Darsteller, Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Kamera, Bauten, Schnitt, Ton, Sonstiges, Musik, Produzent, Produktionsleitung
Halberstadt

Biografie

Alexander Kluge, der als Autor nicht nur innovative Filme und Fernsehformate, sondern auch bedeutende literarische Texte und Theorieschriften hervorgebracht hat, wurde 1932 als Arztsohn in Halberstadt geboren. Seine intellektuelle Laufbahn begann nach der Schulzeit in Halberstadt und Berlin mit dem Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Kirchenmusik in Marburg und Frankfurt am Main, wo er unter anderem Vorlesungen von Theodor W. Adorno besuchte. Im Alter von 24 Jahren promovierte er mit der Dissertationsschrift "Die Universitätsselbstverwaltung".

1958 legte er das Assessorexamen ab und wurde in Berlin und München als Rechtsanwalt aktiv; zugleich nahm er seine schriftstellerische und künstlerische Arbeit auf und wandte sich dem Film zu. Seine ersten Lektionen konnte er sich bei einem aus dem Exil zurückgekehrten Übervater des deutschen Films holen: Fritz Lang inszenierte damals "Das indische Grabmal" für Artur Brauners Produktionsfirma CCC, wo Kluge als Volontär tätig war. 1960 drehte er mit Peter Schamoni in München seinen ersten Kurzfilm "Brutalität in Stein", der sich mit nationalsozialistischer Architektur beschäftigte (die Dreharbeiten tauchen später in einer Episode von Edgar Reitz' "Die Zweite Heimat" auf).

Als 1962 im "Oberhausener Manifest" der Anspruch verkündet wurde, den "neuen deutschen Film" zu schaffen, gehörte Kluge zu den Unterzeichnern und treibenden Kräften. Im selben Jahr übernahm er mit Edgar Reitz und Detten Schleiermacher die Leitung der Filmabteilung an der Ulmer "Hochschule für Gestaltung" und gründete seine eigene Produktionsfirma, die bis heute existierende Kairos Film. Er war außerdem Mitbegründer des Kuratoriums Junger Deutscher Film und engagierte sich für die gesetzliche Regelung der Filmförderung, mit der er sich als Jurist schon befasst hatte.

Bis die im Oberhausener Manifest theoretisch postulierte Ablösung des "alten" Kinos ihre Umsetzung fand, dauerte es noch einige Jahre; wiederum war es Kluge, der mit seinem programmatisch betitelten Langspielfilmdebüt "Abschied von gestern" (1966) den international honorierten Durchbruch für den Neuen Deutschen Film schuf. In weiteren Essayfilmen wie "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968) oder "Gelegenheitsarbeit einer Sklavin" (1973) entwickelte Kluge seinen assoziativ-analytischen Stil fort. In dem Kurzfilm "Ein Arzt aus Halberstadt" (1970) porträtierte er seinen Vater, der als so genannter "Opernarzt" allabendlich für Notfälle in Theatervorstellungen saß; die Oper als "Kraftwerk der Gefühle" kehrt in Kluges Werk immer wieder.

Mit Edgar Reitz zusammen drehte er "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod" (1974) und beteiligte sich in den Folgejahren an mehreren politischen Kollektivfilmprojekten: "Deutschland im Herbst" (1978), "Der Kandidat" (1980) und "Krieg und Frieden" (1983). Zu seinen wichtigsten Filmen der 1980er Jahre gehören "Die Macht der Gefühle" (1983) und "Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit" (1985). Wenn auch die Form seiner Filme keine Schauspielstars im eigentlichen Sinne produzierte, kam doch Hannelore Hoger diesem Status zumindest sehr nahe. Daneben trat auch seine Schwester Alexandra Kluge mehrfach als Darstellerin auf.

Film- und Kulturpolitik war Kluge stets ein Anliegen; seine erste Publikation war die Schrift "Kulturpolitik und Ausgabenkontrolle" (1960). Ab 1964 veröffentlichte er auch Romane ("Schlachtbeschreibung"), Erzählungen und Essays. Zuletzt erschien im Jahr 2003 "Die Lücke, die der Teufel lässt". Für sein schriftstellerisches Werk wurde Kluge immer wieder mit renommierten Preisen ausgezeichnet: Fontane-Preis (1979), Kleist-Preis (1985), Lessing-Preis (1990), Heinrich-Böll-Preis (1993), Ricarda-Huch-Preis (1996), Schiller-Preis (2001), Georg-Büchner-Preis (2003).

1973 erhielt er eine Honorarprofessur an der Johann Wolfgang von Goethe Universität Frankfurt am Main und begann seine Zusammenarbeit mit dem Soziologen Oskar Negt, mit dem er u.a. "Öffentlichkeit und Erfahrung" (1973), "Geschichte und Eigensinn" (1981), "Maßverhältnisse des Politischen" (1992) und zuletzt "Der unterschätzte Mensch" (2001) veröffentlichte. Film- bzw. medientheoretische Überlegungen formulierte er u.a. in seiner "Bestandsaufnahme - Utopie Film" (1983). Kluges Denken ist von Walter Benjamin, von der Frankfurter Schule und von Habermas beeinflusst – von zentraler Bedeutung ist für ihn der Begriff der "Öffentlichkeit".

Als sich Ende der 1980er Jahre in Deutschland das Privatfernsehen durchsetzte, nutzte Kluge ein Gesetz, das die Anbieter verpflichtet, Sendeplätze für unabhängige Kulturmagazine zur Verfügung zu stellen. Um seine Idee des "Herausgeber-Fernsehens" zu verwirklichen, gründete er 1988 die Produktionsfirma dctp (Development Company for Television Programs), an der u.a. auch der SPIEGEL-Verlag beteiligt ist. Die dctp sendete zunächst auf RTL und SAT 1, ab 1993 auch beim damals neu gestarteten Sender VOX, an dem sich die dctp als Anteilseigner beteiligte und während der Krise des Senders 1994 sogar vorübergehend die Federführung übernahm.

Zu Kluges Fernsehformaten gehörten die Kulturmagazine "Prime Time/Spätausgabe", "10 vor 11/Ten to Eleven" sowie "News & Stories". Bis 2018 sendete er wöchentlich ungewöhnliche dokumentarische Einsichten und historische Seitenblicke. So hat sich für ihn bewahrheitet, was er 1968 seine Hauptfigur aus "Die Artisten..." Leni Peickert sagen ließ: "Irgendwann wächst alles zusammen – die Liebe zur Sache, die Romane und die Fernsehtechnik."

Anlässlich von Alexander Kluges 75. Geburtstag erschien 2007 eine 16 DVDs umfassende Edition aller 57 Kinofilme (Kurz- und Spielfilme, ergänzt durch ausgewählte Fernseharbeiten und Texte). Gemeinsame Herausgeber waren das Goethe-Institut, das Filmmuseum München und die Kulturstiftung des Bundes. Im gleichen Jahr wurde Kluge mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Im Jahr darauf erhielt er beim Deutschen Filmpreis einen Ehrenpreis für seine "hervorragenden Verdienste um den deutschen Film". 2009 folgte der Theodor-W.-Adorno-Preis, 2010 beim Grimme-Preis eine Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes für Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens.

Zur Ruhe setzt sich Kluge trotz solcher Lebenswerk-Ehrungen aber nicht. Er drehte Dokumentarfilme wie "Der Deutschlandkomplex" (2009, zusammen mit Stefan Aust) und "Mensch 2.0 - Die Evolution in unserer Hand" (DE/CH 2012, zusammen mit Basil Gelpke) und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Auch wurden ihm mehrere Ausstellungen gewidmet, unter anderem in der Pariser Cinémathèque française (2013) und in der Deutschen Kinemathek in Berlin (2014).

2017 wurde Kluge mit dem Jean-Paul-Preis für sein literarisches Lebenswerk geehrt. Ebenfalls 2017 realisierte er am Essener Museum Folkwang unter dem Titel "Alexander Kluge. Pluriversum." seine erste eigenständige Ausstellung. Bei den Filmfestspielen von Venedig stellte Kluge Ende August 2018 einen neuen Film vor, den experimentellen Filmessay "Happy Lamento". Der deutsche Kinostart folgte im Juni 2019.

Zwei Jahre später folgte "Orphea", bei dem er mit Khavn De La Cruz Regie führte, eine höchst eigenwillige Interpretation des Orpheus-Mythos mit Lilith Stangenberg in der Titelrolle. Der Film wurde bei der Berlinale 2020 in der Sektion Encounters uraufgeführt und startete im Sommer 2021 in den Kinos.

FILMOGRAFIE

2023
  • Regie
  • Kamera
  • Production Design
  • Schnitt
  • Ton-Design
  • Produzent
2019/2020
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2019/2020
  • Produzent
2017/2018
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2011/2012
  • Regie
  • Drehbuch
  • Ausführender Produzent
2007
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2007
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2006
  • Mitwirkung
2002
  • Regie
  • Drehbuch
1998
  • Regie
199?
  • Regie
  • Drehbuch
1994/1995
  • Mitwirkung
1991
  • Mitwirkung
1988
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1985/1986
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1984/1985
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1981-1983
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1981-1983
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Co-Produzent
1981-1983
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1980
  • Mitwirkung
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Co-Produzent
1977-1979
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1977/1978
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Schnitt
  • Co-Produzent
1969/1977
  • Regie
  • Drehbuch
  • Ausstattung
  • Produzent
1977
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1975/1976
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1974
  • Regie
  • Drehbuch
  • Ausstattung
  • Musik
  • Produzent
1973
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1973
  • Regie
  • Produzent
1973
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1969-1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1969/1970
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1969/1970
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1967/1969
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1967/1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1967
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1966/1967
  • Drehbuch
1965/1966
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Vorlage
  • Produzent
1966
  • Regie
  • Produzent
1964/1965
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1962/1963
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1960/1961
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1961
  • Regie
  • Produzent
1961
  • Regie
  • Drehbuch
1961
  • Regie
  • Produzent
1958/1959
  • Regie-Volontär
1958/1959
  • Regie-Volontär