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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Jutta Hoffmann

Date of Birth
03/03/1941 - 12:00
Geburtsort
Halle (Saale)
Biografie

Jutta Hoffmann, geboren am 3. März 1941 in Halle an der Saale, war bereits während der Schulzeit Mitglied einer Laienspielgruppe. Nach dem Abitur nahm sie 1959 ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in Potsdam-Babelsberg auf. Noch während des Studiums wurde sie 1960 für eine erste Kinorolle in dem DEFA-Film "Das Rabauken-Kabarett" engagiert. Im gleichen Jahr debütierte sie am Berliner Maxim Gorki Theater in "Und das am Heiligabend".

Nach ihrem Studienabschluss 1962 wurde sie ins Ensemble des Gorki-Theaters aufgenommen, dem sie bis 1973 angehörte. Mit ihren Auftritten in Claus Hammels Gegenwartsstück "Um neun Uhr an der Achterbahn" (1965) und – in der Titelrolle – von "Minna von Barnhelm" (1972) avancierte sie zu einer der profiliertesten und populärsten Schauspielerinnen des Hauses. Danach gehörte sie ab 1973 zum Berliner Ensemble, wo sie unter anderem die Vivie in einer Inszenierung von George Bernard Shaws "Frau Warrens Beruf" (1973) verkörperte. Mitte 1975 spielte sie die Titelrolle in B. K. Tragelehns und Einar Schleefs in der DDR höchst umstrittener (und nach wenigen Aufführungen abgesetzter) Inszenierung von Strindbergs "Fräulein Julie".

Neben ihrer Bühnentätigkeit arbeitete Jutta Hoffmann ab Mitte der 1960er Jahre regelmäßig als Film- und Fernsehschauspielerin. Nach ihrem Erfolg als Professorentochter Penny in "Julia lebt" (1963) spielte sie 1964/65 in Egon Günthers "Wenn Du groß bist, lieber Adam" und Herrmann Zschoches sozialkritischem "Karla", die jedoch auf Grund eines Beschlusses des 11. Plenums der SED nicht zur Aufführung kamen. Dem öffentlichen Ansehen der Schauspielerin taten diese Rückschläge gleichwohl keinen Abbruch. Die Kritiker lobten ihre Vielseitigkeit und ihre künstlerische Ausdruckskraft.

International bekannt wurde Jutta Hoffmann durch ihre Rolle der Leonore in Günthers TV-Verfilmung des Arnold-Zweig-Romans "Junge Frau von 1914" (1969). 1971 drehte sie mit Günther den Kinofilm "Der Dritte", der auf den Festivals in Karlovy Vary und Venedig preisgekrönt wurde – Hoffmann selbst erhielt in Venedig den Silbernen Löwen als "Beste Darstellerin".

Abermals unter der Regie von Egon Günther spielte sie 1972 in "Die Schlüssel" eine junge Arbeiterin, die mit ihrem Freund nach Polen in Urlaub fährt. Dabei kommt es zwischen dem intellektuellen Studenten und der "Aussteigerin" zu ungeahnten Konflikten über ihre Sicht auf Leben und Gesellschaft. Auf Grund seiner kritisch beleuchteten Themen war der Film seinerzeit in der DDR umstritten, inzwischen aber gilt er unter Filmhistorikern als eine der besten DEFA-Produktionen der 1970er Jahre.

In der aufwändigen Thomas-Mann-Verfilmung "Lotte in Weimar" (1975) behauptet sie sich in der Rolle der klatschsüchtigen Adele Schopenhauer gegen den internationalen Star Lilli Palmer, die für die Titelrolle engagiert worden war. Zwei Jahre später brillierte sie in Frank Beyers Beziehungsdrama "Das Versteck" an der Seite von Manfred Krug.

Zu einer weiteren wichtigen Phase ihrer Karriere wurde die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thomas Langhoff, der sie für seinen hoch gelobten Fernsehfilm "Hedda Gabler" (1979/80) engagiert. An der Seite von Jutta Wachowiak und Michael Gwisdek besetzt Langhoff sie 1982 auch in seiner eigenwilligen TV-Verfilmung von Goethes "Stella" – ein Stück, in dem sie im Jahr zuvor bereits am Theater im Palast aufgetreten war.

Ansonsten aber wurde Jutta Hoffmann an den Bühnen der DDR zu dieser Zeit nur noch selten besetzt. Immer häufiger spielte sie in den 1980er Jahren an Theatern im Westen. Nachdem Luc Bondy sie schon 1978 als Gastdarstellerin für die Rolle der Sofia Jegerowna Woinitzewa in Thomas Braschs Bearbeitung "Anton Tschechows Platonow" an die Freie Volksbühne nach West-Berlin geholt hatte, nahm sie nach ihrer Ausbürgerung aus der DDR 1982 ein Engagement bei den Festspielen in Salzburg an, wo sie in Dieter Dorns Inszenierung von "Torquato Tasso" die Leonore d'Este spielte. Danach spielte sie regelmäßig an den Kammerspielen in München, trat in Peter Weiss' "Der neue Prozeß", Shakespeares "Was ihr wollt" und Botho Strauß' "Der Park" auf. 1984 wurde sie für ihre Titelrolle in Peter Zadeks Inszenierung von Garcia Lorcas "Yerma" von der Fachzeitschrift "Theater heute" zur "Schauspielerin des Jahres" gekürt.

Im Filmbereich hingegen betätigte sich Jutta Hoffmann mit Beginn der 1980er Jahre immer seltener. Außer in "Stella" (s.o.) trat sie in diesem Jahrzehnt lediglich in dem TV-Film "Das Graupenschloß" und dem Kinofilm "Die Zeit der Einsamkeit" auf. Auch in den 1990er Jahren beschränkte sie sich auf gelegentliche Fernsehauftritte. So spielte sie die patente Ost-Schwägerin in der von Wolfgang Menge konzipierten Serie "Motzki" und zwischen 1998 und 2002 vier Mal die Hauptkommissarin Wanda Rosenbaum in der erfolgreichen Krimi-Serie "Polizeiruf 110".

Im Kino wirkte Jutta Hoffmann seit 1990 in gerade Mal drei Filmen mit: In Niki Lists Geschwisterdrama "Ach, Boris..." (1990); als Mitglied einer aus dem Gefängnis ausgebrochenen Frauenband in Katja von Garniers "Bandits", eine Rolle, die ihr 1998 eine Nominierung zum Deutschen Filmpreis einbringt; und 2003 in einer Nebenrolle in Oskar Roehlers Familiendrama "Der alte Affe Angst".

Eine größere (Neben-)Rolle hatte sie 2008 in Niki Steins Krimi "Die Frau aus dem Meer" (TV) an der Seite von Ulrich Tukur, Anja Kling und Hanns Zischler. Einen kleinen Part als "ältere Frau" übernahm sie in Udo Wittes Mutter-Tochter-Drama "Aus Liebe zu dir" (TV, 2012). Außerdem blieb Hoffmann weiterhin als Hörspielsprecherin aktiv. Im April 2011 wurde ihr ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin gewidmet. 

Nach längerer Pause sah man sie 2016 in dem viel gelobten Familiendrama "Ein Teil von uns" in einer Hauptrolle als Obdachlose, die nach Jahren der Abwesenheit das wohlgeordnete Leben ihrer Tochter (Brigitte Hobmeier) ins Wanken bringt. Die Rolle erwies sich als ein später Triumph: beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden 2016 wurden Hoffmann und Hobmeier mit einem Sonderpreis ausgezeichnet; außerdem erhielt Hoffmann 2017 den Deutschen Schauspielerpreis und einen Grimme-Preis (zusammen mit den weiteren Mitgliedern des Kernteams).  

2020 sah man Jutta Hoffmann in einer Titelrolle des studentischen Kurz-Spielfilms "Julka und Julie", über zwei Frauen, die ihre Liebe in jungen Jahren nicht offen leben konnten, und sich 50 Jahre später wieder treffen. 

Jutta Hoffmann, die auch als Schauspiellehrerin in Berlin und am Wiener Mozarteum tätig war, lehrte von 1993 bis 2006 als Professorin für Darstellende Kunst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Sie lebt in Potsdam.

Filmography
2019/2020
Julka und Julie
  • Darsteller
2015/2016
Ein Teil von uns
  • Darsteller
2007/2008
Die Frau aus dem Meer
  • Darsteller
2006/2007
An die Grenze
  • Darsteller
2002/2003
Der alte Affe Angst
  • Darsteller
2002
Wandas letzter Gang
  • Darsteller
2000/2001
Bei Klingelzeichen Mord
  • Darsteller
1998/1999
Mörderkind
  • Darsteller
1996/1997
Bandits
  • Darsteller
1995
Liebestod
  • Darsteller
1994
Der Mann im schwarzen Mantel
  • Darsteller
1989/1990
Ach, Boris!
  • Darsteller
1984/1985
Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit
  • Darsteller
1983
Zeit der Einsamkeit
  • Darsteller
1981/1982
Busch singt
  • Sprecher
1981/1982
Aurora - Morgenrot
  • Sprecher
1981/1982
Das Graupenschloß
  • Darsteller
1982
Stella
  • Darsteller
1979/1980
Hedda Gabler
  • Darsteller
1979
Die Rache des Kapitäns Mitchell
  • Darsteller
1978/1979
Blauvogel
  • Darsteller
1976/1977
Abschied vom Frieden
  • Darsteller
1978
Geschlossene Gesellschaft
  • Darsteller
1977/1978
Das Versteck
  • Darsteller
1977
Ursula
  • Darsteller
1977/1978
Fleur Lafontaine
  • Darsteller
1976/1977
Freunde fern in Afrika
  • Sprecher
1976
Der Augenzeuge [Jg. 1976 / Nr. 020]: 30 Jahre DEFA / 30 Jahre Filmkunst im Auftrag der Arbeiterklasse (Erinnerungen an Filme und Filmschöpfer)
  • Mitwirkung
1974/1975
Lotte in Weimar
  • Darsteller
1973/1974
Die Schlüssel
  • Darsteller
1971/1972
Januskopf
  • Synchronsprecher
1971/1972
Der Dritte
  • Darsteller
1971/1972
Weil es mir Spaß macht
  • Sprecher
1971/1972
Trotz alledem!
  • Darsteller
1970/1976
Anlauf
  • Darsteller
1970
Dr. med. Sommer II
  • Darsteller
1969
Junge Frau von 1914
  • Darsteller
1969
Weite Straßen - stille Liebe
  • Darsteller
1969
Zeit zu leben
  • Darsteller
1967/1968
Schüsse unterm Galgen
  • Synchronsprecher
1967
Kleiner Mann - was nun?
  • Darsteller
1965/1966
Spur der Steine
  • Synchronsprecher
1965/1966
Karla
  • Darsteller
1964/1965
Nichts als Sünde
  • Synchronsprecher
1964/1965
Solange Leben in mir ist
  • Darsteller
1964/1965
Engel im Fegefeuer
  • Darsteller
1965
Wenn du groß bist, lieber Adam
  • Darsteller
1964/1965
Denk bloß nicht, ich heule
  • Darsteller
1963
Koffer mit Dynamit
  • Darsteller
1963
Julia lebt
  • Darsteller
1963
Drei Rosen aus Papier
  • Darsteller
1960-1962
Ärzte
  • Darsteller
1960
Das Rabauken-Kabarett
  • Darsteller
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