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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Helmut Käutner

Date of Birth
03/25/1908 - 12:00
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbedatum
04/20/1980 - 12:00
Sterbeort
Castellina, Italien
Biografie

Helmut Käutner, geboren am 25. März 1908 in Düsseldorf, ab 1916 aufgewachsen in Essen, engagierte sich bereits während seiner Zeit am Realgymnasium in der Schultheatergruppe. Nach dem Abitur im Jahr 1926 nahm er Tanz- und Pantomimeunterricht an der Folkwang-Schule und studierte an der Kunstgewerbeschule in den Fächern Grafik, Kostümkunde, Bühnenbild und Innenarchitektur. 1928 wechselte er an der Universität München, wo er Germanistik, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften studierte. Außerdem besuchte er das Theaterseminar Arthur Kutschers, dessen Schüler als "die Zirkusleute" auftraten, und schrieb feuilletonistische Beiträge und Kritiken.

Im Frühjahr 1930 gründete Käutner gemeinsam mit Kurt E. Heyne, Bobby Todd (bürgerlich: Hans Karl Rohrer) und Werner Kleine eine Kabarettgruppe namens "Die vier Nachrichter". Mit dem Programm "Hier irrt Goethe", das sich satirisch mit dem "Goethe-Jahr" 1932 befasste, wurde das Quartett auch außerhalb Münchens bekannt. Von 1932 bis 1935 folgten Gastspiele in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 1932 haben die vier gemeinsam einen ersten Filmauftritt in dem Kriegsfilm "Kreuzer Emden". Nach der Machtergreifung der Nazis wurde die Gruppe, obwohl eher unpolitisch, 1935 verboten. Während Todd und Heyne emigrierten, wendete Käutner sich der Grafik und der Innenarchitektur zu, schrieb außerdem Chansons und Schlager.

Diese Phase währte allerdings nicht lange: Bereits 1936 ging Käutner als Schauspieler an die Landesbühne Luisenburg im Fichtelgebirge, wechselte dann als Darsteller und Regisseur ans Leipziger Schauspielhaus, wo er auch seine spätere Ehefrau Erika Balqué kennen lernte. Von ihm verfasste Stücke wie "Ein Auto geht in See" oder "Juchten und Lavendel" wurden in Frankfurt und Leipzig uraufgeführt. Schließlich wechselte Käutner an die Münchner Kammerspiele und betätigte sich an diversen Berliner Bühnen. Gemeinsam mit Bobby E. Lüthge verfasste er Filmdrehbücher, etwa zu Paul Verhoevens "Salonwagen 451" (1939).

 

 

1939 gab er mit "Kitty und die Weltkonferenz" sein Debüt als Filmregisseur. Allerdings wurde der Film bereits kurz nach der Premiere wegen "probritischer Tendenzen" verboten. Als Konsequenz aus diesem Vorfall drehte Käutner danach betont unpolitische Filme wie "Frau nach Maß" (1940). Dennoch konnte er sich dem Einfluss der Nazis nicht komplett entziehen: Bei "Auf Wiedersehen, Franziska!" mit Marianne Hoppe und Hans Söhnker musste er 1941 auf Anordnung des Propagandaministeriums eine kriegspropagandistische Schlusssequenz einfügen, die er jedoch durch Schwarzfilm und bewusste Achsensprünge formal vom übrigen Film absetzte. Mit dem Melodram "Romanze in Moll" (1943), dem Hans-Albers-Vehikel "Große Freiheit Nr. 7" (1944) und der Dreiecksgeschichte "Unter den Brücken" (1945), seinem Bekenntnis zum poetischen Realismus, fand Käutner auch international Anerkennung.

Obwohl bereits 1944 gedreht kam "Unter den Brücken" bis Ende des Krieges nicht mehr in die Kinos. Zwei der vier bereits hergestellten Kopien wurden nach Schweden gebracht. Heute gilt der Film als eines der großen Meisterwerke des deutschen Films. Der Filmkritiker Karsten Witte schrieb die bewusst formelle, graphische Bildkomposition des Films dem politischen Druck zu, unter dem Käutner in den letzten Kriegsjahren stand.

Nach dem Kriegsende und der Befreiung Deutschlands zog Käutner nach Hamburg, wo er sich mit anderen Berliner Filmkünstlern, die es dorthin verschlagen hatte, zusammentat, um bei der Reorganisation von Theater, Film und Rundfunk mitzuarbeiten. Er inszenierte am Hamburger Schauspielhaus Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" und fand in den folgenden Jahren in den Hamburger Kammerspielen seine Hauptwirkungsstätte. Gemeinsam mit Ernst Schnabel, seit 1946 Chefdramaturg und Leiter der Abteilung "Wort" beim NWDR, richtete er eine Hörspielabteilung ein. In Zusammenarbeit mit Schnabel entstand im Winter 1946/47 das Drehbuch zu "In jenen Tagen", Käutners erstem Nachkriegsfilm und der ersten westdeutschen Spielfilmproduktion nach dem Krieg überhaupt. In sieben Episoden erzählte der Film anhand der Geschichte eines Autos und seiner wechselnden Besitzer von den Lebensverhältnissen unter dem NS-Regime.

In Co-Autorenschaft mit seinem aus dem Exil zurückgekehrten Kollegen Bobby Todd schrieb er danach das Drehbuch zu "Der Apfel ist ab". Der Film kam 1948 in die Kinos – und geriet ebenso zu einem finanziellen Misserfolg wie der folgende Film "Königskinder" (1950). In Berlin, wo er am Hebbel-Theater mit Fritz Kortner Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" inszenierte, entstand für Artur Brauners CCC Filmproduktion das Kriminaldrama "Epilog: Das Geheimnis der Orplid" (1950) – auch diesem war jedoch kein nennenswerter Erfolg beschieden.

Erst mit der deutsch-jugoslawischen Koproduktion "Die letzte Brücke" mit Maria Schell, die die Geschichte einer im Krieg mit den Partisanen kollaborierenden Ärztin erzählt, konnte Käutner 1953 an der Kinokasse und bei der Kritik reüssieren. Der Film wurde beim Cannes Filmfestival mit dem Prix International ausgezeichnet und erhielt einen Deutschen Filmpreis in Silber für die "Beste Regie". Mit "Ludwig II – Glanz und Elend eines Königs" (1954), "Des Teufels General" (1955), "Ein Mädchen aus Flandern" (1956), "Der Hauptmann von Köpenick" (1956, mit Heinz Rühmann) und "Die Zürcher Verlobung" (1957) folgten weitere, auch internationale Erfolge. Allein "Der Hauptmann von Köpenick" wurde mit sechs Bundesfilmpreisen geehrt, in 53 Länder verkauft und gilt als erster deutscher Nachkriegserfolg in den USA.

Dieser Triumphzug blieb nicht ohne Folgen für seine Karriere: 1956 reiste Käutner zum ersten Mal in die USA und handelte mit den Universal Studios in Hollywood einen Sieben-Jahres-Vertrag aus, der ihm die Inszenierung eines Films pro Jahr unter optimalen Bedingungen garantierte – doch seine beiden 1957 und 1958 in den USA entstandenen Filme "The Restless Years" und "Stranger In My Arms" nannte er später "unglückliche Zwitter".

1957 gründete er gemeinsam mit Wolfgang Staudte und Harald Braun in Hamburg die Freie Film Produktion GmbH, die eng mit der Real-Film und dem Europa-Filmverleih zusammenarbeitete. Jeder Gesellschafter sollte pro Jahr einen künstlerisch hochwertigen Film drehen können – jedoch wurden lediglich Käutners "Hamlet"-Adaption "Der Rest ist Schweigen" (1959, mit Hardy Krüger) und Staudtes Nachkriegsdrama "Kirmes" (1960) tatsächlich realisiert.

Mit Beginn der 1960er Jahre ging Käutners Kinokarriere allmählich zu Ende. Weder konnte er sich mit dem "Neuen deutschen Film" identifizieren, noch wollte er ins belanglose Kommerzkino abdriften. Die Alfred-Andersch-Verfilmung "Die Rote" (1962), wurde, obgleich atmosphärisch dicht in der Kameraarbeit, ein Flop. Die Ludwig-Thoma-Verfilmung "Lausbubengeschichten", produziert von Franz Seitz, wurde 1964 Käutners letzte Kinoregie.

In den folgenden 13 Jahren arbeitete er als Autor, Schauspieler und Regisseur fürs Fernsehen. Er spielte in TV-Produktionen wie der Wilkie-Collins-Verfilmung "Die Frau in Weiß" (1971) und inszenierte Fernsehspiele (unter anderen nach Vorlagen von Goethe, Guy de Maupassant und Jean Anouilh) sowie einzelne Folgen von Serien wie "Der Kommissar" und "Derrick". 1973 erhielt er das Filmband in Gold für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film"; 1974 folgte das Große Bundesverdienstkreuz. Im gleichen Jahr gelang ihm eine darstellerische, mit einem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Glanzleistung in der Titelrolle von Hans Jürgen Syberbergs "Karl May".

1977 zog Käutner sich aus dem Berufsleben zurück und ließ sich in der Toskana nieder. Im Jahr darauf ernannte ihn der Berliner Senat zum Professor honoris causa.

Am 20. April 1980 starb Helmut Käutner in seinem Haus bei Castellina/Chianti, Italien.

Filmography
2007/2008
Wer ist Helmut Käutner?
  • Mitwirkung
1994
Heinz Rühmann. Ein großer, kleiner Mann
  • Mitwirkung
1979
Laterna Teutonica. 6. Käutner und dann Staudte
  • Mitwirkung
1977/1978
Mulligans Rückkehr
  • Regie
1975/1976
Margarete in Aix
  • Regie
1976
Auf eigene Faust
  • Darsteller
1976
Der Künstlerstammtisch
  • Mitwirkung
1975/1976
Feinde
  • Darsteller
1975
Hundert Mark. Sieben Geschichten um eine runde Summe.
  • Darsteller
1975
Herz mit Schnauze. Erinnerungen an Grethe Weiser
  • Mitwirkung
1974/1975
Nur Aufregungen für Rohn
  • Darsteller
1975
Erlebte Filmgeschichte - Helmut Käutner
  • Mitwirkung
1974
Stiftungsfest
  • Regie
1973/1974
Die preußische Heirat
  • Regie
  • Drehbuch
1974
Karl May
  • Darsteller
1973
Van der Valk und die Reichen
  • Darsteller
1973
Die große Rolle. 2. Jud Süß - die Alptraumrolle
  • Darsteller
1972
Ornifle oder Der erzürnte Himmel
  • Regie
  • Drehbuch
  • Ausstattung
1972
Ein Oldtimer erzählt
  • Sprecher
1972
Versuchung im Sommerwind
  • Darsteller
1971/1972
Die seltsamen Abenteuer des geheimen Kanzleisekretärs Tusmann
  • Regie
1971
Der Richter in Weiß
  • Darsteller
1971
Der trojanische Sessel
  • Darsteller
1971
Die gefälschte Göttin
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1971
Die Frau in Weiß
  • Darsteller
1970
Hauser's Memory
  • Darsteller
1970
Anonymer Anruf
  • Regie
1969/1970
Einladung ins Schloß oder Die Kunst das Spiel zu spielen
  • Regie
  • Drehbuch
  • Übersetzung
1970
Messer im Rücken
  • Darsteller
1970
Die Feuerzangenbowle
  • Regie
  • Drehbuch
1969/1970
Das Bastardzeichen
  • Darsteller
1969
Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas
  • Regie
  • Drehbuch
1968/1969
Tagebuch eines Frauenmörders
  • Regie
  • Adaption
  • Bauten
1968
Babeck
  • Darsteller
1967/1968
Bel ami
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1967
Ein Mann namens Harry Brent
  • Darsteller
1967
Valentin Katajews chirurgische Eingriffe in das Seelenleben des Dr. Igor Igorowitsch
  • Darsteller
  • Regie
  • Adaption
  • Bauten
1967
Der Teufel und der liebe Gott
  • Darsteller
1966/1967
Stella
  • Regie
  • Adaption
  • Bauten
1966/1967
Die spanische Puppe
  • Regie
  • Adaption
1965/1966
Leben wie die Fürsten
  • Regie
  • Adaption
  • Bauten
1965/1966
Robin Hood, der edle Räuber
  • Regie
  • Adaption
  • Liedtexte
1966
Wir machen Musik. Eine kleine Harmonielehre
  • Darsteller
1965
Die Flasche
  • Regie
  • Bauten
1965
Romulus der Große
  • Regie
  • Adaption
  • Bauten
1964
Auskunft über Jean Renoir
  • Mitwirkung
1964
Lausbubengeschichten
  • Regie
1964
Das Gespenst von Canterville
  • Darsteller
  • Regie
  • Adaption
1963
Das Haus in Montevideo
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1963
Vorspiel auf dem Theater
  • Darsteller
  • Regie
  • Adaption
1962
Annoncentheater. Ein Abendprogramm des Deutschen Fernsehens im Jahre 1776
  • Regie
1962
Die Rebellion
  • Produzent
1962
Die Rote
  • Regie
  • Drehbuch
1961
Der Traum von Lieschen Müller
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1961
Diesmal muß es Kaviar sein
  • Co-Regie
1961
Es muß nicht immer Kaviar sein
  • Co-Regie
1960/1961
Schwarzer Kies
  • Regie
  • Drehbuch
  • Stoff
1960/1961
Zu jung für die Liebe?!
  • Darsteller
  • Künstlerische Oberleitung
  • Adaption
  • Bauten
1960
Wir Kellerkinder
  • Darsteller
1960
Das Glas Wasser
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1960
Wer will unter die Soldaten ...
  • Kommentar
1960
Kirmes
  • Produzent
1959
Die Gans von Sedan
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1959
Der Rest ist Schweigen
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1958/1959
Stranger In My Arms
  • Regie
1958
Der Schinderhannes
  • Darsteller
  • Regie
1957/1958
The Restless Years
  • Regie
1958
Ein Glas Wasser
  • Drehbuch
1957/1958
Das gab's nur einmal
  • Mitwirkung
1957
Monpti
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1957
Franziska
  • Vorlage
1956/1957
Die Zürcher Verlobung
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1956
Der Hauptmann von Köpenick
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1955/1956
Ein Mädchen aus Flandern
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1955
Himmel ohne Sterne
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1954/1955
Des Teufels General
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1955
Griff nach den Sternen
  • Drehbuch
1955
Das Wunder des Films
  • Sprecher
1954/1955
Ludwig II.
  • Regie
1954
Bildnis einer Unbekannten
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch-Mitarbeit
  • Liedtexte
1953/1954
Die letzte Brücke
  • Darsteller
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1952/1953
Käpt'n Bay-Bay
  • Regie
  • Drehbuch-Mitarbeit
1951/1952
Nachts auf den Straßen
  • Drehbuch
1951
Weiße Schatten
  • Regie
  • Drehbuch
1950/1951
Der Verlorene
  • Drehbuch-Mitarbeit
1950
Epilog
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Idee
1949/1950
Königskinder
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1949
1 x 1 der Ehe
  • Produzent
1948
Der Apfel ist ab
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Vorlage
  • Produzent
1947/1948
Film ohne Titel
  • Drehbuch
  • Produzent
1946/1947
In jenen Tagen
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1944/1945
Unter den Brücken
  • Regie
  • Drehbuch
1943/1944
Große Freiheit Nr. 7
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1942/1943
Romanze in Moll
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1942
Wir machen Musik
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1941/1942
Anuschka
  • Regie
  • Adaption
1940/1941
Auf Wiedersehn, Franziska!
  • Regie
  • Drehbuch
1940
Kleider machen Leute
  • Regie
  • Drehbuch
1939/1940
Frau nach Maß
  • Regie
  • Drehbuch
1939
Kitty und die Weltkonferenz
  • Regie
  • Drehbuch
  • Liedtexte
1939
Schneider Wibbel
  • Drehbuch
1939
Marguerite: 3
  • Drehbuch
1938/1939
Die Stimme aus dem Äther
  • Drehbuch
1938/1939
Salonwagen E 417
  • Drehbuch
1932
Kreuzer Emden
  • Darsteller
URL: https://www.filmportal.de/person/helmut-kaeutner_dc43e0d0428247a6ac605e880d18bfcd