Woyzeck

BR Deutschland 1978/1979 Spielfilm

Inhalt

Weitgehend werkgetreue Verfilmung von Büchners Dramenfragment, Herzogs dritte Zusammenarbeit mit Klaus Kinski: In einer kleinen Garnisonsstadt, Mitte des 19. Jahrhunderts. Füsilier Woyzeck, Bursche des Hauptmanns, bemüht sich, Marie und sein uneheliches Kind zu ernähren. Dafür lässt er sich sogar vom Doktor für medizinische Versuche missbrauchen. Als der Hauptmann und der Doktor ihm auf die Nase binden, dass Marie sich mit dem feinen Tambourmajor eingelassen hat, nimmt Woyzeck ein Messer und ersticht Marie. Dann geht er in den Teich und ertrinkt.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hineinsieht“: In Georg Büchners 1913 in München uraufgeführtem Schauspiel-Fragment „Woyzeck“, das Mitte des 19. Jahrhunderts spielt, leidet der Füsilier Franz Woyzeck unter dem stumpfsinnigen Militärdienst und darunter, dass ihm sein Hauptmann Vorhaltungen macht, er habe ein uneheliches Kind. Um seine Freundin Marie und den gemeinsamen Sohn durchzubringen, verdingt sich Woyzeck als Versuchsobjekt des Doktors für geradezu aberwitzige medizinische Versuche – und kassiert dafür auch noch den Spott seiner Kameraden. Die einen weiteren Grund haben, Woyzeck für einen Narren zu halten, unterhält Marie doch ein Verhältnis zum Tambourmajor.

Als der einmal mehr vom Hauptmann aufgestachelte Woyzeck im Wirtshaus Zeuge wird, wie seine Marie mit dem Tambourmajor tanzt, geht er seinem Nebenbuhler an den Kragen, unterliegt aber hoffnungslos. Und nun nimmt eine Katastrophe ihren Lauf...

Werner Herzogs mit Klaus Kinski und Eva Mattes so prominent wie hervorragend besetzte Leinwandadaption des berühmten Büchner-Dramas besticht durch eine Werktreue, die man weder dem Münchner Regisseur noch dem Enfant terrible seiner Mammutfilme „Aguirre, der Zorn Gottes“, „Nosferatu“ und „Fitzcarraldo“ in der Titelrolle zugetraut hätte. Die unverständlicherweise bei der Uraufführung am 22. Mai 1979 in Cannes, „Woyzeck“ lief neben Volker Schlöndorffs Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ als zweiter offizieller deutscher Beitrag im Wettbewerb, beim französischen Publikum wie bei der internationalen Kritik zu harschen Reaktionen der Ablehnung führte.

Aber gleichzeitig Eva Mattes für ihre Darstellung der Marie Lorbeer einbrachte: Die berühmte Zadek-Bühnenschauspielerin erhellt die psychologische Dimension ihrer Rolle wie selbstverständlich, während Klaus Kinskis immerhin erstaunlich konzentrierte, ja hart an der Grenze zur Selbstverleugnung stehende Darstellung der Titelrolle allzu sehr dem Psychopathischen, dem Monströs-Krankhaften verhaftet bleibt. Ihr verdienter Lohn: Auszeichnung in Cannes in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“. 1980 folgte der Gilde-Preis in Silber der Filmkunstkinos in der Kategorie „Deutscher Film“.

Die im Sommer 1978 absichtsvoll direkt im Anschluss an die Dreharbeiten zu „Nosferatu“ in der damaligen Tschechoslowakei mit dem Mini-Budget von 900.000 DM entstandene Leinwand-Adaption des Büchnerschen Theaterstücks (Herzog: „Das Beste, was in unserer Sprache geschrieben wurde“) lebt atmosphärisch von den komplett erhaltenen historischen Kernen der beiden mährischen Provinzstädte Telč und dem drei Kilometer entfernten Horní Myslová. Und nicht zuletzt vom ausgepowerten Titeldarsteller nach dem gewaltigen Kraftakt der „Nosferatu“-Produktion. Die sich auch filmtechnisch ausdrückende Reduktion der Ausdrucksmittel ist Herzogs großem Respekt vor der literarischen Vorlage zu verdanken.

„Woyzeck“ ist Herzogs kargster, knappster Streifen, bei dem er – bis auf einige Zeitlupenstudien – weitgehend auf die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Film verzichtet hat. Dabei ist diese Zurückhaltung für den Regisseur besagter monumental-maßloser Epen keine absolute Ausnahme, siehe „Stroszeck“ oder seine Kaspar-Hauser-Adaption „Jeder für sich und Gott gegen alle“.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

2. Kamera

Standfotos

Ausstattung

Requisite

Ton-Assistenz

Darsteller

Produzent

Redaktion

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2203 m, 81 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.04.1979, 50667, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 22.05.1979, Cannes, IFF

Titel

  • Originaltitel (DE) Woyzeck

Fassungen

Original

Länge:
2203 m, 81 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.04.1979, 50667, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 22.05.1979, Cannes, IFF