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Alle Fotos (9)Biografie
Hark Bohm, geboren am 18. Mai 1939 in Hamburg-Othmarschen, wuchs auf der Nordseeinsel Amrum auf. Bereits während seines Jurastudiums in Hamburg, Berlin und Lausanne kam Bohm durch seinen jüngeren Bruder Marquard, der als Schauspieler arbeitete, mit der Welt von Film und Theater in Berührung. Nach dem Abschluss seines Studiums begann Bohm ein juristisches Referendariat, das er jedoch im Jahr 1969 abbrach, um ebenfalls beim Film Karriere zu machen.
Ab Beginn der 1970er Jahre war Bohm als Schauspieler in zahlreichen Filmen von Regisseuren des "Neuen Deutschen Films" zu sehen: So spielte er unter der Regie von Rudolf Thome ("Rote Sonne", 1970), Alexander Kluge ("Der große Verhau", 1971) und vor allem Rainer Werner Fassbinder, mit dem er bis zu dessen Tod im Jahr 1982 insgesamt zwölf Mal zusammenarbeitete.
Nachdem er einige Kurzfilme inszeniert und 1971 gemeinsam mit anderen Filmschaffenden den "Filmverlag der Autoren" gegründet hatte, gab Bohm 1973 sein Debüt als Langfilmregisseur: "Tschetan, der Indianerjunge", eine Mischung aus klassischem Western und Jugendfilm, stieß auf durchweg positive Resonanz und wurde mit dem "Preis der deutschen Filmkritik" ausgezeichnet.
Im Verlauf seiner Regisseurs-Karriere inszenierte Bohm immer wieder Kinder- und Jugendfilme, die sich auf teils humorvolle, meist aber sehr ernsthaft sozialkritische Weise mit der Lebensrealität junger Menschen befassten: so etwa "Ich kann auch 'ne Arche bauen" (1973; TV) mit seinem späteren Adoptivsohn Uwe Bohm (damals noch Uwe Enkelmann) in der Hauptrolle, "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" (1974; TV) nach Christine Nöstlingers Bestseller, "Nordsee ist Mordsee" (1976), ebenfalls mit Uwe Enkelmann in einer Hauptrolle, oder "Moritz, lieber Moritz" (1978) über einen 15-jährigen, der fortwährend mit den Schattenseiten der Erwachsenenwelt konfrontiert wird.
Im Jahr 1979 gehörte Bohm zu Gründern des Hamburger Filmbüros. Im gleichen Jahr initiierte er das Hamburger Filmfestival. Mit "Der Fall Bachmeier" versuchte Bohm sich 1984 an einer filmischen Aufarbeitung eines der Aufsehen erregendsten Kriminalfälle der 1980er Jahre (eine Mutter tötete im Gerichtssaal den Mörder ihres Kindes). Während die Hauptdarstellern Marie Colbin für ihre Leistung mit einem Bundesfilmpreis ausgezeichnet wurde, stieß der Film selbst bei Kritik und Publikum auf eine eher zwiespältige Resonanz.
Seinen größten und nachhaltigsten Erfolg feierte Bohm vier Jahre später mit "Yasemin" (1988): Der Film über einen deutschen Studenten, der sich in eine junge Türkin verliebt und mit der ablehnenden Haltung ihrer (eigentlich sehr liberalen) Familie konfrontiert wird, entwickelte sich zu einem großen Kritiker- und Publikumserfolg, erhielt zahlreiche Filmpreise (unter anderem den Deutschen Filmpreis als Bester Film) und diente auch im Schulunterricht als Grundlage für Diskussionen über Migration und kulturelle Differenzen.
Trotz des Erfolgs von "Yasemin" wurden Bohms Regiearbeiten in den kommenden Jahren immer seltener. Zwischen dem DDR-Drama "Herzlich Willkommen" (1990) und dem Thriller "Für immer und immer" (1997), über ein Kind zwischen zwei Pflegemüttern, vergingen sieben Jahre. Tatsächlich war Bohm in dieser Zeit anderweitig beschäftigt: Nachdem er bereits 1985 gemeinsam mit Jürgen Flimm in Hamburg einen Studiengang Film- und Theaterregie ins Leben gerufen hatte, gründete er 1992 den Studiengang Film an der Universität Hamburg (seit 2004 Teil der Hamburg Media School), den er seither leitete.
Nach dem gelobten TV-Drama "Vera Brühne" (2001), über einen bis heute ungeklärten Kriminalfall aus den 1960er Jahren, legte Bohm 2002 mit dem semidokumentarischen Udo-Lindenberg-Vehikel "Atlantic Affairs" seine bislang letzte Regiearbeit vor.
Auch neben seiner Tätigkeit als Regisseur blieb Hark Bohm stets als Schauspieler aktiv: Im Lauf der Jahrzehnte trat er in rund 90 Kino- und Fernsehproduktionen auf. Auch nach seinem letzten eigenen Film wirkte er in Kino- und Fernsehproduktionen anderer Regisseure mit, meist in kleineren Rollen. So etwa in der Gefängniskomödie "Underdogs" (2007), in Ina Weisses Familiengeschichte "Der Architekt" (2008), Andres Veiels "Wer wenn nicht wir" (2011) und Dani Levys Satire "Der Liebling des Himmels" (2015, TV). Bei Fatih Akins Filmen "Tschick" (2016) und "Aus dem Nichts" (2017) war Bohm als Co-Autor beteiligt. Für das Drehbuch zu letzterem Film wurden Akin und Bohm mit dem Deutschen Filmpreis 2018 ausgezeichnet. Hark Bohm erhielt bei derselben Verleihung die Ehren-Lola für seine herausragenden Verdienste um den deutschen Film.
Als Schauspieler sah man Bohm in Akins Serienmörder-Psychogramm "Der goldene Handschuh" (2019) als Stammgast der titelgebenden Kiez-Spelunke. Weitere Nebenrollen hatte er in Bernd Böhlichs Familiengeschichte "Und der Zukunft zugewandt" (2019) als Vater von Robert Stadlobers Hauptfigur, und in der Münchner "Tatort"-Folge "One Way Ticket" als untergetauchter Stasi-Agent.
Erneut in Zusammenarbeit mit Akin schrieb Bohm das Drehbuch zu dessen Kinofilm "Amrum" (2025), das auf Bohms Kindheitserinnerungen basiert. Aus dem Stoff, den er ursprünglich selbst verfilmen wollte, entwickelte Bohm auch einen Roman gleichen Titels.
