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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Kurt Gerron

Weitere Namen
Kurt Gerson (Geburtsname)
Date of Birth
05/11/1897 - 12:00
Geburtsort
Berlin
Sterbedatum
10/28/1944 - 12:00
Sterbeort
KZ Auschwitz
Biografie

Kurt Gerron, geboren am 11. Mai 1897 als einziges Kind einer wohlhabenden Berliner Kaufmannsfamilie, besuchte das Gymnasium und wurde nach seinem Abschluss mit 17 Jahren ins Militär eingezogen. Im Ersten Weltkrieg wurde er mehrfach verwundet und kehrte schließlich als "kampfunfähig" befunden zurück nach Berlin. Er studierte dort anschließend Medizin an der Universität Berlin, wurde aber nach verkürzter Studiendauer erneut als Lazarettarzt in den Kriegsdienst geschickt.

Mit 23 Jahren beschloss er, statt Arzt nun Schauspieler zu werden, und war von 1920 bis 1925 unter anderem an den Berliner "Reinhardt-Bühnen" tätig. 1926 spielte er an Moriz Seelers Junger Bühne den Mäch in Brechts "Baal" sowie die Rollen des Polizeichefs und des Moritatensängers in der immens erfolgreichen Uraufführung der "Dreigroschenoper" (31.8.1928, Theater am Schiffbauerdamm), die ihn über Nacht berühmt machen sollte. Neben seinen Inszenierungen und Darstellungen am Theater trat er als Sänger und Schauspieler in zahlreichen Kabaretts und Revuen auf.

Seit Anfang der 1920er Jahre spielte Gerron auch im Film, wobei er aufgrund seiner massigen körperlichen Erscheinung vorwiegend in Nebenrollen zu sehen war. So spielte er Hafenarbeiter ("Variete"), Ringkämpfer ("Halbseide") oder Boxer ("Ein Tag der Rosen im August"). Gerne besetzten ihn Richard Oswald und Manfred Noa in ihren Filmen, häufig spielte er an der Seite von Hans Albers, im Tonfilm dann auch neben Heinz Rühmann ("Einbrecher").

Gegen Ende der 1920er befand sich Kurt Gerron auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit und Prominenz angekommen und ließ sich auch in kleinen Gastauftritten in Filmen befreundeter Regisseure sehen, beispielsweise bei G. W. Pabst als Barbesucher in der UFA-Produktion "Die weiße Hölle von Piz Palü" oder in "Tagebuch einer Verlorenen". Zu seiner bekanntesten Rolle wurde der Varietédirektor Kiepert in Josef von Sternbergs "Der Blaue Engel" (1930). Ihr folgten zahlreiche Auftritte im frühen Tonfilm, unter anderem als Rechtsanwalt in der Filmoperette "Die Drei von der Tankstelle" oder als Casino-Direktor in "Bomben auf Monte Carlo".

Mit dem dünnen Komiker Siegfried Arno trat der massige Gerron seit Mitte der 1920er in Film und Kabarett häufig gemeinsam auf. Der Versuch, als Comedy-Duo "Beef und Steak" eine deutsche Film-Groteske zu inszenieren, scheiterte 1928/29. Schlechte Kritiken und das Aufkommen des Tonfilms verhinderten, dass Gerron dieses Ziel noch weiter verfolgte. Arno war außerdem in Gerrons frühen Kurztonfilmen zu sehen.

Sein Regiedebüt lieferte Gerron 1926 mit dem Kriminalfilm "Der Liebe Lust und Leid", wechselte ab 1931 dann immer häufiger hinter die Kamera. Er produzierte unter anderem auch einige der ersten Lustspielerfolge Heinz Rühmanns wie "Meine Frau, die Hochstaplerin" (1931) mit Käthe von Nagy und "Es wird schon wieder besser" (1932) mit Dolly Haas.

In "Ein toller Einfall" (1932), der zugleich in deutscher und französischer Fassung gedreht wurde, ließ Gerron Willy Fritsch und eine ganze Gruppe bekannter Komödianten wie Max Adalbert, Jakob Tiedtke, Leo Slezak, Paul Hörbiger, Theo Lingen, Adele Sandrock und Oskar Sima in einem zum Hotel umfunktionierten Schloss von einem skurrilen Ereignis ins nächste schlittern. Mit Hans Albers drehte er im gleichen Jahr "Der weiße Dämon", ein Drama um eine kokainsüchtige Sängerin und den internationalen Rauschgiftschmuggel, und die Musikkomödie "Heut' kommt's drauf an" mit Luise Rainer.

Als die Nazis 1933 die Macht übernahmen, emigrierte der wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Haltung gefährdete Gerron mit seiner Frau Olga und seinen Eltern nach Paris, wo er zwei Filmkomödien inszenierte. Im Oktober 1935 zog er über Österreich und Italien weiter nach Amsterdam, wo er unter anderem einen Detektivfilm und einen Dokumentarfilm über einen niederländischen Rundfunksender drehte sowie die holländische Synchronisation von Disneys "Snow White" ("Schneewittchen") herstellte. Nach Fertigstellung einer in Rom gedrehten italienisch-holländischen Produktion wandte er sich mit anderen Emigranten mehr dem Theater und Kabarett zu.

Trotz des Einmarschs der deutschen Truppen in die Niederlande im Mai 1940 blieb Gerron in Amsterdam, wurde dort Direktor des jüdischen Theaters "Joodsche Schouwberg", an dem auch andere deutsche Emigranten wie Rudolf Nelson und Willy Rosen mitwirkten, bis das gesamte Ensemble in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Angebote von Freunden wie Peter Lorre und Marlene Dietrich, die Gerron zur Ausreise in die USA überreden wollten, schlug er aus. Im September 1943 wurden dann auch seine Familie und er verhaftet und in das niederländische Durchgangslager Westerbork gebracht.

Am 25. Februar 1944 wurden sie dann ebenfalls in das KZ Theresienstadt deportiert. Gerron gründete und leitete dort ein Häftlingskabarett mit dem Namen "Karussell". Auf Anweisung von Propagandaminister Goebbels entstand zwischen August und September 1944 unter Gerrons Leitung der Pseudo-Dokumentarfilm "Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet", bekannter unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt". Der Film sollte das Rote Kreuz und die Weltöffentlichkeit von der Harmlosigkeit der Ghettos überzeugen und suggeriert unter Mitwirkung prominenter Häftlinge wie der Komponisten Pavel Haas und Hans Krása einen angenehmen Alltag mit Unterhaltung und kulturellen Veranstaltungen.

Nach Abschluss der Dreharbeiten wurde Kurt Gerron entgegen seiner Hoffnung, aufgrund der Kooperation mit den Nazis verschont zu werden, mit anderen Beteiligten des Films im Oktober 1944 nach Auschwitz transportiert, wo sie in der Gaskammer starben.

"Theresienstadt" gelangte wegen des nahenden Untergangs des Nazi-Regimes nie in der ursprünglich geplanten Form zur Aufführung, Lediglich Ausschnitte erschienen im Herbst 1944 in einer Wochenschau, um zu zeigen, wie die Juden in Theresienstadt angeblich ein Leben in Saus und Braus führen, während die tapferen Soldaten an der Front leiden. Teile der Arbeitskopie blieben erhalten und wurden nach deren Entdeckung im Prager Filmarchiv 1964/65 in "So schön war es in Terezin", einer Dokumentation über den Film, verwendet. Der tschechische Regisseur Zbyněk Brynych verarbeitete die Geschehnisse 1962 im Spielfilm "Transport z raje" ("Transport aus dem Paradies"), der auf Erzählungen von Arnošt Lustig beruht.

Ilona Zioks mehrfach preisgekrönte Dokumentation "Kurt Gerrons Karussell" mit Ute Lemper, Ben Becker und Bente Kahan feierte 1999 auf der Berlinale Premiere und wurde unter anderem beim Filmfest München ausgezeichnet. Sie porträtiert und würdigt die Karriere des Regisseurs, Kabarettisten und Schauspielers mittels Zeitzeugenberichten, Spielfilmsequenzen und Chansons.

 

Filmography
1999
Das Lager Westerbork 1939-1945
  • Sonstiges
1989
Herr Schmidt von der Gestapo - Filmische Dokumentation einer Beamtenkarriere
  • Sonstiges
1944/1964/1965
So schön war es in Terezin
  • Regie
1957/1958
Das gab's nur einmal
  • Mitwirkung
1944
Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
1940
Der ewige Jude. Dokumentarfilm über das Weltjudentum
  • Mitwirkung
1937
De drie wensen
  • Darsteller
  • Regie
1937
I tre desideri
  • Regie
1935
Het Mysterie van de Mondscheinsonate
  • Regie
1933
Une femme au volant
  • Regie
1934/1935
Bretter, die die Welt bedeuten
  • Regie
1933/1934
Incognito
  • Regie
1933
Kind, ich freu' mich auf Dein Kommen
  • Regie
  • Drehbuch
1932/1933
Heut kommt's drauf an
  • Regie
1932
Stupéfiants
  • Regie
1932
Der weiße Dämon
  • Regie
1932
Ein toller Einfall
  • Regie
1931/1932
Vater geht auf Reisen
  • Darsteller
1931/1932
Zwei in einem Auto
  • Darsteller
1931/1932
Man braucht kein Geld
  • Darsteller
1932
Hertzberger-Film Nr. 001: Familien Kutschera, Katz, Kurt Gerron, Laval, Briand, Brüning
  • Mitwirkung
1931/1932
Es wird schon wieder besser...
  • Regie
1931
Eine Nacht im Grandhotel
  • Darsteller
1931
Meine Frau, die Hochstaplerin
  • Regie
1931
Bomben auf Monte Carlo
  • Darsteller
1931
Kabarett-Programm Nr. 2
  • Regie
1931
Kabarett-Programm Nr. 6
  • Regie
1931
Kabarett-Programm Nr. 5
  • Regie
1931
Kabarett-Programm Nr. 1
  • Regie
1931
Salto mortale
  • Darsteller
1931
Kabarett-Programm Nr. 4
  • Regie
1931
Kabarett-Programm Nr. 3
  • Regie
1930/1931
Der Weg nach Rio
  • Darsteller
1930/1931
Die Marquise von Pompadour
  • Darsteller
1931
Der Stumme von Portici
  • Regie
1930
Dolly macht Karriere
  • Darsteller
1930
Die Drei von der Tankstelle
  • Darsteller
1930
Die vom Rummelplatz
  • Darsteller
1929/1930
The Blue Angel
  • Darsteller
1929/1930
Der blaue Engel
  • Darsteller
1929/1930
Liebe im Ring
  • Darsteller
1930
Einbrecher
  • Darsteller
1929/1930
Menschen am Sonntag
  • Darsteller
1930/1931
Ihre Majestät die Liebe
  • Darsteller
1929
Tagebuch einer Verlorenen
  • Darsteller
1928/1929
Wir halten fest und treu zusammen
  • Darsteller
1928/1929
Die Flucht vor der Liebe
  • Darsteller
1929
Aufruhr im Junggesellenheim
  • Darsteller
1928
Die Regimentstochter
  • Darsteller
1929
Die weiße Hölle vom Piz Palü
  • Darsteller
1928/1929
Nachtgestalten. Nur ein Gassenmädel
  • Darsteller
1928
Unmoral
  • Darsteller
1928
Die Yacht der sieben Sünden
  • Darsteller
1928
Vom Täter fehlt jede Spur
  • Darsteller
1928
Casanovas Erbe
  • Darsteller
1927/1928
Heut' tanzt Mariett
  • Darsteller
1927/1928
Liebe und Diebe
  • Darsteller
1927/1928
Die Pflicht zu schweigen
  • Darsteller
1928
Polizeibericht Überfall
  • Darsteller
1927/1928
Manege
  • Darsteller
1927
Dr. Bessels Verwandlung
  • Darsteller
1927
Der große Unbekannte
  • Darsteller
1927
Ramper, der Tiermensch
  • Darsteller
1927
Die weiße Spinne
  • Darsteller
1927
Die Dame mit dem Tigerfell
  • Darsteller
1927
Das tanzende Wien. An der schönen blauen Donau. 2. Teil
  • Darsteller
1927
Üb' immer Treu und Redlichkeit
  • Darsteller
1927
Feme
  • Darsteller
1927
Plüsch und Plümowski
  • Darsteller
1927
Pique-Dame. Das Geheimnis der alten Gräfin
  • Darsteller
1927
Ein Tag der Rosen im August ... da hat die Garde fortgemußt
  • Darsteller
1927
Ein schwerer Fall
  • Darsteller
1927
Gehetzte Frauen
  • Darsteller
1926/1927
Die schönsten Beine von Berlin
  • Darsteller
1927
Glanz und Elend der Kurtisanen
  • Darsteller
1927
Sein größter Bluff
  • Darsteller
1927
Einbruch
  • Darsteller
1927
Benno Stehkragen
  • Darsteller
1927
Gefährdete Mädchen
  • Darsteller
1927
Wer wirft den ersten Stein?
  • Darsteller
1926/1927
Mädchenhandel
  • Darsteller
1925
Vorderhaus und Hinterhaus
  • Darsteller
1926
Die Kleine und ihr Kavalier
  • Darsteller
1926
Der Liebe Lust und Leid
  • Darsteller
  • Regie
1926
Der Soldat der Marie
  • Darsteller
1926
Im weißen Rößl
  • Darsteller
1926
Annemarie und ihr Ulan
  • Darsteller
1926
Die drei Mannequins (Die drei Probiermamsells)
  • Darsteller
1926/1927
Die Tragödie eines Verlorenen
  • Darsteller
1925/1926
Der goldene Schmetterling
  • Darsteller
1926
Wien - Berlin
  • Darsteller
1926/1927
Eine tolle Nacht
  • Darsteller
1925
Halbseide
  • Darsteller
1925
Varieté
  • Darsteller
1925
O alte Burschenherrlichkeit
  • Darsteller
1924
Die Schmiede
  • Darsteller
1921/1922
Scheine des Todes
  • Darsteller
1921/1922
Frau Sünde
  • Darsteller
1921
Der Held des Tages
  • Darsteller
1920/1921
Die Apotheke des Teufels
  • Darsteller
1921
Wege des Lasters
  • Darsteller
1921
Im Strudel der Großstadt
  • Regie
1920
Hutsalon Riedländer
  • Darsteller
1920
Die Präriediva
  • Darsteller
1920
Spuk auf Schloß Kitay
  • Darsteller
1913/1914
Fräulein Puppe - meine Frau
  • Darsteller
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