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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Alfred Edel

Weitere Namen
Philipp Alfred Karl Josef Edel (Geburtsname)
Date of Birth
03/12/1932 - 12:00
Geburtsort
Abensberg
Sterbedatum
06/17/1993 - 12:00
Sterbeort
Frankfurt am Main
Biografie

Alfred Edel wurde am 12. März 1932 im bayerischen Abensberg geboren. Bereits in jungen Jahren erwies er sich als unbändiger Geist: Auf Grund zahlreicher Streiche verwies man ihn mehrerer Schulen. Als Mitglied der Regensburger Domspatzen gelang ihm schließlich doch noch die Reifeprüfung. Danach studierte er in München, Würzburg, Berlin und Frankfurt in verschiedenste Richtungen: Die Bandbreite reichte von Jura, Volkswirtschaft und Geschichte bis zu Theaterwissenschaft, Soziologie und Philosophie. Einen Abschluss machte er in keinem der Fächer – im Nachruf auf Edel in der FAZ wurde später sein Professor Theodor W. Adorno mit den Worten zitiert: "Der Edel ist nicht prüfbar."

Stattdessen landete Alfred Edel beim Film. 1965 entdeckte Alexander Kluge ihn als Schauspieler und besetzte ihn in "Abschied von gestern". Darin spielte Edel in autobiografischer Anlehnung einen Ewigstudenten, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter über Wasser hält. Obwohl es sich um eine Nebenrolle handelte, hinterließ Edel einen bleibenden Eindruck. Auch in Kluges nächstem Film "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968) wirkte Edel mit, diesmal in einer tragenden Rolle als "Dr. Busch", der den bezeichnenden Satz spricht: "Nur als Kapitalist ändert man das, was ist!". Für diese Rolle wurde Edel für den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller nominiert. Insgesamt arbeitete Edel bei acht Filmen mit Kluge zusammen: In "Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte" (1969-72) spielte er die Hauptrolle eines Kybernetik-Professors, der im Jahr 2040 in Kriegswirren gerät (1977 veröffentlichte Kluge eine neue Version unter dem Titel "Zu böser Schlacht schleich ich heut Nacht so bang"); außerdem gehörte er zum Ensemble von "Gelegenheitsarbeit einer Sklavin" (1973) und gab in der Satire "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod" einen Abgeordneten, dessen Spezialgebiet "die große Übersicht" ist. In "Die Patriotin" (1977-79) war er ein Staatsanwalt, in dem poetischen Essayfilm "Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit" (1985) ein "Motivforscher" und in der Korruptions-Satire "Schweinegeld" (1989) ein Politiker.

Aber auch sonst gehörte Edel zu den meistbeschäftigten Darstellern des Neuen Deutschen Films, wenn auch meist in Nebenrollen. Roland Klick besetzte ihn in "Supermarkt" (1974) als Journalist, mit Werner Herzog drehte er "Jeder für sich und Gott gegen alle" (1974, als "Professor der Logik") und "Stroszek" (1977, als Gefängnisdirektor). Er arbeitete mit Alf Brustellin und Bernhard Sinkel ("Berlinger", 1975), Hans W. Geissendörfer ("Sternsteinhof", 1976) und Hans-Jürgen Syberberg ("Hitler, ein Film aus Deutschland", 1977). Immer wieder im Mittelpunkt stand er bei den experimentell-absurden Filmen der "Gruppe Arnold Hau", die aus den Protagonisten der "Neuen Frankfurter Schule" Robert Gernhardt, Bernd Eilert, F.K. Waechter und Arend Agthe bestand. Edel führte als Arnold Hau durch die "Hau Schau" (1975) und ließ sich die Titelrolle des Langfilms "Das Casanova-Projekt" (1981) von den Satirikern auf den Leib schreiben.

Edel galt nicht als subtiler Charakterdarsteller, sondern als ein Meister der Charge, dessen Spezialität es war, Wichtigtuer und Besserwisser zu parodieren – dies war wohl auch ein Grund für seine häufige Besetzung als Politiker, Professor oder sonstiger Würdenträger. Anlässlich seines 80. Geburtstages hieß es 2012 in einer Würdigung in der "taz": "Feinmotorik ging ihm völlig ab, ständig steckte er in absurden Kostümen. Und immer war er hinreißend."

Zu seinem Image als niederbayerisches Faktotum passte es auch, dass er 1983 in dem Musikfilm "Die Spider Murphy Gang", über die gleichnamige Münchner Kultband, mitwirkte. Ansonsten arbeitete er in den 1980er Jahren weiterhin mit eigenwilligen Autorenfilmern (nun häufiger auch in größeren Rollen) und wurde zugleich von einer neuen Regie-Generation besetzt: Er drehte mit Torsten Emrich ("Das Mikado-Projekt", 1983), Pia Frankenberg ("Nicht nichts ohne Dich", 1985) und vor allem mit Christoph Schlingensief, mit dem ihn eine ähnlich nachhaltige Zusammenarbeit verband wie zuvor mit Kluge. Edel schien für Schlingensiefs exzentrisches Universum wie geschaffen. Die beiden realisierten sieben gemeinsame Filme: Nach Nebenrollen in "Tunguska - Die Kisten sind da" (1984), dem Kurzfilm "Die Schlacht der Idioten" (1986) und "Menu total" (1986) spielte Edel in "100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker" (1989) eine Hauptrolle als Hermann Göring, war in "Das deutsche Kettensägenmassaker" (1990) der Vater der mörderischen Metzgerfamilie und gehörte zum Ensemble des Dokudramas "Tod eines Weltstars. Portrait Udo Kier" (1992, TV). Doch trotz seiner zahlreichen Engagements war es Edel kaum möglich, von der Schauspielerei zu leben, weshalb er vor allem auch für Werbeagenturen arbeitete.

Zu seinen weiteren Arbeiten der späten Jahre gehören die Titelrolle in Monika Treuts "My Father is coming - Ein Bayer in New York" (1991), die Fernsehserie "Das Nest" (1992, als Hausmeister) und Edgar Reitz' "Die zweite Heimat" (1992, zwei Folgen). In der Serie "Hecht & Haie" (1993) gab der Wahlfrankfurter Edel einen Büroboten im Frankfurter Ordnungsamt – und zeigte, dass er sich auch auf hessische Urtypen verstand. Seine letzte Kinorolle hatte er als Gangster in Christoph Schlingensiefs an das Gladbecker Geiseldrama angelehnten Farce "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland" (1992).

Am 17. Juni 1993 starb Alfred Edel in Frankfurt an den Folgen eines Herzinfarkts.

Filmography
2018-2020
Schlingensief - In das Schweigen hineinschreien
  • Mitwirkung
199?
Triebwerkhusten
  • Darsteller
1992
Terror 2000 - Intensivstation Deutschland
  • Darsteller
1992
Käufliche Herren
  • Darsteller
1992
Tod eines Weltstars. Portrait Udo Kier
  • Mitwirkung
1992
Der demokratische Terrorist
  • Darsteller
1992
Scheine spielen Schwarz
  • Darsteller
1992
Goldene Sonne
  • Darsteller
1988-1992
Die zweite Heimat (13 Teile)
  • Darsteller
1988-1992
Die zweite Heimat. Chronik einer Jugend in 13 Filmen. 01. Die Zeit der ersten Lieder
  • Darsteller
1992
Alfred und Alfred
  • Mitwirkung
1988-1992
Die zweite Heimat. Chronik einer Jugend in 13 Filmen. 02. Zwei fremde Augen
  • Darsteller
1990/1991
My Father Is Coming
  • Darsteller
1990/1991
Waterloo
  • Darsteller
1990
Gründ
  • Darsteller
1990
Kulturleben
  • Darsteller
1990
Das deutsche Kettensägenmassaker
  • Darsteller
1990
Galerie der Straße
  • Darsteller
1988-1990
Die Spinnen
  • Darsteller
1988/1989
Erdenschwer
  • Darsteller
1989
Giovanni oder die Fährte der Frauen
  • Darsteller
1988/1989
Mix Wix
  • Darsteller
1989
Wo aber Rettendes ist, wächst die Gefahr auch
  • Darsteller
1988/1989
Schweinegeld
  • Darsteller
1989
Vorwärts
  • Darsteller
1988/1989
100 Jahre Adolf Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker
  • Darsteller
1989
Caldera
  • Darsteller
1989
Bavaria Blue
  • Darsteller
1989
Happy and...
  • Darsteller
1987
Abschied vom Morgen
  • Darsteller
1988
Manöver
  • Darsteller
1988
Schluckauf
  • Darsteller
1986/1987
Ossegg oder Die Wahrheit über Hänsel und Gretel
  • Darsteller
1987
z.B. Otto Spalt
  • Darsteller
1987
Wild auf Kino. Eine Reise durch den allerjüngsten deutschen Film
  • Darsteller
1986
Die Schlacht der Idioten
  • Darsteller
1985/1986
Menu Total
  • Darsteller
1986
Von Passau bis auf Grafenau
  • Mitwirkung
1985/1986
Der Telefonvoyeur
  • Darsteller
1986
Anni - Im Winter verhungern die Frösche
  • Darsteller
1986
Durch Haut und Haar
  • Darsteller
1985
Auf Biegen oder Brechen
  • Darsteller
1985
Der ewige Spießer
  • Darsteller
1984/1985
Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit
  • Darsteller
1985
Nicht nichts ohne Dich
  • Darsteller
1984
Das deutsche Wohnzimmer
  • Darsteller
1984
Der Eremit
  • Darsteller
1984
Der Kontrabaß im Leichenwagen
  • Darsteller
1983/1984
Tunguska - die Kisten sind da
  • Darsteller
1983/1984
Tränen in Florenz
  • Darsteller
1983/1984
Klassenverhältnisse
  • Darsteller
1983
Die Spider Murphy Gang
  • Darsteller
1983
Der andere Hund
  • Darsteller
  • Drehbuch
1982/1983
Das Mikado-Projekt. In geheimer Mission
  • Darsteller
1982
Muttertreu
  • Darsteller
1982
Moritz und Julia
  • Darsteller
1981/1982
Die Zeit dazwischen
  • Darsteller
1982
Irrgarten. Marco Ruschiz' Fahrt zu den Wolken
  • Darsteller
1980/1981
Das Casanova-Projekt
  • Darsteller
1981
Die Perle der Karibik
  • Darsteller
1980
Die Ursache
  • Darsteller
1980
Vom Professor zum Casanova: Alfred Edel und seine Traumrollen
  • Darsteller
1979/1980
Karriere
  • Darsteller
1977-1979
Der Stromtreiber - Der Mann im roten Kahn
  • Darsteller
1977-1979
Die Patriotin
  • Darsteller
1977/1978
Keiner kann was dafür
  • Darsteller
1977/1978
Das Männerquartett
  • Darsteller
1977
Das Ende eines Wintermärchens
  • Darsteller
1977
Ein deutscher Traum
  • Darsteller
1977
Der Gral
  • Darsteller
1977
Wir Kinder der Hölle
  • Darsteller
1976/1977
Stroszek
  • Darsteller
1969/1977
Zu böser Schlacht schleich ich heut Nacht so bang
  • Darsteller
1977
Residenzstadt Mannheim. Ein Dichter, der auszog, das Malen zu lernen
  • Darsteller
1977
Hitler. Ein Film aus Deutschland
  • Darsteller
1975/1976
Sternsteinhof
  • Darsteller
1975
Berlinger
  • Darsteller
1974/1975
Die Hau Schau
  • Darsteller
1974/1975
Die letzten Abenteuer
  • Darsteller
1975
Mein Onkel Theodor oder Wie man im Schlaf viel Geld verdient
  • Darsteller
1975/1976
Umarmungen und andere Sachen
  • Darsteller
1974
In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod
  • Darsteller
1973/1974
Supermarkt
  • Darsteller
1974
Jeder für sich und Gott gegen alle
  • Darsteller
1973/1974
Die letzten Tage von Gomorrha
  • Darsteller
1973
Gelegenheitsarbeit einer Sklavin
  • Darsteller
1972
Die Sachverständigen
  • Darsteller
1969-1972
Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte
  • Darsteller
1970
Weg vom Fenster
  • Darsteller
1967/1968
Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos
  • Darsteller
1965/1966
Abschied von gestern
  • Darsteller
URL: https://www.filmportal.de/person/alfred-edel_971f47e0215f492781e9b77dc698f4bd