Herz aus Glas

BR Deutschland 1976 Spielfilm

Inhalt

Eine Glashütte im Bayerischen Wald, 19. Jahrhundert. Der Arbeiter Mühlbeck ist gestorben, und mit ihm das Geheimnis des Rubinglases. Der hellsehende Hirte Hias soll das Rätsel lösen und hat dabei Katastrophenvisionen, die immer düsterer werden. Der Hüttenbesitzer sucht weiter nach der Rezeptur und meint sie schließlich in menschlichem Blut zu finden; er ersticht seine Magd Ludmilla und steckt die Hütte in Brand. Auch die übrigen Dorfbewohner und zuletzt Hias selbst verfallen dem Wahnsinn.

Werner Herzog drehte seinen mystischen Heimatfilm fast ausschließlich mit hypnotisierten Schauspielern.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein kleines bayerisches Dorf lebt, wir schreiben die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, gänzlich von der Glasbrennerei. Als der Schmelzer des Rubinglases, der allein gewusst hat, welche Bestandteile in welchem Verhältnis gemischt werden müssen zu dessen Herstellung, stirbt und sein Geheimnis mit ins Grab nimmt, ist die Not groß und die Dorfbewohner verfallen in eine tiefe Depression. So sind die Glasbläser zugänglich für die apokalyptischen Visionen des hoch über dem Ort in Einsamkeit lebenden Kuhhirten Hias: Gebannt lauschen sie seiner Prophezeiung vom bevorstehenden „Sturz der Zeit und der Welt“ – mit einem für viele Dorfbewohner tödlichen Brand in der Glasfabrik, hervorgerufen durch Lieblosigkeit und Kälte.

Der Hüttenbesitzer steigert sich als Herr des Dorfes in eine regelrechte Besessenheit auf der verzweifelten Suche nach dem Farbstoff, den er im Jungfernblut einer Magd zu finden hofft – natürlich so vergeblich wie der grausame Ritualmord und der anschließende Brandanschlag. Als nun tatsächlich einige dieser düsteren Voraussagen eingetroffen sind, machen die Dörfler Hias dafür verantwortlich, der jedoch auf wundersame Weise seinem Kerker entkommen und in die von Nebelschwaden eingehüllte Bergeinsamkeit zurückkehren kann...

Werner Herzogs Film „über prophetische Visionen und kollektiven Wahnsinn“, so der damals 36-jährige Münchner Regisseur, basiert in den Kernszenen zwar auf Herbert Achternbuschs 1975 erschienenen Roman „In der Stunde meines Todes“, lässt aber unschwer Verbindungen zur historischen Figur des „Mühlhias“, des Sehers Matthias Stromberger, der Ende des 18. Jahrhunderts im Bayerischen Wald lebte, sowie zu Hauffs Märchen „Das gläserne Herz“ erkennen.

Auf seiner steten Suche nach neuen Kino-Erfahrungen, nach unverbrauchten Leinwand-Bildern hat Werner Herzog - bis auf wenige Ausnahmen – erneut mit Laien gearbeitet, und wieder hat er versucht, sie bereits vor Drehbeginn an ihre Grenzen stoßen zu lassen, diesmal durch Hypnose (Handauflegen). Wieder sind es neben der Musik von Popol Vuh die suggestiven Bilder des Kameramannes Jörg Schmidt-Reitwein (Deutscher Filmpreis 1977 in Gold), der die extrem stilisierten Natur- und Landschaftsaufnahmen übrigens nicht in den bayerischen oder böhmischen Wäldern drehte, sondern in den US-Staaten Wyoming, Utah und Alaska sowie, für das Schlusstableau, auf einer irischen Insel, die das Publikum faszinieren – auch das Pariser bei der Uraufführung am 12. November 1976 als offizieller Eröffnungsfilm beim Int. Filmfestival der Seinemetropole.

Werner Herzogs bajuwarisches Film-Märchen mit Brunhilde Klöckner als „Närrin“, Sepp Müller als Ascherl, Volker Prechtel als Wudy und dem hochbetagten Clemens Scheitz als Diener Adalbert gehört sicherlich nicht zu seinen besten Filmen, aber zu seinen wirklich interessanten – auch ohne die Hypnose-Story im Hinterkopf. Kinostart war der 17. Dezember 1976.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2577 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.11.1976, 48674, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 12.11.1976, Paris, IFF

Titel

  • Originaltitel (DE) Herz aus Glas

Fassungen

Original

Länge:
2577 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.11.1976, 48674, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 12.11.1976, Paris, IFF

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1977
  • Filmband in Gold, Beste Kamera