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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Günther Stapenhorst

Date of Birth
06/25/1883 - 12:00
Geburtsort
Gebweiler im Elsass (heute Guebwiller, Frankreich)
Sterbedatum
02/02/1976 - 12:00
Sterbeort
München
Biografie

Günther Gustav Stapenhorst wurde am 25. Juni 1883 im elsässischen Guebwiller, damals Gebweiler, geboren. Nach einer Ausbildung an der Marineakademie trat er 1900 in die kaiserliche Marine ein. Als Korvettenkapitän war er 1916 an der Skagerrakschlacht beteiligt, der größten Seeschlacht des Ersten Weltkriegs. Im Jahr darauf wurde er dem Generalstab der Marine zugeteilt. 

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs arbeitete Stapenhorst ab 1919 zunächst bei einer Bank, dann als Exportkaufmann; 1922 wurde er Mitinhaber einer Hamburger Exportfirma. Über das Export- und Verleihgeschäft kam er 1924 mit der Filmbranche in Kontakt. Er beteiligte sich finanziell und als Produktionsleiter an Arthur Ziehms Gesellschaft Internationale Film Exchange, deren erster Film "Ich hatt' einen Kameraden" 1926 auf der Hamburger Kolonialwoche uraufgeführt wurde. 

Nach dem Konkurs der Firma leitete Stapenhorst zunächst ein Kino; 1928 kam er als Produktionsleiter zur Ufa. Dort betreute er unter anderem Lustspiele von Johannes Guter ("Die Blaue Maus", 1928, mit Jenny Jugo; "Ihr dunkler Punkt", 1928, und "Wenn du einmal dein Herz verschenkst", 1929, mit Lilian Harvey), sowie Filme von Gustav Ucicky ("Hokuspokus", 1930, nach Curt Goetz; "Mensch ohne Namen", 1932, nach Balzac). Unter seiner Leitung entstand mit Gerhard Lamprechts "Emil und die Detektive" (1931) die erste Erich-Kästner-Verfilmung. Zudem betreute er – auch in den französischen Versionen – Reinhold Schünzels musikalische Komödien "Der kleine Seitensprung" (1931) und "Das schöne Abenteuer" (1932).

Neben dem Ufa-Dramaturg Robert Liebmann waren vor allem die Wiener Autoren Walter Reisch und Karl Hartl sowie der Ungar Emmerich Preßburger für Günther Stapenhorst tätig. Mit Gustav Ucickys Fridericus-Propaganda "Das Flötenkonzert von Sanssouci" (1930, Buch: Reisch) und seinem Seekrieg-Epos "Morgenrot" (1933, Buch: Gerhard Menzel) entstanden unter Stapenhorsts Leitung zwei der profiliertesten Produktionen der national-konservativen "Hugenberg-Linie" der Ufa. Bei der Berliner Premiere von "Morgenrot" im Februar 1933 war Adolf Hitler zugegen.

Nach der Machtübernahme der Nazis und der Emigration Erich Pommers avancierte Stapenhorst 1933 zum wichtigsten Produzenten der Ufa. Er übernahm Ludwig Bergers noch als Pommer-Produktion geplanten "Walzerkrieg" (1933) und produzierte – erneut mit dem Team Ucicky/Menzel – den Propagandafilm "Flüchtlinge" (1933), der mit dem neugeschaffenen Staatspreis (Nationaler Filmpreis) ausgezeichnet wurde. Gerhard Lamprecht drehte für ihn Romanzen ("Prinzessin Turandot" 1934; "Barcarole", 1935), Reinhold Schünzel unter anderem "Amphitryon" (1935), in dem – trotz der Skepsis des Ufa-Vorstands – mit großem Aufwand neue Trickverfahren erprobt wurden.

1935 ging Stapenhorst, der sich weigerte, NSDAP-Mitglied zu werden, nach England. Für die Gaumont-British produzierte er an Originalschauplätzen im kanadischen British Columbia einen Film über den Bau der Canadian Pacific Railway: "The Great Barrier" (GB 1937), mit der exilierten Schauspielerin Lilli Palmer und dem deutschen Kameramann Sepp Allgeier. Danach arbeitete er für Alexander Kordas London Film Productions.

Mit "The Challenge" (GB 1937) produzierte Stapenhorst die englische Version des deutschen Luis-Trenker-Films "Der Berg ruft", die ihn zu Dreharbeiten in der Schweiz führte, wo er Kontakte zur Elite-Film knüpfte – der Vorbote eines neuen Berufs- und Lebensabschnitts: Nach Kriegsbeginn im September 1939 ließ Stapenhorst sich offiziell in der Schweiz nieder. Im Frühjahr 1940 produzierte er für die Elite-Film das Kleinbürgermelodram "Verena Stadler", die Regie führte der Editor Hermann Haller. 

Im November 1940 gründete Stapenhorst mit dem Schweizer Produktionsleiter Heinrich Fueter die Gloriafilm AG. Mit dem Familienfilm "Emil, me mues halt rede mitenand!" (CH 1941) etablierte die Firma sich als Konkurrentin der dominierenden Praesens-Film AG des Produzenten Lazar Wechsler; mit der Zuckmayer-Verfilmung "Menschen, die vorüberziehen…" gelang der jungen Firma auch ein künstlerischer Erfolg. Die finanziellen Hintermänner dieser Gesellschaft blieben dabei ebenso im Dunkeln wie die ihres neuen Ateliers, der Bellerive-Studios, und der mit ihr verbundenen Unternehmungen aus Verleih, Vertrieb und Synchronstudio – man darf sie in Deutschland vermuten.

Tatsächlich unterhielt Stapenhorst weiterhin Kontakte nach Deutschland und bewarb sich 1941, 1942 und 1943 um einen Direktionsposten bei der Ufa, was jedoch mit Hinweis auf seine Zusammenarbeit mit jüdischen Filmschaffenden abgelehnt wurde. In der Schweiz geriet er 1941 in Spionageverdacht. Als Folge wurde ihm vom Generalstab der Armee verboten, an den Außenaufnahmen des ambitionierten Sozialdramas "Steibruch" (1942), dem Filmdebüt der 16-jährigen Maria Schell, teilzunehmen. Der finanzielle Misserfolg der Komödie "Matura-Reise" (CH 1942) bedeutete schließlich das Ende der Spielfilmproduktion der Gloriafilm.

Nach Kriegsende kehrte Stapenhorst nach Deutschland zurück. 1949 gründet er in München die Carlton-Film GmbH. Die zweite Produktion dieser Firma, die Kästner-Adaption "Das doppelte Lottchen" (1950), war ein großer Kassenerfolg und erhielt 1951 das Filmband in Gold. Mit "Das fliegende Klassenzimmer" (1954) und "Die verschwundene Miniatur" (1954) folgten weitere erfolgreiche Kästner-Adaptionen, zu denen dieser erneut die Drehbücher schrieb.

Auch sonst produzierte Stapenhorst mit der Carlton-Film zahlreiche Erfolgsfilme, darunter Arthur Maria Rabenalts "Alraune" (1952), Willi Forsts "Im weißen Rössl" (1952), Gerhard Lamprechts zweiteilige Rittmeister-Chronik "Meines Vaters Pferde" (1954) und G.W. Pabsts Ballett-Melodram "Rosen für Bettina" (1956). Künstlerische Anerkennung erhielt 1958 der von Carlton-Film koproduzierte Antikriegsfilm "Unruhige Nacht" unter der Regie von Falk Harnack.

Neben seiner Produktionstätigkeit war Stapenhorst Mitinhaber der Wiener Internationalfilm Verleih GmbH, der Züricher Ifco Film Company AG und der Carlton-Niederlassungen in London und Wien. Seine letzten Arbeiten als Produzent waren Werner Jacobs' "Im weißen Rößl" (AT/DE 1960) mit Peter Alexander und Franz Josef Gottliebs "Die Försterchristel" (1962), die beide zu Klassikern avancierten

Beim Deutschen Filmpreis 1971 wurde er mit dem Filmband in Gold für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" geehrt. Im Jahr darauf, am 2. Februar 1979, starb Günther Stapenhorst in München. 

Seine drei Kinder arbeiteten ebenfalls beim Film: Fritz Stapenhorst als Editor und Regisseur, Klaus Stapenhorst als Produktionsleiter und Geschäftsführer der Carlton-Film, Lore Stapenhorst als Drehbuchautorin.

Filmography
1972
18 Bilder mit der Hand
  • Mitwirkung
1960
Im weißen Rößl
  • Produzent
1960
Studieren und probieren
  • Produzent
1959
Bei der blonden Kathrein
  • Co-Produzent
1958/1959
Paprika
  • Produzent
1958
Gräfin Mariza
  • Produzent
1958
Unruhige Nacht
  • Produzent
1955/1956
Rosen für Bettina
  • Produzent
1956
Manöverball
  • Produzent
1956
Der Bettelstudent
  • Produzent
1955
Im Reiche des Seidou
  • Produzent
1955
Im Lande der spiegelnden Schleier
  • Produzent
1955
Königswalzer
  • Produzent
1954
Die verschwundene Miniatur...oder Die Abenteuer eines empfindsamen Fleischermeisters
  • Produzent
1954
Kabarett
  • Produzent
1954
Das fliegende Klassenzimmer
  • Produzent
1953/1954
Meines Vaters Pferde. 2. Teil: Seine dritte Frau
  • Produzent
1953
Der unsterbliche Lump
  • Produzent
1953
Das Lachkabinett
  • Produzent
1953
Einmal keine Sorgen haben
  • Produzent
1953
Ein Eckchen Afrika
  • Produzent
1952
Im weissen Rössl
  • Co-Produzent
1952
Die Försterchristl
  • Produktionsleitung
1952
Alraune
  • Produzent
1951
Das weiße Abenteuer
  • Produzent
1950
Das doppelte Lottchen
  • Produzent
1949/1950
So sind die Frauen
  • Produzent
1942
Matura-Reise
  • Produzent
1942
Steibruch
  • Produzent
1941/1942
Menschen, die vorüberziehen
  • Produzent
1941
Emil, me mues halt rede mitenand!
  • Produzent
  • Produktionsleitung
1940
Verena Stadler
  • Produktionsleitung
1937
The Challenge
  • Produktionsleitung
1937
The Great Barrier
  • Produzent
1935
Les Dieux s'amusent
  • Herstellungsleitung
1934/1935
Barcarolle
  • Herstellungsleitung
1934/1935
Barcarole
  • Herstellungsleitung
1935
Amphitryon
  • Herstellungsleitung
1934
Prinzessin Turandot
  • Herstellungsleitung
1934
Nuit de mai
  • Herstellungsleitung
1934
Der junge Baron Neuhaus
  • Herstellungsleitung
1934
Die Töchter Ihrer Exzellenz
  • Herstellungsleitung
1934
La jeune fille d'une nuit
  • Herstellungsleitung
1934
Turandot. Princesse de Chine
  • Herstellungsleitung
1933
Flüchtlinge
  • Produzent
  • Herstellungsleitung
1933
La guerre des valses
  • Herstellungsleitung
1933
Walzerkrieg
  • Herstellungsleitung
1933
Saison in Kairo
  • Herstellungsleitung
1933
Kind, ich freu' mich auf Dein Kommen
  • Herstellungsleitung
1932/1933
Morgenrot
  • Produktionsleitung
1933
Au bout du monde
  • Produzent
1933
Idylle au Caire
  • Produktionsleitung
1933
Des jungen Dessauers große Liebe
  • Produktionsleitung
1932
La belle aventure
  • Produktionsleitung
1932
Wie sag' ich's meinem Mann?
  • Produktionsleitung
1932
Das schöne Abenteuer
  • Produktionsleitung
1932
Mensch ohne Namen
  • Produktionsleitung
1931/1932
Zwei Herzen und ein Schlag
  • Produktionsleitung
1932
Un homme sans nom
  • Produktionsleitung
1931
Ronny
  • Produktionsleitung
1931
Emil und die Detektive
  • Produktionsleitung
1931
Le petit écart
  • Produktionsleitung
1931
Der kleine Seitensprung
  • Produktionsleitung
1931
Ronny
  • Produktionsleitung
1930
The Temporary Widow
  • Produktionsleitung
1930
Ein Burschenlied aus Heidelberg
  • Produktionsleitung
1930
Hokuspokus
  • Produktionsleitung
1929/1930
Der unsterbliche Lump
  • Produktionsleitung
1930
Das Flötenkonzert von Sans-souci [stumme Fassung]
  • Produktionsleitung
1930
Das Flötenkonzert von Sans-souci
  • Produktionsleitung
1929
Wenn Du einmal Dein Herz verschenkst
  • Produktionsleitung
1929
Der Sträfling aus Stambul
  • Produktionsleitung
1929
Adieu Mascotte
  • Herstellungsleitung
  • Produktionsleitung
1928
Die Yacht der sieben Sünden
  • Produktionsleitung
1928
Der Tanzstudent
  • Produktionsleitung
1928
Ihr dunkler Punkt
  • Produktionsleitung
1928
Die blaue Maus
  • Produktionsleitung
1927
Venus im Frack
  • Produktionsleitung
1926
Kreuzzug des Weibes
  • Produktionsleitung
URL: https://www.filmportal.de/person/guenther-stapenhorst_38b028b08f3942358bf9a770abcd5db8