenarbeit, so zum Beispiel mit Ralf Huettner (u.a. "Die Musterknaben", 1997), Vivian Naefe (u.a. "Die Wilden Hühner", 2005, "Der Geschmack von Apfelkernen", 2013) und vor allem Dominik Graf: Ab "Sperling und das Loch in der Wand" (1996) castete sie praktisch alle seiner Kino- und Fernsehproduktionen, beispielhaft seien der Ensemblefilm "Der rote Kakadu" (2006), die epische Polizeiserie "Im Angesicht des Verbrechens" (2010) und der Historienfilm "Die geliebten Schwestern" (2014) genannt.

Prominente Ensemble-Filme, bei denen Braker für das Casting verantwortlich zeichnete, waren auch Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" (2044), Oskar Roehlers "Elementarteilchen" (2008), Helmut Dietls "Zettl" (2011) und Edgar Reitz' "Die andere Heimat" (2013).

Für Hans Steinbichlers "Polizeiruf 110"-Episode "Schuld" (2012) erhielt Braker (zusammen mit dem Team) den Deutschen Schauspielerpreis für das Beste Ensemble. Beim FernsehfilmFestival Baden-Baden (heute: TeleVisionale) wurde sie 2017 mit einem Ehrenpreis (damals: Hans Abich Preis) ausgezeichnet. Die Münchner "Tatort"-Episode "Freies Land" (2018) brachte ihr beim Preis der deutschen Akademie für Fernsehen eine Nominierung in der Kategorie Bestes Casting ein.

Für ihr Casting bei Dominik Grafs "Fabian oder Der Gang vor die Hunde" (2021) erhielt An Dorthe Brake von der International Casting Directors Association eine Nominierung für den Semiramis Award for Excellence in Casting. Auch ihre jüngsten Besetzungsarbeiten waren für Graf: bei dem Fernsehfilm "Mein Falke" (2022) und der "Polizeiruf 110"-Episode "Jenseits des Rechts" (2024). Im Lauf ihrer Karriere zeichnete Dorthe Braker – von Kolleg*innen respektvoll "Königin des Castings" genannt – bei rund 200 Produktionen für die Besetzung verantwortlich.

Im Jahr 2025 wurde An Dorthe Braker beim Deutschen Filmpreis für ihr Lebenswerk gewürdigt.