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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Willi Forst

Weitere Namen
Wilhelm Anton Frohs (Geburtsname)
Date of Birth
04/07/1903 - 12:00
Geburtsort
Wien, Österreich-Ungarn (heute Österreich)
Sterbedatum
08/11/1980 - 12:00
Sterbeort
Wien, Österreich
Biografie

Wilhelm Anton Frohs wird am 7. April 1903 in Wien geboren. Sein Vater ist der akademische und Porzellan-Maler Wilhelm Frohs, seine Mutter die Müllerstochter Maria Perschl. Nach dem Abschluß der Realschule und Mitarbeit bei Amateurbühnen erhält Forst ohne Ausbildung sein erstes Bühnenengagement 1919 in Teschen als "zweiter jugendlicher Liebhaber und Komiker. Mit Chorverpflichtung" (Forst, 1963), danach an weiteren deutschsprachigen Provinzbühnen.

1925 Verpflichtung ans berliner Metropol-Theater, wo er in Operetten und Revuen auftritt, dann in denselben Rollenfächern am Carltheater Wien, Theater des Westens Berlin und Apollo-Theater Wien. 1927 Rückkehr zum Sprechtheater, Arbeit in Berlin bei Erwin Piscator (Lessing-Theater) und Gustav Hartung (Renaissance-Theater), ab 1928 für drei Jahre an Max Reinhardts Deutschem Theater.

Sein Filmdebüt gibt Forst 1920 in dem österreichischen Film "Der Wegweiser". Regelmäßige Filmauftritte folgen erst ab 1927, darunter in zwei Filmen als Partner Marlene Dietrichs: Zuhälter in "Café Elektric", Frauenheld in "Gefahren der Brautzeit" – ein "eleganter junger Windhund ... blasiert". (Lotte H. Eisner).

Aufmerksamkeit erregt 1929 sein erster Tonfilmauftritt: In "Atlantic" spielt er einen Musiker, der – während das Schiff zu sinken beginnt – am Klavier mit leiser Stimme "Es wird ein Wein sein, und wir wer"n nimmer sein, es wird schöne Madeln geben, und wir wer"n nimmer leben..." intoniert, sich plötzlich der grausamen Wahrheit des Textes bewußt wird und schluchzend zusammenbricht.

Zum Publikumsliebling avanciert Forst Anfang der 1930er Jahre mit einer Reihe musikalischer Komödien. Nach "Zwei Herzen im 3/4 Takt" spielt er bis 1934 noch sechsmal unter der Regie Geza von Bolvarys; bis auf eine Ausnahme werden die Filme von Walter Reisch geschrieben, der ihm auch für andere Regisseure wie Paul Martin ("Ein blonder Traum") und Karl Hartl ("Der Prinz von Arkadien") entsprechende Rollen maßschneidert. "Das ihm angemessene Kleidungsstück war der Frack – mit Stock und Zylinder versteht sich. Darin bewegte er sich, als wär" er seine zweite Haut." (Buchka, 1980).

Sein Debüt als Regisseur und Autor gibt Forst 1933 mit "Leise Flehen meine Lieder", einem Film über Franz Schubert. In seiner zweiten Arbeit, "Maskerade", die ein Welterfolg wird, macht er die Filmdebütantin Paula Wessely zum Kinostar, für "Mazurka" holt er Pola Negri nach Deutschland zurück. In der Folgezeit arbeitet Forst vorwiegend in Wien, wo er 1936 die Willi Forst Film-Produktion gründet (1937 eine deutsche Filiale, liquidiert 1950). 

1937 wird er Mitglied im Aufsichtsrat der Tobis, 1938-45 ist Forst Mitglied des Aufsichtsrats der Wien Film GmbH. "Meine Heimat wurde von den Nationalsozialisten besetzt, und meine Arbeit wurde zu einem stillen Protest; es klingt grotesk, aber es entspricht der Wahrheit: meine österreichischsten Filme machte ich in der Zeit, als Österreich zu existieren aufgehört hatte. Ich habe damals genau das getroffen, wonach die Menschen sich sehnten: Vergessen, Freude … Ich schuf Filme, die sich in dem Kleid jener Zeit darboten, in der noch Charme, Noblesse, Zartheit und Galanterie wesentlich waren." (Forst, 1963).

Seine Vorbilder sind Ernst Lubitsch und René Clair; unter der heiteren Oberfläche seiner Wiener Film artikuliert sich das Wissen darum, daß diese Epoche der Vergangenheit angehört. Sein bekanntester Film wird "Bel Ami", 1939 nach Guy de Maupassant gedreht, in dem er auch den Titelhelden verkörpert, und der sich seither untrennbar mit seinem Namen verknüpft.

Mit "Wiener Mädeln", dessen Dreharbeiten nach langer Vorbereitung 1944 in Prag beginnen, hofft Forst, den ersten deutschen Nachkriegsfilm vorlegen zu können; als er 1949 zur Uraufführung kommt, wird er so wenig ein Erfolg wie die folgenden Werke, mit denen Forst an seine früheren Arbeiten anknüpft.

Aufmerksamkeit erregt er 1951, als sein Film "Die Sünderin" der größte Skandalfall des deutschen Nachkriegsfilms" (Hembus/Bandmann) wird. Wegen einer kurzen Szene, in der Hildegard Knef als Malermodell nackt im Bildhintergrund zu sehen ist und wegen angeblicher Glorifizierung des Selbstmords wird der Film von den Kirchen angegriffen; es kommt zu Demonstrationen und in einigen Städten zum zeitweiligen Verbot des Films, der gleichwohl/darob ein Kassenerfolg wird.

Der Titel von Forsts letztem Film hat etwas Programmatisches: "Wien, Du Stadt meiner Träume". Danach, 1957, zieht er sich zurück: "Mein Stil ist nicht mehr gefragt. Ich trete ab, leicht lädiert, aber in stolzer Größe à la Garbo. Es ist besser zu gehen, als gegangen zu werden."

Mit seiner Frau Melanie, mit der er seit 1934 verheiratet ist, lebt er in Brissago (Tessin). Nach ihrem Tod 1973 siedelt er 1977 nach Wien über. Im selben Jahr weigert er sich, für eine ihm gewidmete Folge der Fernsehreihe "Sterne, die vorüberzogen" vor die Kamera zu treten.

Am 11. August 1980 stirbt Willi Forst in Wien nach einer Blasenoperation. 

CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film 
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München

Filmography
1957
Wien, du Stadt meiner Träume
  • Regie
  • Drehbuch
1957
Die unentschuldigte Stunde
  • Regie
  • Drehbuch
1956
Kaiserjäger
  • Regie
1955
Le chemin du paradis
  • Künstlerische Oberleitung
1954/1955
Ein Mann vergißt die Liebe
  • Darsteller
1955
Die Drei von der Tankstelle
  • Künstlerische Oberleitung
  • Produzent
1954
Weg in die Vergangenheit
  • Darsteller
1954
Kabarett
  • Regie
  • Drehbuch
1954
Bei Dir war es immer so schön
  • Darsteller
1952
Im weissen Rössl
  • Regie
1952
Alle kann ich nicht heiraten
  • Idee
1951
Es geschehen noch Wunder
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1950
Die Sünderin
  • Regie
1949
Die Stimme Österreichs
  • Produzent
1948
Das Kuckucksei
  • Produzent
1948
Die Frau am Weg
  • Produzent
1947/1948
Leckerbissen
  • Mitwirkung
1947
Der Hofrat Geiger
  • Produzent
1944-1945/1949
Wiener Mädeln
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1943/1944
Hundstage
  • Produzent
1942/1943
Frauen sind keine Engel
  • Regie
  • Produzent
1941/1942
Wiener Blut
  • Regie
1940
Operette
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1938/1939
Bel Ami. Der Liebling schöner Frauen
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1939
Ich bin Sebastian Ott
  • Darsteller
  • Regie
  • Produzent
1937/1938
Es leuchten die Sterne
  • Darsteller
1937
Serenade
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1937
Kapriolen
  • Drehbuch
  • Produzent
1936
Burgtheater
  • Regie
  • Drehbuch
  • Gesang
  • Produzent
1936
Allotria
  • Regie
  • Drehbuch
1935
Mazurka
  • Regie
1935
Königswalzer
  • Darsteller
1935
Escapade
  • Drehbuch
1934
So endete eine Liebe
  • Darsteller
1934
The Unfinished Symphony
  • Regie
  • Drehbuch
1934
Maskerade
  • Regie
  • Drehbuch
1933/1934
Ich kenn' Dich nicht und liebe Dich
  • Darsteller
1933
Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin
  • Darsteller
1932/1933
Brennendes Geheimnis
  • Darsteller
1933
Leise flehen meine Lieder
  • Regie
  • Drehbuch
1932
Ein blonder Traum
  • Darsteller
1932
Der Prinz von Arkadien
  • Darsteller
1931/1932
Peter Voß, der Millionendieb
  • Darsteller
1931/1932
So ein Mädel vergißt man nicht
  • Darsteller
1931
Der Raub der Mona Lisa
  • Darsteller
1930/1931
Die lustigen Weiber von Wien
  • Darsteller
1930
Das Lied ist aus
  • Darsteller
1930
Ein Burschenlied aus Heidelberg
  • Darsteller
1929/1930
Zwei Herzen im 3/4 Takt
  • Darsteller
1930
Der Herr auf Bestellung
  • Darsteller
1930
Ein Tango für Dich
  • Darsteller
1929
Katharina Knie
  • Darsteller
1929
Atlantik
  • Darsteller
1929
Der Sträfling aus Stambul
  • Darsteller
1928/1929
Die Frau, die jeder liebt, bist Du
  • Darsteller
1928/1929
Fräulein Fähnrich
  • Darsteller
1929
Die weißen Rosen von Ravensberg
  • Darsteller
1929
Gefahren der Brautzeit
  • Darsteller
1928
Ein Tag Film
  • Darsteller
1928/1929
Liebfraumilch
  • Darsteller
1928
Unfug der Liebe
  • Darsteller
1928
Ein besserer Herr
  • Darsteller
1928
Die blaue Maus
  • Darsteller
1927/1928
Amor auf Ski
  • Darsteller
1928
Die lustigen Vagabunden
  • Darsteller
1927
Die 3 Niemandskinder
  • Darsteller
1927
Café Electric
  • Darsteller
1927
Die elf Teufel
  • Darsteller
1924
Strandgut
  • Darsteller
1922/1923
Lieb' mich und die Welt ist mein
  • Darsteller
1922
Oh, du lieber Augustin
  • Darsteller
1920
Der Wegweiser
  • Darsteller
1919
Der letzte Knopf
  • Darsteller
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