Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt
Zürich, Schweiz Zürich, Schweiz

Biografie

Bruno Ganz wurde am 22. März 1941 in Zürichsee geboren. Der Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer Italienerin machte schon während der Schulzeit erste Erfahrungen mit dem Theater und brach die Schule kurz vor dem Abitur ab. Er begann eine Schauspielausbildung am Zürcher Bühnenstudio, verließ es jedoch 1962 ohne Abschluss für sein erstes Engagement am Jungen Theater in Göttingen. 1964 wechselte er an das Theater am Goetheplatz in Bremen, wo seine Zusammenarbeit mit Peter Zadek begann und er erstmals Hauptrollen spielte.

In dieser Zeit machte er erste größere Erfahrungen mit dem Film, nachdem er schon 1961 seine erste kleine Rolle in Karl Suters "Der Herr mit der schwarzen Melone" hatte. So spielte er 1967 in Haro Senfts "Der sanfte Lauf". In dieser Bremer Zeit begegnete er auch dem Theaterregisseur Peter Stein, mit dem sich eine langjährige Zusammenarbeit entwickelte. Ende 1967 war er erstmals in einer Inszenierung von Stein zu sehen, in den nächsten Jahren arbeiteten sie zusammen in München, in Bremen, am Schauspielhaus in Zürich und schließlich 1970 an der Schaubühne am Halleschen Ufer in West-Berlin. Dort wurde Bruno Ganz zu einem der wichtigsten Schauspieler und arbeitete außer mit Stein unter der Regie von Peter Zadek, Luc Bondy und Klaus Michael Grüber. Es entstanden auch viele TV-Aufzeichnungen der Inszenierungen.

Unter Claus Peymanns Regie spielte er 1972 bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung von Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" die Rolle des Arztes und wurde für diese Darstellung als "Schauspieler des Jahres" ausgezeichnet. 1975 verließ Ganz trotz des großen Erfolgs die Berliner Schaubühne, mit Steins "Sommergäste" begann seine regelmäßige Filmarbeit.

Zu dieser Zeit wurde Ganz auch international bekannt, vor allem durch die Rolle des Bilderrahmenmachers Jonathan, der in ein Mordkomplott verstrickt wird, in "Der amerikanische Freund" (1977), seine erste Zusammenarbeit mit Wim Wenders. Für seine Rolle als Graf in der Kleist-Verfilmung "Die Marquise von O" von Eric Rohmer erhielt er 1976 den Bundesfilmpreis für die männliche Hauptrolle.

Es folgten zahlreiche weitere herausragende Rollen, so unter der Regie von Reinhard Hauff als durch einen Schuss der Polizei gehirnverletzter Biogenetiker in "Messer im Kopf" (1978), als Jonathan Harker in Werner Herzogs "Nosferatu"-Neuverfilmung (1978) oder als Kriegsreporter im Libanon in Volker Schlöndorffs "Die Fälschung" (1981). Häufiger war er nun auch in internationalen Produktionen zu sehen, zum Beispiel in Jeanne Moreaus "Lumière" (1976), in der Schweiz in Kurt Gloors "Der Erfinder" (1980), Claude Gorettas "La Provinciale" (Die Verweigerung, 1981) und Alain Tanners "Dans la ville blanche" (In der weißen Stadt, 1983).

1982 führte er erstmals, gemeinsam mit Otto Sander, Regie bei dem Doppelporträt "Gedächtnis. Ein Film für Curt Bois und Bernhard Minetti". 1986 arbeitete Ganz wieder mit Wim Wenders zusammen und spielte die Hauptrolle in dessen "Der Himmel über Berlin". Auch in der Fortsetzung "In weiter Ferne, so nah!" mimte er den Engel Damiel. 1990 war er als versponnener Detektiv "Tassilo" in Hajo Gies’ TV-Serie nach Martin Walsers Hörspielen zu sehen.

Auch wenn Ganz über Jahre nicht auf der Bühne stand, war seine Verbindung zum Theater nicht abgerissen. So nahm er 1982 seine Theaterarbeit an der neueröffneten Schaubühne am Lehniner Platz wieder auf und spielte unter Grübers Regie die Rolle des Hamlet. In den folgenden Jahren stand er wieder öfter auf der Bühne, so bei den Salzburger Festspielen und den Münchner Kammerspielen.

1996 vermachte ihm Josef Meinrad testamentarisch den Iffland-Ring, welcher seit über 100 Jahren an den bedeutendsten Schauspieler deutschsprachiger Bühnen auf Lebenszeit weitervererbt wird – die höchste deutsche Auszeichnung für einen Theaterschauspieler.

Ganz, der immer wieder in fremdsprachigen Produktionen – von französischen über niederländische und italienische bis zu angloamerikanischen – mitgewirkt hatte, spielte 1998 unter der Regie von Theo Angelopoulos in "Mia aioniotita kai mia mera" ("Die Ewigkeit und ein Tag") einen schwerkranken Dichter. Der Film wurde 1998 in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnet. Einen weiteren großen Erfolg bedeutete 2000 die romantische Komödie "Pane e tulipani" ("Brot und Tulpen") von Silvio Soldini, für die Ganz unter zahlreichen anderen Preisen auch den Schweizer Filmpreis erhielt. Für seine Verkörperung Adolf Hitlers in den Tagen vor seinem Ende in Oliver Hirschbiegels kontrovers aufgenommener Großproduktion "Der Untergang" wurde Bruno Ganz erneut für den Deutschen Filmpreis sowie für den Europäischen Filmpreis nominiert.

2006 war Ganz in der erfolgreichen Schweizer Produktion "Vitus" von Fredi M. Murer als Großvater zu sehen, außerdem wirkte er in einigen Fernsehfilmen mit, wie in "Copacabana" (2007) und "Ein starker Abgang" (2008). Für seine internationale Produktion "Youth without Youth" (2007) besetzte ihn Francis Ford Coppola neben Alexandra Maria Lara und André Hennicke. Ein weiteres aufsehenerregendes Projekt folgte mit Uli Edels "Der Baader Meinhof Komplex", der als deutscher Beitrag in den Wettbewerb um den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film geht. Bruno Ganz verkörpert darin Horst Herold, den Präsidenten des Bundeskriminalamts, der im Kampf gegen die RAF deren Motive zu verstehen sucht.

Danach sah man Ganz in Theo Angelopoulos' lyrischem Epos "The Dust of Time" und in einer Nebenrolle von "Der Vorleser". Im Mittelpunkt des Geschehens stand er dagegen in zwei Filmen, die 2010 in den deutschen Kinos starteten: "Das Ende ist mein Anfang", die Verfilmung der Memoiren eines Asien-Korrespondenten des "Spiegel", und "Der große Kater", über einen Schweizer Bundespräsidenten, der das Opfer eines perfiden Intrigenspiels zu werden droht. Außerdem war er 2010 in der Komödie "Giulias Verschwinden" an der Seite von Corinna Harfouch zu sehen. Im selben Jahr wurde er von der European Film Academy beim Europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk geehrt sowie gemeinsam mit Iris Berben zum Präsidenten der Deutschen Filmakademie gewählt. Er übte das Amt bis 2013 aus.

Anfang 2011 startete der von Kritik und Publikum hoch gelobte "Satte Farben vor Schwarz" der jungen Regisseurin Sophie Heldman, in dem Bruno Ganz und Senta Berger ein Ehepaar spielen, das im Angesicht des Todes das Leben noch einmal in vollen Zügen genießt. Eine prägnante Nebenrolle als ehemaliger Stasi-Agent spielte Ganz in der internationalen Koproduktion "Unknown Identity". In dem französischen Sportfilm "Sport de filles" (2011) sah man ihn in einer Paraderolle als abgeklärten ehemaligen Reitchampion, der eine junge, ehrgeizige Reiterin unter seine Fittiche nimmt.

Auf der Berlinale 2013 wurde Bille Augusts Drama "Nachtzug nach Lissabon" uraufgeführt, in dem Ganz eine Nebenrolle als alt gewordener, einstiger Mitläufer des portugiesischen Salazar-Regimes spielte. Im Wettbewerb des Cannes Filmfestivals feierte im gleichen Jahr das Historiendrama "Michael Kohlhaas" (FR/DE) Premiere, in dem Ganz einen alternden, dem Titelheld wohlgesonnenen Gouverneur verkörperte.

Daneben wirkte er 2013 in zwei Filmen des Hollywoodregisseurs Ridley Scott mit: In der Fernsehproduktion "The Vatican" (USA) verkörperte er den Papst, in dem Drogenthriller "The Counselor" (USA) spielte er die wichtige Nebenrolle eines Diamantenhändlers mit Verbindungen zu mexikanischen Drogenkartellen.

Eine starke Rolle hatte Ganz auch in der bitterbösen Gangsterfarce "Kraftidioten" ("Einer nach dem anderen", NO/SE/DK) des norwegischen Regisseurs Hans Petter Moland, die 2014 im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt wurde. Darin spielte er ein Clanoberhaupt, das in einen ebenso aberwitzigen wie blutigen Mafiakrieg hineingezogen wird. Unter der Regie von Barbet Schroeder gab er in dem Drama "Amnesia" (CH/FR 2014) den Großvater eines jungen deutschen DJ auf Ibiza, der eine besondere Beziehung zu einer viel älteren Frau entwickelt. Nach einer kleineren Rolle als Namensvetter eines Nazi-Verbrechers in Atom Egoyans "Remember" (CN/DE 2015) stand Bruno Ganz als gütiger "Almöhi" für eine Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers "Heidi" (DE/CH 2015) vor der Kamera. Für diese Rolle wurde er 2016 für den Schweizer Filmpreis nominiert.

Ebenfalls in der Schweiz drehte Ganz "Un Juif pour l'exemple" (2016), nach der wahren Geschichte des Schweizer Juden Arthur Bloch, der 1942 in der neutralen Schweiz von fünf Nazi-Sympathisanten ermordet wurde. Seine Leistung in diesem Film brachte Ganz 2017 den Schweizer Filmpreis ein; im gleichen Jahr erhielt er beim Schweizer Filmpreis einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Auch beim Bayerischen Filmpreis 2017 wurde er mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Bei der Berlinale 2017 feierten gleich zwei Filme mit Bruno Ganz Premiere: Im Wettbewerb lief Sally Potters bissiges Gesellschaftsporträt "The Party", mit Ganz als einem Gast der titelgebenden Feier; in der Sektion Berlinale Special lief Matti Geschonnecks "In Zeiten des abnehmenden Lichts", mit Ganz als kommunistischem Familienpatriarchen in der DDR 1989, der eine Rückschau auf sein Leben hält. Für diese Rolle war Ganz für den Deutschen Filmpreis 2017 als Bester Darsteller nominiert. Ebenfalls 2017 stand er unter der Regie des Amerikaners Terrence Malick für "Radegund" (US/DE; noch ohne Starttermin) vor der Kamera, einem im Jahr 1943 spielenden Drama über den österreichischen Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter.

Das preisgekrönte Flüchtlings- und Jugenddrama "Fortuna" (CH/BE 2018), das im Rahmen der Berlinale Premiere feierte, zeigte ihn als Geistlichen, der sich Geflüchteten aus Äthiopien annimmt. Lars von Trier besetzte Ganz in seinem umstrittenen Serienmörder-Porträt "The House That Jack Built" (2018) als mysteriösen Vertrauten der Hauptfigur. In Nikolaus Leytners Romanverfilmung "Der Trafikant" (DE/AT 2018) verkörperte Bruno Ganz den 82 Jahre alten Sigmund Freud.

Seine letzten Rollen hatte Ganz in dem Drama "The Witness" (CH/MK/IE 2018), als Schlüsselzeuge im Prozess gegen einen serbischen Kriegsverbrecher, und in Terrence Malicks mit Spannung erwartetem Zweiter-Weltkriegsdrama "Radegund" (US/DE, Start: 2019).

Am 16. Februar 2019 starb Bruno Ganz in Zürich.

FILMOGRAFIE

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