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Wolfgang Liebeneiner

Weitere Namen
Wolfgang Georg Louis Liebeneiner (Geburtsname)
Date of Birth
10/06/1905 - 12:00
Geburtsort
Liebau, Niederschlesien (heute Lubawka, Polen)
Sterbedatum
11/28/1987 - 12:00
Sterbeort
Wien, Österreich
Biografie

Wolfgang Georg Louis Liebeneiner, geboren am 6. Oktober 1905 in Liebau im damaligen Niederschlesien (heute: Lubawka, Polen), studierte ab 1924 Philosophie, Germanistik und Geschichte in Innsbruck, Berlin und (ab 1926) München. Durch seine Mitgliedschaft und spätere Leitung der Akademischen Spielschar München wurde 1928 Otto Falckenberg auf ihn aufmerksam, damals Direktor der Münchner Kammerspiele. Er engagierte Liebeneiner in sein Ensemble, wo dieser noch im gleichen Jahr in einer Inszenierung von Wedekinds "Frühlingserwachen" in der Hauptrolle des Melchior Gabor debütierte. Angesichts dieses Erfolgs brach Liebeneiner sein Studium ab, um sich ganz auf die Schauspielerei zu konzentrieren. 1930 trat er erstmals am Deutschen Theater Berlin auf, dessen Ensemble er von 1932 bis 1934 angehörte.

Sein Debüt als Filmschauspieler gab Liebeneiner 1931 als romantischer englischer Leutnant in "Die andere Seite". Zwei Jahre später verkörperte er in Max Ophüls' melancholischer Schnitzler-Verfilmung "Liebelei" (1933) einen österreichischen Offizier, dem die überkommenen Ehrvorstellungen seiner Zeit zum Verhängnis werden. In den nächsten drei Jahren wirkte Liebeneiner in rund 20 Spielfilmen mit, wobei er meist als galanter, gerne aus dem künstlerisch-intellektuellen Milieu stammender Liebhaber besetzt wurde.

Ab 1936 ging es mit Liebeneiners Karriere rasant voran. Gustaf Gründgens engagierte ihn ans Staatstheater, wo er bis zur Schließung 1944 als Regisseur und Schauspieler tätig war. 1937 gab er mit der Komödie "Versprich mir nichts!" sein Debüt als Filmregisseur und wurde kurz darauf in den Aufsichtsrat der Produktionsfirma Terra berufen. Von 1938 bis 1944 war er Leiter der künstlerischen Fakultät der Filmakademie Babelsberg, 1939 wurde er ehrenamtlicher Leiter der Fachschaft Film in der Reichsfilmkammer. 1942 wurde er Mitglied des Präsidialrats der Reichstheaterkammer. Von 1942 bis 1945 fungierte er als Produktionschef der Ufa.

Aber auch als Regisseur blieb Wolfgang Liebeneiner aktiv. Seine Filme zeichneten sich durch eine Besetzung mit prominenten Schauspielern des Staatstheaters und durch ein hohes handwerkliches Niveau aus. Auf formaler Ebene ließ sich ein gewisses Bemühen um ungewöhnliche filmische Ausdrucksmittel erkennen, wie etwa der Einsatz der subjektiven Kamera in "Der Florentiner Hut" (1939). Wenngleich Liebeneiners Filme dieser Jahre mehrheitlich als unpolitische Unterhaltungsware gelten, entsprachen sie in ihrer Propagierung von "Tugenden" wie Verzicht und Gehorsam doch ganz dem Geist der Nazis.

Drei seiner Filme aus der Nazizeit stechen indes durch ihren politischen Gehalt hervor: Die historischen Dramen "Bismarck"(1940) und "Die Entlassung" (1942) stellen den "Eisernen Kanzler" Otto von Bismarck als Vorläufer Adolf Hitlers dar und verbrämen Hitlers Politik als Erfüllung von Bismarcks Zielen. Das berühmt-berüchtigte Drama "Ich klage an" (1941) behandelte vordergründig einen Fall von Tötung auf Verlangen: Ein Arzt verhilft seiner schwerkranken Frau zum Tod. Parallel dazu erzählt der Film aber auch von einem geistig behinderten Kind, dessen Zustand den kritischen Freund des Arztes von der Sinnlosigkeit einer Erhaltung allen menschlichen Lebens überzeugt. Der propagandistische Trick lag in der Umkehrung dieser beiden Handlungen: Der Fall von Tötung auf Verlangen diente zur Rechtfertigung der Euthanasie und nicht umgekehrt. Historikern gilt "Ich klage an" als ebenso gezielte wie perfide Rechtfertigung der Nazis für ihre systematische Ermordung behinderter Menschen.

1944 heiratete Liebeneiner in zweiter Ehe die Schauspielerin Hilde Krahl, die zwischen 1941 ("Das andere Ich") und 1952 ("1. April 2000") in fast all seinen Filmen die Hauptrolle spielte. Ebenfalls 1944 begann Liebeneiner mit den Dreharbeiten zu dem von Joseph Goebbels besonders geförderten Propagandafilm "Das Leben geht weiter", der den Überlebenswillen einer deutschen Familie im zerbombten Berlin demonstrieren sollte. Der Film wurde jedoch nicht vollendet, das Material gilt bis heute als verschollen.

Nach Kriegsende erhielt Liebeneiner bereits im Herbst 1945 vom Kulturausschuss eine Arbeitserlaubnis, die 1947 von einer Entnazifizierungs-Kommission bestätigt wurde. Er arbeitete bis 1954 an den Kammerspielen, wo er 1947 Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür" inszenierte. Mit der Leinwandadaption des Stücks unter dem Titel "Liebe 47" kehrte Liebeneiner 1948/49 auch zur Filmregie zurück. Hauptdarstellerin Hilde Krahl wurde für ihre Verkörperung einer lebensmüden Kriegswitwe beim Locarno Filmfestival ausgezeichnet.

Das Kriminal- und Beziehungsdrama "Der Weibsteufel" (AT 1951) sowie der satirische Science-Fiction-Film "1. April 2000" (AT 1952) liefen im Wettbewerb des Cannes Filmfestivals. Liebeneiner selbst bezeichnete seine ersten Nachkriegsfilme als "avantgardistische Versuche". Nach einigen kommerziellen Flops (zuletzt 1953 mit "Das tanzende Herz") wendete er sich dem reinen "Publikumsfilm" zu. Besonders erfolgreich war in dieser Schaffensphase seine Zusammenarbeit mit Ruth Leuwerik, mit der er zwischen 1956 und 1958 sechs Filme drehte, darunter die überaus erfolgreiche musikalische Biografie "Die Trapp-Familie" (1956), das Preußen-Melodram "Königin Luise" (1957) und das Kriegsgefangenendrama "Taiga" (1958).

Im Theaterbereich gehörte Liebeneiner von 1954 bis 1958 zum Ensemble des Wiener Theaters in der Josefstadt; danach war er neben der Filmregie als freier Theaterregisseur tätig. 1962 inszenierte er an der Wiener Volksoper mit Sullivans "Der Mikado" erstmals eine Operette. In den nächsten Jahren folgten Inszenierungen von Opern und Operette unter anderem in Wien, Zürich und Düsseldorf sowie Theaterinszenierungen an den Hamburger Kammerspielen.

Ab 1963 arbeitete Liebeneiner fast ausschließlich fürs Fernsehen. Er adaptierte Theaterstücke, Opern und Operetten, dreht erfolgreiche Fernsehspiele und Mehrteiler wie "Die Schatzinsel" (1966), "Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer" (DE/FR 1968) und "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" (AT/DE 1972-76).

Seine letzten Kinofilme waren das Medizinerdrama "Das chinesische Wunder" (1976) mit Senta Berger und Heinz Rühmann und der aufwändige Historienfilm "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" (1978), eine Verfilmung des Schauspiels von Goethe über den historischen Ritter von Berlichingen. Bis Mitte der 1980er Jahre inszenierte Liebeneiner noch einige Fernsehspiele, darunter die Komödie "Der Mustergatte" (1983) mit Harald Juhnke und Gritt Boettcher, ein Remake seines eigenen Films von 1937, in dem Heinz Rühmann die Hauptrolle gespielt hatte.

Am 28. November 1987 starb Wolfgang Liebeneiner in Wien.

 
Filmography
2001/2002
Das Leben geht weiter
  • Mitwirkung
1983
Montagsgeschichten (I)
  • Regie
1983
Der Mustergatte
  • Regie
  • Drehbuch
1982
Der Garten
  • Regie
1983
So oder so ist das Leben III. Vier unterhaltsame Episoden um das Thema Bekanntschaften
  • Regie
1983
Ein Mann für alle Fälle. Folge 4
  • Regie
1982
So oder so ist das Leben II. Vier unterhaltsame Geschichten um das Thema Liebe
  • Regie
1981
Gustav Knuth - Ein Mime wird 80
  • Regie
1980/1981
Leute wie Du und ich (III)
  • Regie
1980
Leute wie Du und ich (II)
  • Regie
1980
Das Drehbuch
  • Regie
1979
Nachbarn und andere nette Menschen
  • Regie
1979
Ein Mann für alle Fälle. Folge 3
  • Regie
1978/1979
Ein Mann für alle Fälle. Folge 2
  • Regie
1978
Der Abschußtag
  • Regie
1978
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
  • Regie
  • Drehbuch
1976
Das kleine Hofkonzert
  • Regie
1976
Das chinesische Wunder
  • Regie
1974
Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Teil 7-13
  • Regie
1972/1973
Geschichten zu zweit
  • Regie
1973
Schwarzwaldmädel
  • Regie
  • Drehbuch
1973
Verwandte sind auch Menschen
  • Regie
  • Drehbuch
1973
La belle Epoque
  • Regie
1972/1973
Eine egoistische Liebe
  • Regie
1972
Plaza Fortuna
  • Regie
1972
Gasparone
  • Regie
  • Drehbuch
1972
Der Hutmacher
  • Regie
1971
Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Teil 1-6
  • Regie
1971
Die sieben Ohrfeigen
  • Regie
1971
Besuch auf einem kleinen Planeten
  • Regie
1970
Eine konsequente Frau
  • Regie
1970
Ein Mädchen für alles
  • Regie
1970
Scher Dich zum Teufel, mein Engel
  • Regie
1969
Abel, wo ist dein Bruder?
  • Regie
1969
Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft
  • Regie
1969
Mamsell Nitouche
  • Regie
  • Drehbuch
1968/1969
Mister Barnett
  • Regie
  • Drehbuch
1968
Der Kritiker des Herzens
  • Regie
1967/1968
Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer
  • Regie
1968
So eine Liebe
  • Darsteller
1968
Ein ehrenwerter Herr
  • Regie
1967
Ein Schloß in Schweden
  • Regie
  • Drehbuch
1967
Keine Angst vor Kolibris
  • Regie
1966
Betrug der Zeiten
  • Regie
1966
Die Schatzinsel
  • Regie
1966
Der Glückstopf
  • Regie
1965/1966
Um Lucretia
  • Regie
1966
Towarisch
  • Regie
1965
Die Schelme im Paradies
  • Regie
1964
Jetzt dreht die Welt sich nur um dich
  • Regie
1964
Gonzague
  • Regie
1964
Die Baßgeige
  • Regie
1963/1964
Schwejks Flegeljahre
  • Regie
1964
Liebeshändel in Chioggia
  • Regie
1963
Die Zaubergeige
  • Regie
1962/1963
Charleys Tante
  • Regie
1962
Die große Szene
  • Regie
1961
Das letzte Kapitel
  • Regie
1960
Schlußakkord
  • Darsteller
  • Regie
1959/1960
Ich heirate Herrn Direktor
  • Regie
  • Drehbuch
1960
Eine Frau fürs ganze Leben
  • Regie
1960
Ingeborg
  • Regie
1959
Meine Tochter Patricia
  • Regie
1959
Jacqueline
  • Regie
1958
Sebastian Kneipp
  • Regie
1958
Taiga
  • Regie
1958
Die Trapp-Familie in Amerika
  • Regie
1957
Immer wenn der Tag beginnt
  • Regie
  • Drehbuch
1957
Franziska
  • Regie
1956/1957
Königin Luise
  • Regie
1955/1956
Waldwinter
  • Regie
1955/1956
Vor 100 Jahren fing es an
  • Darsteller
1956
Die Trapp-Familie
  • Regie
1955
Urlaub auf Ehrenwort
  • Regie
  • Drehbuch
1955
Die heilige Lüge
  • Regie
1955
Ich war ein häßliches Mädchen
  • Regie
1954
Die schöne Müllerin
  • Regie
1954
Und ewig bleibt die Liebe
  • Regie
1954
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
  • Regie
1953
Das tanzende Herz
  • Regie
  • Drehbuch
1953
Die Stärkere
  • Darsteller
  • Regie
1951/1952
Herz der Welt
  • Darsteller
1952
1. April 2000
  • Regie
1951
Der blaue Stern des Südens
  • Regie
1951
Der Weibsteufel
  • Regie
  • Drehbuch
1950/1951
Das Tor zum Frieden
  • Regie
1950
Wenn eine Frau liebt
  • Regie
1949/1950
Tobias Knopp, Abenteuer eines Junggesellen
  • Sprecher
  • Dialog-Regie
1949/1950
Meine Nichte Susanne
  • Regie
  • Drehbuch
1950
Des Lebens Überfluß
  • Regie
1948/1949
Liebe 47
  • Regie
  • Drehbuch
1944/1945
Das Leben geht weiter
  • Regie
  • Drehbuch
1942/1943
Großstadtmelodie
  • Regie
  • Drehbuch
1942
Die Entlassung
  • Regie
1941
Ich klage an
  • Regie
  • Drehbuch
1940/1941
Friedemann Bach
  • Darsteller
1941
Das andere Ich
  • Regie
1940
Bismarck
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1939/1940
Die gute Sieben
  • Regie
1939
Der Florentiner Hut
  • Regie
1938
Ziel in den Wolken
  • Regie
1937/1938
Yvette. Die Tochter einer Kurtisane
  • Regie
1937/1938
Es leuchten die Sterne
  • Darsteller
1938
Du und ich
  • Regie
1937
Der Mustergatte
  • Regie
1937
Versprich mir nichts!
  • Regie
1936
Die un-erhörte Frau
  • Darsteller
1936
Das Schönheitsfleckchen
  • Darsteller
1935/1936
Donaumelodien
  • Darsteller
1935
Die selige Exzellenz
  • Darsteller
1935
Künstlerliebe
  • Darsteller
1935
Die blonde Carmen
  • Darsteller
1934/1935
Lockspitzel Asew
  • Darsteller
1934/1935
Alle Tage ist kein Sonntag
  • Darsteller
1935
Eine Nacht an der Donau
  • Darsteller
1934
Der zerstreute Walzer. Eine musikalische Phantasie
  • Darsteller
1934
Alles hört auf mein Kommando
  • Darsteller
1934
Rhapsodie. Ein musikalisches Intermezzo aus dem Leben Franz Liszts
  • Darsteller
1934
Musik im Blut
  • Darsteller
1934
Abschiedswalzer. Zwei Frauen um Chopin
  • Darsteller
1934
Was bin ich ohne Dich
  • Darsteller
1934
Freut euch des Lebens
  • Darsteller
1933
Die schönen Tage von Aranjuez
  • Darsteller
1933
Une histoire d'amour
  • Darsteller
1932/1933
Liebelei
  • Darsteller
1933
Rivalen der Luft. Ein Segelfliegerfilm
  • Darsteller
1931/1932
Wenn dem Esel zu wohl ist ... (Er und sein Tippfräulein)
  • Darsteller
1931
Die andere Seite
  • Darsteller
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