Michael Gwisdek gestorben

Der Schauspieler Michael Gwisdek ist gestern, am 22. September 2020, nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Das teilte seine Familie heute mit.

 

Michael Gwisdek, geboren am 14. Januar 1942 in Berlin, wuchs in der DDR auf und absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Dekorateur, bevor er 1965 im dritten Anlauf in Berlin an der Staatlichen Schauspielschule angenommen wurde. Während er in den folgenden Jahren vor allem am Theater reüssierte, war er nach seinem ersten Auftritt im DEFA-Western "Spur des Falken" (1968) zunächst nur gelegentlich in Kinorollen und etwas häufiger im Fernsehen zu sehen.

Für seine Titelrolle als vom Krieg traumatisierter Profiboxer in "Olle Henry" (1983) von Ulrich Weiß erhielt er den Kritikerpreis der DDR. Sein Regiedebüt gab Gwisdek 1988 mit dem hoch gelobten und preisgekrönten "Treffen in Travers", über den deutschen Revolutionär Georg Forster.

Nach dem Ende der DDR konnte Gwisdek im vereinten Deutschland an seine früheren Erfolge anknüpfen. So wurde er für seine Leistung in Roland Gräfs DDR-kritischem Drama "Der Tangospieler" 1991 mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Einer seiner größten Erfolge war 1999 seine mehrfach preisgekrönte Darstellung eines Geschäftsmanns in Andreas Dresens "Nachtgestalten". Auch in den folgenden Jahren war er in zahlreichen Publikums- wie Kritikererfolgen zu sehen, beispielsweise in Oskar Roehlers "Die Unberührbare" (2000) und "Elementarteilchen" (2006), Wolfgang Beckers "Good Bye, Lenin!" (2003), Leander Haußmanns "Herr Lehmann" (2003), Uli Edels "Der Baader Meinhof Komplex" (2008), Matti Geschonnecks "Boxhagener Platz" (2010) oder Florian Cossens "Das Lied in mir" (2010).

Für seine berührende Nebenrolle als Kneipengast in Jan-Ole Gersters Überraschungserfolg "Oh Boy" erhielt er 2013 seinen zweiten Deutschen Filmpreis. In den letzten Jahren zählten zu seinen herausragenden Arbeiten Jan Georg Schüttes "Altersglühen – Speed Dating für Senioren" (2014) und Robert Thalheims "Kundschafter des Friedens" (2018).

Michael Gwisdek wurde 78 Jahre alt.