Inhalt
Während der 65. Geburtstagsfeier ihres Vaters erfährt die junge, engagierte Sylvia Berger, dass ihr Vater nicht ihr, sondern ihrer sechs Jahre älteren Cousine die Leitung des angeschlagenen Familienunternehmens übertragen will. Die Enttäuschung über diese Entscheidung droht Sylvia, die davon träumte, nach dem Studium die Firma zu leiten, völlig aus der Bahn zu werfen. Nach einem heftigen Streit bricht sie mit ihren Eltern, schmeisst ihr Studium und hält sich mit Gelegenheitsprostitution über Wasser. Mit Hilfe eines Freiers, dem Anwalt Hendrik Frieloff, gelingt es ihr schließlich, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Als Sylvia eines Tages von erneuten Finanzproblemen in der Firma ihres Vaters erfährt, schmiedet sie einen Plan, um doch noch an die Spitze des Unternehmens zu gelangen.
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Die 22-jährige Jurastudentin Sylvia kommt in ihrem Auto von Köln aufs elterliche Anwesen, das sehr nach Münsterland oder Bergischem Land aussieht, um den 65. Geburtstag ihres Vaters Carl Berger zu feiern. Sie sollte die Leitung des in finanziellen Schwierigkeiten steckenden elterlichen Dentalunternehmens übernehmen, doch nun bekommt ihre Cousine Manuela den Job. „Es würde zu lange dauern, dir das jetzt alles zu erklären“, bescheidet der dominante Vater knapp und auch von Sylvias Mutter Karen ist keine Hilfe zu erwarten. Die Entscheidung gegen die eigene Tochter, so wird nach und nach deutlich, hat etwas mit der Vergangenheit der einstmals florierenden Firma zu tun, die in der Gründungsphase noch unter „Berger & Berger“ firmierte.
Manuelas Vater war der Kompagnon, verstarb aber kurze Zeit, nachdem er von Sylvias Vater ausbezahlt wurde. Sylvia, die unbekümmert-jugendliche Studentin, die das Studium nicht so ernst nimmt und nebenbei allerhand Dummheiten begeht, hat gegenüber ihrer Cousine die schlechteren Karten, zumal diese mit ihrem neuen Freund Aschenbach einen finanzstarken Partner in den Deal einbringen kann. Und auch noch, das wird aber erst wesentlich später klar, mit Papa Carl Berger ein Verhältnis hat.
Enttäuscht und eifersüchtig auf die toughe Manuela verlässt Sylvia die opulente Geburtstags-Gartenparty, um sich Hals über Kopf ins Kölner Nachtleben zu stürzen. Nach einer Wette mit zwei Freundinnen schläft sie mit der erstbesten Kneipenbekanntschaft und handelt sich prompt Syphillis ein. Dass sie die erste Examensklausur verhaut, kommt noch erschwerend hinzu.
Die Eltern wollen Sylvia wieder nach Hause holen, um sie in der Endphase ihres Studiums besser unter Kontrolle zu haben. Doch die träumt nur von ihrem Zufalls-Lover Rico Schmidt, obwohl der sie schnöde aus seiner Wohnung weist. Die Eltern kündigen Sylvias Wohnung, sie taucht in ein billiges Hotel ab – und beginnt gleich ein neues intimes Verhältnis mit Ben Lüders, einem Aushilfs-Rezeptionisten in ihrer Absteige.
Sylvia zieht zu Ben, beide fahren nach Spanien auf Urlaub, doch als sie zurückkehren, ist auch Sylvias Konto gesperrt. Sie bemüht sich, nun um die letzte Examenschance beraubt, um kleinere Jobs als Kellnerin, ja sogar als Prostituierte. Nur noch einmal, als sie sich gar nicht mehr zu helfen weiß, führt Sylvias unaufhaltsamer Abstieg für eine Nacht zurück ins Elternhaus. Sie hat alle Verbindungen abgebrochen und ihre Eltern versuchen vergeblich, Sylvia auf indirektem Weg über Mittelsmänner nicht aus den Augen zu verlieren. Die hat inzwischen in der Anwaltskanzlei von Hendrik Frieloff einen neuen Job bekommen.
Nach überstandener Probezeit macht sich Sylvia daran, Rache zu nehmen. Sie engagiert ihren Ex-Lover Rico Schmidt, der sich „liebevoll“ um ihre Mutter kümmern soll. Der Deal gelingt: Für ein hübsches Provisionssümmchen unterschreiben Sylvias Eltern einen von Rico vorgelegten Knebelungsvertrag, der binnen kurzer Zeit zur Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens führt. Das wird nun zur leichten Beute für Investoren, die Sylvia mit Hilfe von Hendrik Frielow gewinnen konnte.
Partygesellschaft im Hause Berger: Nun ist Sylvia die neue Chefin, Cousine Manuela muss ihr Büro räumen. Es könnte alles gut werden – da erreicht Sylvia eine niederschmetternde Nachricht: Ben Lüders, ihr einzig wirklicher, uneigennütziger Freund, hat sich das Leben genommen, nachdem sie ihn im Hochgefühl des Erfolges abgewiesen hat. Nur ein kleines, blinkendes rotes Stoffherz bleibt ihr...
„Kalter Frühling“ ist ein spannender, zu Herzen gehender Genrefilm, dessen Heldin eine seelisch labile und moralisch ambivalente junge Frau ist. Also keine Schwarz-Weiß-Zeichnung zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch. Jessica Schwarz überzeugt in der Rolle einer jungen Frau, die sich zunächst hemmungs- und selbstverantwortungslos dem (Liebes-) Rausch hingibt, bevor sie nach und nach die Abgründe und Geheimnisse in der Vergangenheit ihrer Familie aufdeckt und zu dem Entschluss kommt, mit ihrem bisherigen Leben radikal zu brechen. Rache will sie nehmen an allen, die sie bereits abgeschrieben haben, die ihr nichts zutrauen. Und aus diesem Gefühl heraus entwickelt Sylvia ungeahnte Kräfte.
Pitt Herrmann