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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Beate Mainka-Jellinghaus

Weitere Namen
Beate Mainka (Weiterer Name)
Date of Birth
07/27/1936 - 12:00
Geburtsort
Vogtsdorf (heute Wójtowa Wieś in Opole, Polen)
Biografie

Beate Mainka-Jellinghaus wurde am 27. Juli 1936 in Vogtsdorf im heutigen Polen geboren. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges musste sie mit ihren Eltern und Geschwistern ins fränkische Ansbach fliehen, wo sie ab 1945 lebte. Dort schickte ihre Mutter Hildegard sie für sechs Jahre auf eine Ballettschule. Aus der Begeisterung für den Tanz heraus wollte Beate Mainka-Jellinghaus Ballettmeisterin werden, doch ihr Vater sprach sich gegen "einen Beruf für zehn oder zwanzig Jahre" (Beate Mainka-Jellinghaus, zitiert nach: Egon Netenjakob: "Es geht auch anders. Gespräche über Leben, Film und Fernsehen", Berlin 2006, S. 186) aus.

So absolvierte sie zwischen 1953 und 1955 eine Ausbildung in einem Kopierwerk in Wiesbaden. In dieser Zeit kam der Filmpionier Harry Piel auf sie zu – "der hat mich geholt, ich weiß nicht warum" (ebd.) – und sie war bei dessen "Gesprengte Gitter – die Elefanten sind los" (1953) erstmals als Schnitt-Assistentin an einem Spielfilm beteiligt.

In der Folge wurde Mainka-Jellinghaus zweite Schnittassistentin von Anna Höllering bei der Bavaria in München. Sie arbeitete während dieser Zeit (1955-1958) an vier Spielfilmproduktionen unter der Regie von Rolf Hansen mit. Bald darauf verantwortete sie ihre erste alleinige Schnittarbeit für den Fernsehfilm "Ein gewisser Judas" (1958), der zugleich die einzige Regiearbeit des Schauspielers Oskar Werner darstellt.

Zwischen 1958 und 1960 arbeitete Mainka-Jellinghaus erstmals mit Edgar Reitz zusammen. Gemeinsam erstellten sie (vor allem aus finanziellen Gründen) Industrie- und Werbefilme. In diesem Kontext entstanden jedoch auch erste experimentelle Kurz-Dokumentarfilme, beispielweise "Yucatan" (1960).

Über Edgar Reitz, der zwischenzeitlich an der Ulmer Hochschule für Gestaltung das Institut für Filmgestaltung mitgegründet hatte, lernte Mainka-Jellinghaus im Jahr 1965 Alexander Kluge kennen: Sie unterstützte die Studierenden bei der Montage von Filmprojekten, wobei sie Kluge auffiel. "Sie müssen meinen Film schneiden" (ebd., S. 188), forderte Kluge bewundernd – Mainka-Jellinghaus willigte ein. Der Film war "Abschied von Gestern" (1966) und bedeutete für sie den Durchbruch als Editorin.

Durch den Erfolg und den Einfluss dieses Films wurde nicht zuletzt Werner Herzog auf sie aufmerksam. "Er kam zu mir nach Hause: ›Es gibt niemand anderen, Sie müssen das machen, und fertig‹" (ebd.). So schnitt Mainka-Jellinghaus Herzogs Debütfilm "Lebenszeichen" (1968) – der Beginn einer langjährigen und fruchtbaren Zusammenarbeit.

Alexander Kluge und Werner Herzog blieben feste Größen im Schaffen von Beate Mainka-Jellinghaus. Nur gelegentlich arbeitete sie auch mit anderen Regisseuren. Bis in die Mitte der 1980er-Jahre montierte sie an ihrem Schneidetisch über fünfzig kurze und lange Spiel- und Dokumentarfilme, alle von Regisseuren aus dem Umfeld des Neuen Deutschen Films.

Ein wichtiges Werk ihres Schaffens stellt der viel beachtete Kollaborationsfilm "Deutschland im Herbst" (1978) dar, an dem fast alle bedeutenden Regisseure des Neuen Deutschen Films mitwirkten. "Die Schaltzentrale von dem nicht leichten ››kollektiven Versuch‹‹ war die Cutterin Beate Mainka-Jellinghaus. Ihrem Können und ihrer Übersicht ist es wesentlich zu verdanken, daß ein gemeinsamer Film herauskam – dies jedenfalls war unser überzeugter Eindruck", so der Filmkritiker Bion Steinborn in der Zeitschrift Filmfaust (März 1978, S. 4). Die Credits nennen Mainka-Jellinghaus über ihre Schnittarbeit hinaus auch als Mitautorin, ebenso bei Alexander Kluges "Vermischte Nachrichten" (1986).

Für Kluge schnitt sie bis 1986 insgesamt 18, für Herzog 20 Filme, darunter Meisterwerke wie "Fitzcaraldo" (1982) und "Krieg und Frieden" (1983). Zweimal wurde sie im Laufe ihrer Karriere mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet: 1975 für den Schnitt bei Kluges Filmen "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod" (1974) und "Jeder für sich und Gott gegen alle" (1974) sowie 1978 als Teil des Teams von "Deutschland im Herbst", in der Kategorie Filmkonzeption.

Die fordernde Arbeit mit Kluge und Herzog zog jedoch nicht spurlos an Mainka-Jellinghaus vorüber, ihre Arbeit lies ihr bald keine Ruhe für Privates mehr: "Die Arbeit, die geht so sehr nach innen in den Körper rein", so Mainka-Jellinghaus im Gespräch mit Egon Netenjakob. Vor diesem Hintergrund, aber auch aus dem Gefühl heraus, alles im Schnitt Mögliche ausprobiert zu haben, zog sie sich schließlich aus dem Filmgeschäft zurück: "Sie kommen an einen Punkt, wo Sie sagen: Jetzt können Sie alles, jetzt wissen Sie alles, es wiederholt sich. Und dann wollen Sie nicht mehr weiter machen." (ebd.).

1988 war sie bei dem TV-Dokumentarfilm "Geb. 1899 Alfred Sohn-Rethel" (Regie: Günther Hörmann) ein letztes Mal als Schnittmeisterin aktiv. Aber auch der technologische Schritt hin zum Videoschnitt spielte bei ihrem Rückzug eine Rolle, ist doch bei dieser Technik die Würdigung jedes einzelnen Filmbildes als zentraler Ansatz ihrer Arbeitsweise nur noch schwer umsetzbar.

Für den Dokumentarfilm "Schnitte in Raum und Zeit" (2006, Regie: Gabriele Voss), über die Arbeit am Filmschnitt, gab Beate Mainka-Jellinghaus neben anderen Editorinnen und Editoren Auskunft über ihr Schaffen. Heute lebt sie in München.

 

Autor: Jan-Henrik Branding

Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.

 

Filmography
2006
Schnitte in Raum und Zeit
  • Mitwirkung
1988
Geb. 1899 Alfred Sohn-Rethel
  • Schnitt
1985/1986
Vermischte Nachrichten
  • Schnitt
1984-1986
Sturz durch Träume. André Hellers Feuerbilder
  • Schnitt
1983/1984
Wo die grünen Ameisen träumen
  • Schnitt
1983/1984
Auf der Suche nach einer praktisch realistischen Haltung
  • Schnitt
1983/1984
Der Untergang der AG Weser
  • Schnitt
1981-1983
Die Macht der Gefühle
  • Schnitt
1981-1983
Krieg und Frieden
  • Schnitt
1981-1983
Krieg und Frieden. 03. Episode: Vom Standpunkt der Infanterie
  • Schnitt
1981-1983
Krieg und Frieden. 02. Episode: Der Friedensmarsch der Dreihunderttausend in Bonn
  • Schnitt
1981-1983
Krieg und Frieden. 01. Episode: Rahmenhandlung
  • Schnitt
1981/1982
Fitzcarraldo
  • Schnitt
1980
Der Kandidat
  • Schnitt
1980
Huie's Predigt
  • Schnitt
1980
Glaube und Währung
  • Schnitt
1980
Film über Albstadt-Ebingen
  • Schnitt
1978/1979
Woyzeck
  • Schnitt
1977-1979
Die Patriotin
  • Schnitt
1977/1978
Deutschland im Herbst
  • Schnitt
1978
Nosferatu - Phantom der Nacht
  • Schnitt
1976/1977
Stroszek
  • Schnitt
1975/1976
How Much Wood Would a Woodchuck Chuck
  • Schnitt
1976
Mit mir will keiner spielen
  • Schnitt
1976
Herz aus Glas
  • Schnitt
1974-1976
Wer will krank sein auf der Welt?
  • Schnitt
1976
La Soufrière
  • Schnitt
1974
In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod
  • Schnitt
1973/1974
Feinde fürs Leben
  • Schnitt
1973/1974
Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner (Ski-Flugschanze Planica)
  • Schnitt
1974
Jeder für sich und Gott gegen alle
  • Schnitt
1973
Gelegenheitsarbeit einer Sklavin
  • Schnitt
1973
Biermann-Film
  • Schnitt
1973
Schleichende Euthanasie
  • Schnitt
1973
Besitzbürgerin, Jahrgang 1908
  • Schnitt
1972
Aguirre, der Zorn Gottes
  • Schnitt
1971/1972
Der Welt zeigen, daß man noch da ist
  • Schnitt
1969-1972
Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte
  • Schnitt
1970/1971
Land des Schweigens und der Dunkelheit
  • Schnitt
1968-1971
Fata Morgana
  • Schnitt
1970/1971
Behinderte Zukunft
  • Schnitt
1969/1970
Der große Verhau
  • Schnitt
1969/1970
Wir verbauen 3 x 27 Millia. Dollar in einen Angriffsschlachter
  • Schnitt
1969/1970
Auch Zwerge haben klein angefangen
  • Schnitt
1967/1969
Die unbezähmbare Leni Peickert
  • Schnitt
1968/1969
Maßnahmen gegen Fanatiker
  • Schnitt
1968/1969
Filmstunde
  • Schnitt
1968/1969
Die fliegenden Ärzte von Ostafrika
  • Schnitt
1967/1968
Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos
  • Schnitt
1967/1968
Letzte Worte
  • Schnitt
1967/1968
Lebenszeichen
  • Schnitt
1968
Feuerlöscher E. A. Winterstein
  • Schnitt
1966/1967
Schlagerfilme
  • Schnitt
1966/1967
Fußnoten
  • Schnitt
1967
Frau Blackburn, geb. 5. Jan. 1872, wird gefilmt
  • Schnitt
1966/1967
Mahlzeiten
  • Schnitt
1966
Die Kinder
  • Schnitt
1967
Ruhestörung. Ereignisse in Berlin 1967
  • Schnitt
1965
Ski-Faszination
  • Schnitt
1965/1966
Abschied von gestern
  • Schnitt
1965/1966
Die Wahl. Der Wahlkampf in Neu-Ulm, 1965
  • Schnitt
1965
Haben Sie Abitur?
  • Schnitt
1964/1965
Porträt einer Bewährung
  • Schnitt
1961
Silberfisch
  • Schnitt
1959/1960
Yucatan
  • Schnitt
1960
Ärztekongreß
  • Schnitt
1959/1960
Baumwolle
  • Schnitt
1959
Krebsforschung II
  • Schnitt
1959
Krebsforschung I
  • Schnitt
1958
Ein gewisser Judas
  • Schnitt
1958
Auferstehung
  • Schnitt-Assistenz
1957
...und führe uns nicht in Versuchung
  • Schnitt-Assistenz
1956/1957
Die Letzten werden die Ersten sein
  • Schnitt-Assistenz
1955
Teufel in Seide
  • Schnitt-Assistenz
1955
Affenliebe
  • Schnitt-Assistenz
1952/1953
Gesprengte Gitter - Die Elefanten sind los
  • Schnitt-Assistenz
URL: https://www.filmportal.de/person/beate-mainka-jellinghaus_367d017b1c9145acbeb06db39835808c