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Alle Fotos (2)Biografie
Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz-Obrawalde (heute Międzyrzecz, Polen) geboren und wuchs in der Neumark, Berlin und vor allem in Osnabrück auf. Bereits während seiner Schulzeit im Internat Birklehof in Hinterzarten zeichnete sich sein kreatives und künstlerisches Talent ab. Nach eigenen Angaben galt er jedoch als "unstet und leicht ablenkbar". Seine Gymnasiallaufbahn endete dann auch vorzeitig und, so Berling, "unrühmlich". Er absolvierte eine Lehre als Maurer und nahm anschließend ein Studium auf dem Oskar-von-Miller-Polytechnikum in München auf, das er jedoch bereits nach einem Semester wieder abbrach. Stattdessen wechselte er an die Münchner Akademie der Bildenden Künste, wo er in der Klasse für angewandte Grafik bei Prof. Julius E. Schmid studierte. Während dieser Zeit gestaltete Berling Firmenlogos und Werbebroschüren, gestaltete Nachtlokale und Jazzclubs.
Ende der 1950er Jahre hatte Berling erste kleine Jobs beim Film, etwa als Tonassistent (ohne Nennung) bei Richard Fleischers "The Vikings" ("Die Wikinger", US/DE 1958). Durch die Bekanntschaft mit Alexander Kluge fand er Anfang der 60er Jahre schließlich den Einstieg ins Filmgeschäft, zunächst als Produzent und Drehbuchautor bei frühen Kurzfilmen unter anderem von Kluge, Günter Lemmer, Niklaus Schilling und Ulrich Schamoni. Sein erste abendfüllende Produktion war Klaus Lemkes "Negresco **** - Eine tödliche Affäre" (1968), im Jahr darauf produzierte er Werner Schroeters "Nicaragua". Als Herstellungs- und Produktionsleiter war Berling an den Fassbinder-Filmen "Liebe ist kälter als der Tod" (1969), "Whity" (1971) und "Warnung vor einer heiligen Nutte" (1971) beteiligt, in denen er auch kleine Rollen spielte. Er hatte zu dieser Zeit auch kleinere Auftritte in Rudolf Thomes "Detektive" (1969) und "Rote Sonne" (1970).
Ohnehin verlegte Berling sich mit Beginn der 1970er-Jahre zunehmend auf die Schauspielerei. In den insgesamt fast 60 Jahren seiner Karriere wirkte er in über 80 Kino- und Fernsehproduktionen mit. Dabei drehte er mit einigen der renommiertesten Filmemacher des deutschen und europäischen Autorenkinos. Werner Herzog besetzte ihn als spanischen Söldner in "Aguirre, der Zorn Gottes" (1972) und als Opernmanager in "Fitzcaraldo" (1982); später gehörte er zum Ensemble von "Cobra Verde" (1987).
Gelegentlich schrieb Berling, der seit 1969 in Rom lebte, auch Drehbücher. So etwa zu den italienischen Thrillern "I padroni della città" ("Zwei Supertypen räumen auf", IT/DE 1976) und "Pronto ad uccidere" ("Tote pflastern seinen Weg, IT 1976); außerdem gehörte er zu den Autoren des umstrittenen Films "Spielen wir Liebe" (1977), über das sexuelle Erwachen von drei Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren.
Sein Hauptbetätigungsfeld blieb jedoch die Schauspielerei. Er hatte eine markante Rolle als Ganove in "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) und gehörte in kleineren Nebenrollen zu den Ensembles der Fassbinder-Filme "Die Ehe der Maria Braun" (1979) und "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1982).
Er war ein hochrangiger Geistlicher in Jean-Jacques Annauds "Der Name der Rose" (1986) und spielte eine Münchner Schickeria-Größe in der ersten Folge von Helmut Dietls "Kir Royal" (1987, TV). Zu Berlings weiteren Filmauftritten gehören Liliana Cavanis "Franziskus" (IT/DE 1989, als Bischoff), Volker Schlöndorffs "Homo Faber" (1991, als Baptist) sowie die Helge-Schneider-Filme "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" (1993, als Snyders Bruder) und "Praxis Dr. Hasenbein" (1997, als Hasenbeins Sohn Peterchen). Kleine Rollen hatte Berling auch in Martin Scorseses "The Last Temptation of Christ" ("Die letzte Versuchung Christi", CA/US 1988) und in "Gangs of New York" (US/IT 2002) – eine seiner letzten Leinwandrollen.
Dafür trat Berling bis ins hohe Alter im Fernsehen auf, so wirkte er regelmäßig in den Sendungen "10 vor 11" und "Prime-Time/Spätausgabe" mit, in denen er in verschiedene Rollen und Kostüme schlüpfte und von Alexander Kluge mit gespielter Ernsthaftigkeit befragt wurde. Seit Beginn der 1990er-Jahre betätigte er sich als Verfasser von im Mittelalter spielenden Romanen; ein großer Erfolg war dabei sein Romanzyklus "Die Kinder des Gral" (1991-1997), der sich durch detailliertes Faktenwissen auszeichnete. Über Fassbinder veröffentliche er 1992 das Buch "Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder". Im Jahr 2011 erschien unter dem Titel "Hazard & Lieblos" ein autobiografischer Roman. Seine letzte Rolle war 2015 ein Gastauftritt in Christian Alvarts Komödie "Halbe Brüder".
Am 21. November 2017 starb Peter Berling in Rom.