Bruno Ganz ist gestorben

Bruno Ganz, einer der besten und bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler, ist tot. Er wurde 77 Jahre alt.

 

Über Jahrzehnte hinweg war Bruno Ganz einer der Großen seines Fachs, auf der Bühne und im Film. Zur Schauspielerei kam der in Zürich geborene Sohn eines Schweizers und einer Italienerin bereits in jungen Jahren. Nachdem seine Leidenschaft geweckt war, brach er die Schule kurz vor dem Abitur ab und begann eine Schauspielausbildung am Bühnenstudio Zürich – welches er jedoch ebenfalls ohne Abschluss verließ, um 1962 sein erstes Engagement am Jungen Theater in Göttingen anzutreten.

Nach Stationen in Bremen und Zürich kam Ganz 1970 zur Berliner Schaubühne, die auch dank ihm bald zu einem Dreh- und Angelpunkt des europäischen Theaterlebens avancierte. Dort feierte Ganz Triumphe unter anderem in den Titelrollen von "Peer Gynt" und "Kleists Traum vom Prinzen Homburg". Ein langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit dem Regisseur Peter Stein, mit dem er im Lauf der Jahrzehnte zahlreiche Bühnenprojekte realisierte.

Ab Mitte der siebziger Jahre konzentrierte Bruno Ganz sich dann immer stärker auf den Film. Für seine Verkörperung des Grafs in der Kleist-Verfilmung "Die Marquise von O" (DE/FR) erhielt er 1976 den Bundesfilmpreis. Durch seine Rolle in Wim Wenders' "Der amerikanische Freund" (1977) wurde er international bekannt.

Mit seinen Leistungen in Werner Herzogs "Nosferatu" (1978) und vor allem in Wim Wenders' Klassiker "Der Himmel über Berlin" (1987) baute er seine Position als einer der auch international renommiertesten deutschsprachigen Charakterdarsteller aus. Er drehte mit Regisseuren wie Theo Angelopoulos, Francis Ford Coppola, Bille August und Ridley Scott; ein überragender Publikumserfolg war im Jahr 2000 die schweizerisch-italienische Romantikkomödie "Pane e tulipani" ("Brot und Tulpen"), für die Ganz unter anderem den Schweizer Filmpreis erhielt – nur eine von mehr als zwei Dutzend Auszeichnungen, die ihm im Lauf seiner Karriere zuteil wurden.

Seine vielleicht berühmteste Rolle spielte Bruno Ganz als Adolf Hitler in Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" (2004), eine Darstellung, die weltweit für Aufsehen sorgte und nach Ganz' eigenem Bekunden ein Einschnitt in seinem künstlerischen Wirken war.

Weitere wichtige, teils preisgekrönte Rollen hatte er unter anderem als BKA-Chef Horst Herold in "Der Baader Meinhof Komplex" (2008), als charmante Zufallsbekanntschaft der Hauptfigur in "Giulias Verschwinden" (CH 2009) und als gütiger Großvater in "Heidi" (CH/DE 2015) – um nur ein paar wenige zu nennen. Insgesamt umfasst Ganz' Filmografie weit über 100 Titel.

Daneben blieb Ganz jedoch stets dem Theater verbunden. Im Sommer 2018 sollte er bei den Salzburger Festspielen den Erzähler in Mozarts "Die Zauberflöte" geben. Doch aus gesundheitlichen Gründen kam es dazu nicht mehr.

Im Kino brillierte er zuletzt als Sigmund Freud in "Der Trafikant" (DE/AT 2018) und als geheimnisvoller Gesprächspartner eines Serienmörders in Lars von Triers viel diskutiertem "The House That Jack Built" (DK/FR/DE 2018). Die Premiere von Terrence Malicks mit Spannung erwartetem Weltkriegsdrama "Radegund" (US/DE 2019), in dem er einen Richter spielte, erlebte er nicht mehr.

Am 16. Februar 2019 starb Bruno Ganz im Alter von 77 Jahren in seiner Geburtsstadt Zürich.