Deutscher Filmpreis 2022: Jürgen Jürges erhält den Ehrenpreis für seine herausragenden Verdienste um den Deutschen Film

Eine Woche vor der Bekanntgabe der Nominierungen am 12. Mai gibt die Deutsche Filmakademie einen ersten Preisträger bekannt: Der Kameramann Jürgen Jürges wird bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Filmpreises mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet. Der große Abend des deutschen Films findet am 24. Juni 2022 im Palais am Funkturm in Berlin statt. Das Erste überträgt die Gala am gleichen Abend.

 

"Jürgen Jürges ist ein Meister des Lichts. Durch seine unübertroffene Einfühlsamkeit für Figuren und Geschichten und sein einzigartiges Gespür für Stimmungen und Bilder hat er in über fünf Jahrzehnten den deutschen Film entscheidend geprägt. Wer das Glück hat, mit ihm arbeiten zu dürfen, erlebt nicht nur seine einzigartige künstlerische Qualität, sondern auch einen Menschen von absoluter Integrität und großem Feingefühl, der tief in die menschliche Seele blickt und genau das in seinen Bildern spürbar macht", so das jüngst gewählte Präsident*innenduo Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger.

Die Schauspielerin Alexandra Maria Lara ergänzt: "Ich habe mich vor Jürgen Jürges' Kamera und in seinem Licht unglaublich sicher und aufgehoben gefühlt. Für mich war er in der gemeinsamen Arbeit an Helmut Dietls "Vom Suchen und Finden der Liebe" viel mehr als "nur" der Kameramann. Er war ein wunderbarer Begleiter." Und auch Florian Gallenberger, der als Regisseur mehrfach mit Jürges zusammenarbeitete, freut sich über die Wahl des diesjährigen Ehrenpreisträgers: "Eigentlich verdanke ich Jürgen Jürges alles. Ich habe meine ersten drei Filme mit Jürgen gemacht und für mich wird er immer der wichtigste Gefährte auf meinem filmischen Weg sein. Von niemandem habe ich mehr gelernt. Seine Hingabe an den Film, sein Respekt vor allen Beteiligten und sein tiefes Verständnis vom Geschichten-erzählen, sind unübertroffen. Danke Jürgen!"

Der 1940 in Hannover geborene Jürgen Jürges gilt als einer der Profiliertesten seines Fachs. Bei über einhundert deutschen und internationalen Kinoproduktionen war der "stille Meister des Lichts" (Filmdienst) für die Bildgestaltung verantwortlich. Seine Karriere begann Jürges Mitte der 60er Jahre als Kameraassistent, ab 1970 prägte er als Chefkameramann das Erscheinungsbild des Neuen Deutschen Films entscheidend mit. Er arbeitete bei "Angst essen Seele auf" (1973), "Effi Briest" (1973) und "Satansbraten" (1975) mit Rainer Werner Fassbinder zusammen, führte die Kamera bei Robert van Ackerens "Die flambierte Frau" (1982) und "Die Venusfalle" (1987), feierte mit Uli Edels "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) Erfolge und gestalte das Bild bei "Eisenhans" (1982) von Tankred Dorst. Mit Michael Haneke arbeitete er an "Funny Games" (1996), "Code inconnu" (1999) und "Wolfzeit" (2002), mit Helmut Dietl bei "Vom Suchen und Finden der Liebe" (2004) zusammen. Für Florian Gallenberger gestaltete er "Schatten der Zeit" (2004) und "John Rabe" (2007). Ab 2008 arbeitete Jürges für mehrere Jahre an dem filmischen Experiment "DAU" von Ilya Khrzhanovsky, 2013 stand er für Wolfgang Beckers "Ich und Kaminski" hinter der Kamera. Seine aktuellste Arbeit ist der Kurzfilm "DVA Slova" (2022) von Michael Siebert, der spontan nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an einem Wochenende entstanden ist und vom Zusammentreffen einer ukrainischen Soldatin und einem russischen Soldaten erzählt.

Für seine Kameraführung wurde Jürgen Jürges mit zahlreichen Preisen gewürdigt, darunter dreimal mit dem Deutschen Filmpreis, dreimal mit dem Deutschen Kamerapreis und einmal mit dem Ehrenpreis. Er erhielt den Adolf-Grimme-Preis, wurde zweimal mit dem Bayerischen Filmpreis bedacht und für seine Kameraführung in Khrzhanovskys "DAU. Natasha" erhielt er den Silbernen Bären der 70. Berlinale in der Kategorie "Herausragende künstlerische Leistung". Den Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film wird Jürgen Jürges am 24. Juni im Berliner Palais am Funkturm persönlich in Empfang nehmen.

Weiterführende Informationen inklusive einer Fotogalerie finden Sie hier.

Zu den Preisträger*innen, die von der Deutschen Filmakademie bisher mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet wurden, zählen Senta Berger (2021), Edgar Reitz (2020), Margarethe von Trotta (2019), Hark Bohm (2018), Monika Schindler (2017), Regina Ziegler (2016), Barbara Baum (2015), Helmut Dietl (2014), Werner Herzog (2013), Michael Ballhaus (2012), Wolfgang Kohlhaase (2011), Bernd Eichinger (2010), Vicco von Bülow (2009), Alexander Kluge (2008), Armin Müller-Stahl (2007) und Erna Baumbauer (2006).

Die Wahl des Ehrenpreises erfolgt durch eine Auswahlkommission, die der Vorstand aus den Mitgliedern, den Fördermitgliedern und dem Freundeskreis der Deutschen Filmakademie bestimmt. Der diesjährigen Kommission, unter dem Vorsitz des ehemaligen Akademie-Präsidenten Ulrich Matthes, gehörten Kalle Friz (Fördermitglied/Produzent & Filmverleiher), Dennenesch Zoudé (Vorstandsmitglied/Schauspielerin), Sherry Hormann (Mitglied/Regisseurin), Ali Samadi Ahadi (Mitglied/Regisseur), Ewa Karlström (Mitglied/Produzentin), Thomas Kufus (Mitglied/Produzent), Matthias Müsse (Mitglied/Szenenbildner), Katja Eichinger (Freundin/Autorin & Journalistin) und An Dorthe Braker (Mitglied/Casting) an.

Der Deutsche Filmpreis – die renommierteste und höchstdotierte Auszeichnung für den deutschen Film – ist mit Preisgeldern der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in einer Gesamthöhe von knapp 3 Mio. Euro dotiert und wird nach der Wahl durch die Mitglieder der Deutschen Filmakademie von Kulturstaatsministerin Claudia Roth verliehen. Die Verleihung ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), produziert von der Deutschen Filmakademie Produktion GmbH.

Weitere Informationen und Quelle:

www.deutscher-filmpreis.de

www.deutsche-filmakademie.de