Darstellerin
Hamburg Berlin

Biografie

Jenny Gröllmann wurde am 5. Februar 1947 in Hamburg geboren. 1948 zog die Familie aus beruflichen Gründen in die Sowjetische Besatzungszone nach Schwerin, 1954 weiter nach Dresden (damals DDR). Durch ihre Eltern kam Gröllmann bereits in jungen Jahren mit der Welt des Theaters in Berührung: Ihr Vater Otto war ein renommierter Bühnenbildner (und vormaliger Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime), ihre Mutter Gertrud Theaterfotografin (und später Bildchefin der DDR-Kulturzeitschrift Das Magazin).  

Noch während ihrer Zeit an der Mittelschule gab Gröllmann mit 14 Jahren am Dresdener Theater ihr Bühnendebüt, in der Titelrolle von Brechts "Die Gesichte der Simone Machard" (1961, Regie: Ottofritz Gaillard). Von 1963 bis 1966 absolvierte sie ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Direkt danach wurde sie Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters. Ihr dortiges Debüt gab sie im Februar 1967 als Hausmädchen in Henrik Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim". Zunächst in kleineren Rollen eingesetzt, erhielt sie bald größere Parts – exemplarisch sei hier Gorkis "Wassa Shelesnowa" genannt, wo sie in der Aufführung von 1967 noch (eindrucksvoll) das Stubenmädchen Lisa verkörperte, in der Aufführung 1970 dann die Tochter Ljudmila. Große Erfolge hatte sie mit ihren Darstellungen selbstbewusster junger Frauen in Gegenwartsstücken, so etwa als eifrige Journalistin in "Regina B." (1969) und als Elektrikerin in dem Zweipersonenstück "Ich bin einem Mädchen begegnet" (1970).  

Ihr Debüt als Filmschauspielerin gab Jenny Gröllmann 1967 in der Rolle einer Studentin, deren Eltern in den Westen flüchten, in "Die Prüfung", einem Beitrag für den DEFA-Episodenfilm "Geschichten jener Nacht". Konrad Wolf besetzte sie kurz darauf in einer markanten Nebenrolle als verängstigtes deutsches Mädchen in seinem autobiografischen Antikriegsfilm "Ich war neunzehn" (1968). In den nächsten Jahren sah man sie vor allem in Gegenwartsfilmen der DEFA und des DDR-Fernsehens, in denen sie meist selbstbewusste, aber auch bissige junge Frauen verkörperte. Ihre erste Hauptrolle spielte Gröllmann in Ingrid Reschkes "Kennen Sie Urban?" (1971), nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf. In der Rolle einer Baustellen-Praktikantin, die einem Ex-Häftling und Streuner dabei hilft, eine Perspektive zu entwickeln, begeisterte sie Publikum und Presse. Der Kritiker der Zeitung Neues Deutschland schrieb: "Da ist Jenny Gröllmann als Mädchen Gila, eine sehr selbstbewusste Studentin, der kleinbürgerliches Getue fremd ist, die es sich leistet und leisten kann, einen Jungen zu lieben, dessen Schattenseiten ihren Eltern erst einmal die Sprache verschlägt."

Im Fernsehen sah man sie unter anderem in einer Hauptrolle von "Eva und Adam" (1973), als junge Frau aus zerrüttetem Elternhaus, die unbeirrt ihren Weg sucht; der Mehrteiler "Broddi" (1975) zeigte sie als ebenso eigenwillige wie sensible junge Frau, die ungeachtet aller Vorurteile einen gesellschaftlichen Außenseiter liebt.

Starke Kinorollen hatte sie in Roland Gräfs "Die Flucht" (1977), als Medizinerin, die einen Fluchtversuch in den Westen unternimmt; als Mutter in den Kinderfilm "Ernste Spiele" (DDR/HU 1980); und an der Seite von Uwe Kockisch und Michael Gwisdek in "Dein unbekannter Bruder" (1982), über den deutschen Widerstand während des Nazi-Regimes.  

Daneben stand Gröllmann weiterhin am Maxim-Gorki-Theater auf der Bühne, beispielsweise als Gärtnerin Susanne in "Match" (1978), als das stumme Trudchen in "Geburtstagsgäste" (1980), als Polja in "Die Kleinbürger" (1982) und als nur scheinbar aufgeklärte Philosophin in Molières "Die gelehrten Frauen" (1983).

Ihre für viele Jahre letzte Kinorolle hatte sie 1985 in Herrmann Zschoches romantischem Hölderlin-Porträt "Hälfte des Lebens": Sie verkörperte darin Susette Gontard, die verheiratete Geliebte des Dichters – gespielt von Gröllmanns damaligem Ehemann Ulrich Mühe (bis 1990), den sie 1982 bei den Dreharbeiten zu dem Fernsehspiel "Die Poggenpuhls" kennengelernt hatte. Womöglich rührte auch aus dieser Nähe eine besondere Wirkung, die der Kritiker der Berliner Zeitung wie folgt umschrieb: "Über das ruhige Zusammenspiel zwischen Ulrich Mühe und Jenny Gröllmann werden Stimmung und die verhaltene Spannung des Konflikts überhaupt erst freisetzbar. Könnte man ihnen nicht glauben, könnte man nichts glauben in diesem Film. In beider Darstellung kommt so gar nichts Spektakuläres auf, und dennoch wird die starke Kraft des Verbindenden begreiflich spürbar."  

In den nächsten Jahren sah man Jenny Gröllmann in einigen Fernsehproduktionen. Aufsehen erregte hier vor allem ihre intensive Darstellung einer Alkoholikerin in der "Polizeiruf 110"-Folge "Unheil aus der Flasche" (1987). Kleinere Rollen hatte sie in der Hermlin-Verfilmung "Die erste Reihe" (1987) und dem zweiteiligen Gesellschaftsporträt "Späte Ankunft" (1989).

Nach dem Zusammenbruch der DDR hatte Gröllmann es beruflich zunächst nicht leicht, da sie im Westen kaum bekannt war. Sie erhielt Engagements am Berliner Renaissance-Theater, am Schlosspark Theater und an den Hamburger Kammerspielen. Einem größeren West-Publikum wurde sie durch die vierte Staffel der Erfolgsserie "Liebling Kreuzberg" (1994) bekannt, in der sie die Partnerin-Anwältin von Manfred Krugs Titelfigur spielte. Es folgten zahlreiche, meist nicht ganz so große Fernsehrollen, vor allem in einzelnen Serienfolgen. Feste Parts hatte sie als strenge Lehrerin in "Unser Lehrer Doktor Specht" (1995-1996) und als Staatsanwältin in "Schwurgericht" (1995-1997).

1999 wurde bei Jenny Gröllmann Brustkrebs diagnostiziert und zunächst erfolgreich behandelt. Trotz mehrerer Rückschläge (2002 und 2004) wirkte sie weiterhin in zahlreichen Fernsehproduktionen mit, so etwa in Episoden von "Stahlnetz" (2001), "Der Bulle von Tölz" (2002) und der "Tatort"-Folge "Leiden wie ein Tier" (2005), sowie in Fernsehspielen wie "Mama und ich" (2002) und "Das blaue Wunder". Feste Serienrollen spielte sie als Chefärztin in "Die Anstalt - Zurück ins Leben" (ab 2002) und als Staatssekretärin in "Im Visier der Zielfahnder" (2002). Auf der Kinoleinwand sah man sie noch einmal in Lars Büchels hoch gelobtem Roadmovie "Erbsen auf halb 6" (2004) als todkranke Mutter eines erblindeten Mannes. Ihre letzte Rolle als Hoteliers-Witwe in der ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" (2005) musste sie krankheitsbedingt abgeben.

Während dieser schwierigen Jahre sah sich Jenny Gröllmann 2001 durch einen Artikel in der Zeitschrift Superillu erstmals mit dem Vorwurf konfrontiert, in der DDR als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) für die Staatssicherheit (Stasi) gearbeitet zu haben. Sie bestritt die Vorwürfe, die Geschichte wurde nicht weiter ausgeschlachtet.  

Erst als das DDR-Drama "Das Leben der Anderen" 2006 in die Kinos kam, verbreitete der Hauptdarsteller Ulrich Mühe, seine frühere Ehefrau habe Kontakte zur Stasi gehabt. Vor allem im Buch zum Film wurde dieser Vorwurf ausführlich thematisiert. Ungeachtet ihres schlechten Gesundheitszustands setzte Jenny Gröllmann sich vor Gericht erfolgreich dagegen zur Wehr: Die entsprechenden Passagen des Buches mussten geschwärzt werden und Ulrich Mühe durfte seine Behauptung nicht wiederholen. Auch der damals zuständige Stasi-Offizier Helmut Menge bestätigte, dass sie nie als IM tätig war. Dennoch erkannte der Suhrkamp-Verlag das Urteil erst im Dezember 2006 endgültig an. Diesen Abschluss erlebte Jenny Gröllmann nicht mehr: Am 9. August 2006 erlag sie ihrem Krebsleiden.

In zweiter Ehe war sie seit 2004 mit dem Filmarchitekten Claus-Jürgen Pfeiffer verheiratet, mit dem sie vorher bereits viele Jahre zusammengelebt hatte. Ihre 1985 geborene Tochter Anna Maria Mühe (aus der Ehe mit Ulrich Mühe) wurde ebenfalls eine erfolgreiche Schauspielerin.

Während ihrer letzten drei Lebensjahre wurde Jenny Gröllmann von der Filmemacherin Petra Weisenburger mit der Kamera begleitet. Daraus entstand der Dokumentarfilm "Ich will da sein – Jenny Gröllmann"; neben Gröllmann sind darin unter anderem ihre Tochter Anna Maria sowie Kollegen und Freunde wie Henry Hübchen, Jaecki Schwarz und Michael Gwisdek zu sehen. Der Film starte im Juni 2008 in den Kinos.

FILMOGRAFIE

2005
  • Darsteller
2003/2004
  • Darsteller
1999/2000
  • Darsteller
1996-1999
  • Darsteller
1995
  • Darsteller
1993
  • Darsteller
1992/1993
  • Darsteller
1992/1993
  • Darsteller
1988
  • Darsteller
1986/1987
  • Darsteller
1985/1986
  • Darsteller
1984/1985
  • Darsteller
1983/1984
  • Darsteller
1983/1984
  • Darsteller
1983/1984
  • Darsteller
1982/1983
  • Darsteller
1982/1983
  • Darsteller
1979/1980
  • Darsteller
1977/1978
  • Darsteller
1976/1977
  • Darsteller
1973-1975
  • Darsteller
1973-1975
  • Darsteller
1973-1975
  • Darsteller
1971/1972
  • Darsteller
1971
  • Darsteller
1970/1971
  • Darsteller
1970
  • Darsteller
1967/1968
  • Darsteller