Hotte im Paradies

Deutschland 2002 TV-Spielfilm

Inhalt

Hotte, ein Berliner Zuhälter mit nur mäßigem Umsatz, gelingt der Aufstieg im Prostitutionsgeschäft. Er hat drei Frauen, die für ihn anschaffen gehen: Zum einen Rosa, die ihn liebt und sich für ihren Hotte mächtig ins Zeug legt. Die neu engagierte Jenny ist unkonventionell, aber bei den Kunden heißbegehrt und auch Yvonne sorgt für reichlich Umsatz. So genügen Hottes Einnahmen, um sich mit teuren Accessoires auszustatten und zu höherem Ansehen unter den anderen Zuhältern zu gelangen. Doch als Yvonne ihren Job aufgibt und Jenny bei einem anderen Zuhälter anfängt, folgt der Abstieg auf den Höhenflug.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Hotte, ein kleiner Zuhälter in Berlin, will nach oben. Schon um im Kreis der etablierten Milieu-Bosse, die teure Cabrios lenken, goldene Rolex-Uhren tragen und die Geldscheine wie Altpapierbündel beim Roulette verzocken, mithalten zu können. Er kann gut mit Frauen, ist nicht auf den Mund gefallen, hat Charme und Witz und vor allem, das schätzen sie besonders, er ist keine „harte Faust“. Sein Ziel hat er klar vor Augen: mindestes drei Frauen, die für ihn anschaffen, auch so eine Rolex am Arm und ein Jaguar-Coupe vor der Ludenkneipe.

Hotte lebt mit der handfesten Rosa zusammen, die sich für ihn nicht zu schade ist, auf den stressigen, aber ertragreichen Straßenstrich zu gehen, aber auch die noch ganz junge Yvonne schafft für ihn an. „Ich bin immer oben, und wenn ich unten bin, dann ist unten eben oben“: Hotte, dessen T-Shirt den Schriftzug „No Problem“ ziert, genießt es, im Charlottenburger Kiez mit Sportstudio, Sauna und Solarium unbeschwert in den Tag hinein zu leben, während andere für viel weniger Kohle frühmorgens zur Maloche müssen.

Aber es ist andererseits auch harte Arbeit, ein leichtes Leben zu führen. Denn im Milieu herrschen eiserne Gesetze, und die strengen Regeln müssen unbedingt eingehalten werden. Andererseits verlangen auch „seine“ Frauen, mit denen er eine Art Wohngemeinschaft bildet, ihr Recht. Hottes Geschäft floriert und er kann sich seinen Traum erfüllen, eine dritte Frau zu kaufen. Die schöne, zarte und etwas versponnene Jenny wird ihm auf der opulenten Geburtstagsparty des Luden-Königs Peter feilgeboten – da heißt es zugreifen. Er bringt sie sogleich in einer Table-Dance-Bar unter. Und weil ihm auch noch das Kartenglück hold ist, kommen die Rolex und der Jaguar wie von selbst dazu.

Hotte „handelt“ sein Frauen-Trio mit zuhälterischer Eleganz, äußerlich ist alles harmonisch, easy und lustig. Aber Hottes Frauen haben ihren eigenen Kopf. Yvonne hat die Schnauze voll, was man im Milieu „ausgebrannt“ nennt, und kauft sich frei für ein kleinbürgerliches Dasein als Kaufhof-Kassiererin. Und Jenny, in die sich Hotte verliebt hat, was er sich aber nicht eingesteht, lässt sich von Gregor, dem Kopf der Russen-Maffia, abwerben – ohne zu ahnen, worauf sie sich einlässt.

Hotte versucht natürlich, sie wiederzubekommen. Aber ohne handfeste Unterstützung von Peters Gang, die jedem Streit im klug austarierten Machtkartell des Milieus aus dem Wege geht, handelt er sich nur eine heftige Abreibung ein. Nun verbleibt ihm nur noch Rosa, und als die sich einen langwierigen Virus einhandelt, kann er seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem zwielichtig-brutalen Autoverkäufer Stulle nicht mehr nachkommen.

Hotte ist wieder unten, hat kein Geld und keinen Jaguar mehr. Er versetzt seine Rolex, um ein neues Pferdchen anzuwerben. In einer Disco spricht er die hübsche, aber völlig unbedarfte Friseuse Elvira an und richtet sie, erst mit schönen Worten und einem luxuriösen Urlaub, dann auch mit entsprechenden Taten für ihre neuen Aufgaben ab. Sie wird eine gute Anschafferin, die Geschäfte laufen wieder so gut, dass Hotte bald wieder mit ’ner Rolex am Handgelenk im Jaguar sitzt: „Allet tutti“.

Doch dann sieht er zufällig Jenny wieder, verfolgt die von einem finsteren Bodyguard „Beschützte“ bis zu ihrer neuen Arbeitsstätte, einem SM-Club. „Es ist schon komisch, wenn man alles mit sich machen lässt, weil man glaubt, dass man geliebt wird – und dann ist es nicht so“: Die verzweifelte Jenny wird von Hotte mit Gewalt herausgeholt. Damit verletzt er alle Regeln des Milieus und kassiert die übliche Abstrafung – sein Wagen geht in Flammen auf und er landet, von Rosa umsorgt, im Krankenwagen. Aber Hotte kommt wieder: „Man muss im Leben immer einmal mehr aufstehen, als hinfallen.“

Dominik Graf, 2004 beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden mit dem TV-Preis der Deutschen Akademie der darstellenden Künste ausgezeichnet, hat seine Milieustudie „Hotte im Paradies“ wie zuvor „Die Freunde der Freunde“ und „Der Felsen“ mit der digitalen Mini-DV-Kamera drehen lassen, was dem Film einen dokumentarischen Charakter verleiht. Wie auch die bruchlose Verbindung von – im übrigen sämtlich hervorragenden – Filmschauspielern mit geradezu herausragenden Laiendarstellern, allen voran der ehemalige „Bonbon“-Besitzer und Szeneboss Steffen Jakob.

Rolf Basedow und Dominik Graf schildern den Zustand des Westberliner Milieus in den frühen 1990er Jahren, nostalgisch-rückblickend auf die gute alte, durch die Teilung der Stadt auch behütete Zeit rund um den Stuttgarter Platz, die nach der „Wende“ schlagartig vorbei war: Danach kamen „die neuen wilden Kerle aus dem Osten“, so der Regisseur im ARD-Presseheft, die eine ganz andere, beinharte Gangart anschlugen. „Der Film hat was von einem Lehrfilm zur Berufsausbildung. Wir zeigen am Anfang das fröhliche Luder-Leben. Da liegt der Kerl morgens im Bett mit seinen drei Frauen, das ist das pure Klischee und will auch gar nichts anderes sein. Aber recht schnell wird klar: Dieses Leben ist hart – und es wird noch sehr viel härter für Hotte.“

Initiator des leider nur bei seiner Uraufführung auf die große Leinwand gekommen Films ist „sein“ Drehbuchautor Rolf Basedow gewesen: „Er hatte mir Gesprächsprotokolle von einigen Damen und Herren aus der Szene gegeben, und schon diese Interviews fand ich überraschend“, so Graf: „Irgendwann lag dann das Drehbuch auf dem Tisch. Da hatte ich das Gefühl, den Film muss man nur einfach genauso machen, wie er da steht, da darf nichts geändert werden. Die Aufgabe des Regisseurs ist da lediglich, dieses Buch über die Ziellinie zu kriegen, sein Handwerk zur Verfügung zu stellen und sich mit eigenen Visionen zurückzuhalten.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Script

Drehbuch

Kamera

2. Kamera

Kamera-Überwachung

Beleuchter

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Geräusche

Mischung

Musik-Ausführung

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Assistenz

Post-Production

Dreharbeiten

    • Berlin
Länge:
118 min
Format:
DigiBeta, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Stereo
Aufführung:

Uraufführung: 25.10.2002, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung: 10.08.2004, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Hotte im Paradies

Fassungen

Original

Länge:
118 min
Format:
DigiBeta, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Stereo
Aufführung:

Uraufführung: 25.10.2002, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung: 10.08.2004, Arte

Auszeichnungen

Deutscher Fernsehpreis 2005
  • , Beste Schauspielerin Nebenrolle