Benno Fürmann, geboren am 17. Januar 1972 in Berlin, verlor im Alter von 15 Jahren beide Eltern und wuchs bei Pflegeeltern auf. Seine Jugendzeit kann man durchaus als "rebellische Suche" bezeichnen – so übte Fürmann sich im "S-Bahn-Surfen", wobei der 17-jährige einen schweren Unfall erlitt. Die Schule brach er 1988 nach der Mittleren Reife ab und schlug sich mit Jobs als Kellner, Kulissenschieber und Türsteher durch. Erste Schauspielerfahrungen sammelte er mit kleinen Rollen in Edgar Reitz' "Die zweite Heimat" und dem Fernsehfilm "Schuld war nur der Bossa Nova".
1992 ging Fürmann nach New York, wo er ein einjähriges Schauspielstudium am renommierten Lee Strasberg Theatre Institute absolvierte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war Fürmann zunächst in kleineren Nebenrollen vor allem in Fernsehfilmen zu sehen. Der Durchbruch gelang ihm 1994/95 mit einer Hauptrolle in Peter Timms Drama "Einfach nur Liebe" sowie seinem Part als Ruhrpott-Tankwart in der RTL-Sitcom "Und tschüss". Es folgten zahlreiche Rollen in Fernsehfilmen wie "Das erste Mal" oder "Landgang für Ringo" (beide 1996).
In der von Dominik Graf entwickelten, hoch gelobten Krimiserie "Sperling" verkörperte er an der Seite von Dieter Pfaff von 1996 bis 1999 einen ebenso sensiblen wie impulsiven Ermittler. Für größeres Aufsehen sorgte Fürmanns eindrucksvolle Verkörperung des Boxers Bubi Schulz in Roland Suso Richters TV-Film "Die Bubi Scholz Story" (1998) – eine Rolle, die ihm den Deutschen Fernsehpreis als "Bester Darsteller" einbrachte.
In den kommenden Jahren widmete Benno Fürmann sich fast ausschließlich seiner Kinokarriere. Einige der interessantesten deutschen Regisseure nutzten sein Talent, gleichermaßen verletzlich-introvertiert, blasiert und rebellisch-entschlossen zu wirken. So arbeitete er mit Filmemachern wie Lars Becker ("Kanak Attack", 2000), Tom Tykwer ("Der Krieger und die Kaiserin", 2000) und Doris Dörrie ("Nackt", 2002) zusammen. Eine seine gerühmtesten Leistungen lieferte er gleichwohl unter der Regie von Christian Petzold in dem psychologischen Drama "Wolfsburg" (2003): Für die nuancenreiche Verkörperung eines Mannes, der nach einer tödlichen Fahrerflucht von Schuldgefühlen gequält wird, erhielt Fürmann den Grimme-Preis. Mit dem Oscar-nominierten "Merry Christmas" (2005), den Kinder- und Jugendfilmen über "Die Wilden Hühner" (2006 & 2007) sowie Marc Rothemunds Komödie "Pornorama" (2007) war Fürmann danach vor allem in publikumsträchtigen Mainstreamproduktionen zu sehen.
Auch in der Kinosaison 2008/2009 blieb Fürmann auf der Kinoleinwand überaus präsent: Er spielte Hauptrollen in so unterschiedlichen Filmen wie dem Bergsteigerdrama "Nordwand", der melodramatischen Dreiecksgeschichte "Jerichow" von Christian Petzold und dem kunstvollen Mystery-Drama "Hinter Kaifeck" von Esther Gronenborn.
Unter der Regie von Roland Suso Richter spielte er in dem gesellschaftskritischen Thriller "Die Grenze" (2010, TV) einen arbeitslosen Werber, der im Auftrag des Verfassungsschutzes eine rechtsextreme Organisation infiltrieren soll. Im gleichen Jahr verkörperte er in dem Drama "Der Mauerschütze" einen DDR-Grenzsoldaten, der 1988 versehentlich einen Flüchtling erschießt und Jahre später von dieser Tat eingeholt wird.
Eine eindrucksvolle Rolle hatte Fürmann auch in dem auf wahren Begebenheiten basierenden Drama "In Darkness" (D/CNA/POL, 2011), als polnischer Jude, der sich 1943 mit anderen Juden in der Kanalisation von Lvov vor den Nazis versteckt. Von seiner finsteren Seite durfte er sich dann als mörderischer "Indianer Joe" in Hermine Huntgeburths Mark-Twain-Verfilmung "Tom Sawyer" (2011) zeigen. Danach standen für Fürmann mehrere komödiantische Rollen auf dem Programm: Als verschuldeter Adelsspross in "Alles Schwindel" (2013, TV), als reicher Schnösel in "Hai-Alarm am Müggelsee" (2013) und als Lebemann, der unerwartet Verantwortung übernehmen muss, in Vanessa Jopps "Der fast perfekte Mann" (2013).
Anfang 2014 startete dann "Der blinde Fleck" in den deutschen Kinos. Fürmann spielte darin einen Fernsehjournalisten, der die Hintergründe des Attentats auf das Münchner Oktoberfest 1980 untersucht. Ebenfalls 2014 spielte er in dem Kinderfilm "Quatsch und die Nasenbärbande" einen Tierpfleger und in der absurden Komödie "Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss" einen Profikiller der EU, der bei seinem ersten Job auf die Liebe seines Lebens trifft.
Unter der Regie von Kadir Sözen gab Fürmann in dem Sozialdrama "Von glücklichen Schafen" (2015) einen Zuhälter, der sich den Hass des Sohnes einer Prostituierten zuzieht; im Ensemble des Dramas "Nachthelle" verkörperte er einen Mann, der mit seinem Lebenspartner während eines Landurlaubs in die Krise einer gemeinsamen Freundin hineingezogen wird. Zu großer Form lief Fürmann in Dietrich Brüggemanns "Heil" auf, einer bitterbösen Satire über einen ostdeutschen Neonazi, der einen Afrodeutschen für seine rassistischen Botschaften einspannt. Auf internationalem Parkett spielte Fürmann eine kleine Rolle in dem amerikanisch-britischen Terrorismus-Thriller "Survivor" (2015) mit Pierce Brosnan.
2016 wirkte Fürmann in gleich drei Fernsehspielen mit: Die Tragikomödie "Zweimal zweites Leben" zeigte ihn als Ehemann einer im Koma liegenden Frau, der eine Beziehung zu einer anderen Frau entwickelt, deren Mann ebenfalls im Koma liegt; in "Die vierte Gewalt" spielte er einen ehrgeizigen Journalisten, der eine Politikerin der Korruption überführen will; und in Stefan Krohmers Komödie "Neu in unserer Familie" gab er einen Familienvater, dessen Versuch, eine "offene Ehe" zu führen, so manche Verstrickungen nach sich zieht.
Eine Kinohauptrolle hatte Fürmann in dem Science-Fiction-Drama "Volt" (2016), als Mitglied einer brutalen Polizeitruppe, die europäische Flüchtlingslager unter Kontrolle halten soll, der aber beginnt, seine Aufgabe in Frage zu stellen. Nach der Premiere beim Filmfest München 2016 startete "Volt" Anfang 2017 in den Kinos.
2017/18 gehörte Fürmann in einer Nebenrolle als Oberst zum großen Ensemble der erfolgreichen Fernsehserie "Babylon Berlin". Auf der Kinoleinwand sah man ihn in der Hauptrolle der Håkan-Nesser-Verfilmung "Intrigo: Tod eines Autors" (2018), als Literaturübersetzer, der in eine mörderische Intrige verwickelt wird.
In den nächsten Jahren sah man Fürmann in so unterschiedlichen Filmen wie der Teenage-Komödie "Get Lucky – Sex verändert alles" (2019), dem Jugenddrama "9 Tage wach" (2020, TV) und der skurrilen Komödie "Die Känguru-Verschwörung" (2022). Daneben stellte er in den Serien "Biohackers" (2020–21), "Club Las Piranjas" (2023) und "Der Palast" (2024) seine Vielseitigkeit unter Beweis. In Veit Helmers mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm ausgezeichneten "Akiko, der fliegende Affe" (2024) verkörperte er einen kauzigen Zoowärter.