Weitere Namen
Dr. Kurt Maetzig (Weiterer Name)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent, Produktionsleitung
Berlin Bollewick-Wildkuhl

Biografie

Kurt Maetzig wurde am 25. Januar 1911 in Berlin als Sohn eines Verlegers geboren, der in den 1920er Jahren das Filmkopierwerk FEKA aufkaufte. Auf diese Weise bekam der junge Kurt bereits als Schüler die Gelegenheit, die verschiedenen Abteilungen der Filmtechnik kennen zu lernen. Nach dem Abitur nahm er 1930 ein Studium in den Fächern Chemie, Ingenieur-, Volks- und Betriebswissenschaften an der TH München auf; außerdem reiste er nach Paris, um an der Sorbonne Vorlesungen über Verfassungs-, Zivil- und internationales Recht zu besuchen.

Nachdem er 1932 bei der Produktion eines Films volontiert hatte, betrieb Maetzig ab 1935 ein eigenes Trickfilm-Atelier mit dem Namen "Radius"; dort produzierte er Filmvorspänne und Werbetrickfilme. Im gleichen Jahr promovierte er zu dem Thema "Das Rechnungswesen einer Film-Kopieranstalt", absolvierte einen Abschluss als Diplomkaufmann und trat in den väterlichen Betrieb ein. Daneben arbeitete er für verschiedene Berliner Firmen in den Bereichen Filmtechnik und Fotochemie.

Auf Grund der jüdischen Abstammung seiner Mutter wurde Kurt Maetzig 1937 die Arbeit beim Film untersagt. Seine Mutter wurde durch den Druck der nationalsozialistischen Rassengesetze schließlich in den Selbstmord getrieben. In Werder an der Havel richtete er sich schließlich ein kleines fotochemisches Labor ein, mit dem er sich durch Forschungsaufträge von Freunden finanziell über Wasser hielt. Durch die Fürsprache und den Einfluss dieser Freunde aus Politik und Wirtschaft entging er nach eigener Aussage auch der Deportation. Außerdem hielt er Vorträge über Kopiertechnik sowie Ton- und Farbfilmtechnik. 1944 trat Maetzig, der bereits als Schüler Mitglied des Sozialistischen Schülerbunds gewesen war, der im Untergrund agierenden KPD bei.

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Deutschlands versuchte Maetzig im Sommer 1945, einen in Berlin-Lichterfelde ansässigen Filmbetrieb der einstigen Nazi-Luftwaffe wieder in Gang zu bringen, der über alle nötigen technischen Mittel verfügte: ein Synchronisationsatelier, eine Kopieranstalt, Vorführräume sowie ein eigenes Wasserwerk. Im Herbst 1945 zog er in den sowjetischen Sektor der Stadt. Sein Traum und Ziel war es, über seine Filmtätigkeit auch politisch aktiv zu werden. Im November 1945 gehörte er zu den acht Gründungsmitgliedern des "Filmaktivs", das im Auftrag der Zentralverwaltung für Volksbildung die Wiederaufnahme der Filmproduktion und die Gründung der DEFA vorbereitete.

Im Januar 1946 übernahm Maetzig die Gesamtleitung der "Wochenschau" (später umbenannt in "Der Augenzeuge"), bei deren Produktion er auch als Regisseur, Autor und Sprecher fungierte. Ziel und Aufgabe des filmischen Magazins war es laut Maetzig, einen geistvollen Gegenentwurf zu den pathetischen und verlogen-kitschigen Wochenschauen der Nazis zu schaffen. Von Maetzig stammte auch das prägende Motto "Sie sehen selbst – Sie hören selbst – urteilen Sie selbst!". Daneben realisierte er Dokumentarfilme wie "Berlin im Aufbau" oder den stark politischen "Einheit SPD – KPD", in dem er die Vereinigung zweier Demonstrationszüge als Symbol für die Gründung der SED inszenierte.

Im Mai 1946 gehörte er zu den vier Lizenzträgern bei der Gründung der Deutschen Film AG – DEFA. Zudem war er bis zum Frühjahr 1949 als Künstlerischer Direktor Mitglied des DEFA-Vorstands. Nicht zuletzt in dieser Position engagierte er sich intensiv in der Diskussion über die Möglichkeiten für eine progressive deutsche Filmkultur. Im Winter 1946/47 schrieb Maetzig das Drehbuch zu seinem ersten Spielfilm "Ehe im Schatten", der 1947 in die Kinos kam. Basierend auf einer Vorlage von Hans Schweikart erzählte der Film vom Schicksal des Schauspielers Joachim Gottschalk und seiner jüdischen Frau in Nazi-Deutschland. Mit über zehn Millionen Zuschauern avancierte "Ehe im Schatten" zum erfolgreichsten deutschen Film der Nachkriegsjahre.

Maetzigs zweiter Spielfilm "Die Buntkarierten" (1949), über proletarisches Leben in Berlin zwischen Kaiserreich und Kriegsende, war von einer für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen episodischen Struktur geprägt. Klar politisch war danach "Der Rat der Götter" (1950), eine Verfilmung des Buchs "IG Farben" von Richard Sasuly. Am Beispiel der IG Farben prangerte Maetzig darin die Kooperation der deutschen Industrie mit den Nazis an und stellte die auch während des Krieges bestehenden, internationalen Verbindungen von Nazi-Wissenschaftlern bloß. Auch in der im Nachkriegsberlin spielenden Komödie "Roman einer jungen Ehe" (1952), über die Beziehung einer jungen Ostberliner Schauspielerin zu einem erfolgreichen Westberliner Schauspieler, nahm er sich gesellschaftspolitischer Themen an.

Zwischen 1953 und 1955 realisierte Maetzig unter direkter Beteiligung der Staatsführung den aufwändigen Zweiteiler "Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse" und "Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse". Die propagandistisch gefärbte Filmbiografie prägte in der DDR lange Zeit das historische Bild des Hamburger Arbeiters und legendären Vorsitzenden der KPD sowie der politischen Kämpfe in der Weimarer Republik.

Im November 1954 wurde Maetzig, seit 1950 Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, Direktor der neu gegründeten Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, eine Position, die er bis 1964 bekleidete. Darüber hinaus berief man ihn 1955 zum Professor für Filmregie.

Neben diesen Tätigkeiten blieb er jedoch auch als Filmemacher sehr aktiv. In "Schlösser und Katen" (1957), mit Erwin Geschonneck und Raimund Schelcher, befasste sich Maetzig am Beispiel eines mecklenburgischen Dorfs mit den Problemen des gesellschaftlichen Neuaufbaus in der DDR. Der melodramatische Historienfilm "Das Lied der Matrosen", den Maetzig 1958 in Co-Regie mit seinem langjährigen Assistenten Günter Reisch realisierte, versuchte das Scheitern der deutschen Revolution von 1918 zu erklären.

In den folgenden Jahren drehte Maetzig Filme in den unterschiedlichsten Genres – eine Maßnahme, mit der er auch kreative Impulse zu setzen versuchte. Mit der Stanislaw-Lem-Verfilmung "Der schweigende Stern" inszenierte er 1959 den ersten Science-Fiction-Film der DEFA, gefolgt von der Ehegeschichte "Septemberliebe" (1960). Im Jahr darauf legte er mit "Der Traum des Hauptmann Loy" einen politischen Agententhriller vor, mit "An französischen Kaminen" (1962) eine bitterböse Polemik gegen faschistische Traditionen in der deutschen Bundeswehr; "Preludio 11" (1963), eine kubanische Koproduktion, war ein politischer Abenteuerfilm. Politische Probleme bekam Maetzig mit "Das Kaninchen bin ich" (1965, nach einem Roman von Manfred Bieler), einem Versuch, sich unverhohlen und kritisch mit den Problemen der DDR-Entwicklung auseinander zu setzen. Nach der Sitzung des 11. Plenums der SED wurde er, wie ein großer Teil der DEFA-Jahresproduktion, verboten. Erst 1990 konnte er schließlich aufgeführt werden.

Die erbitterten Auseinandersetzungen um "Das Kaninchen bin ich" machten Kurt Maetzig auch künstlerisch zu schaffen. Nach eigenen Bekunden fand er danach nicht mehr zu seiner bisherigen schöpferischen Qualität. Bis 1976 realisierte er als Regisseur noch vier Langfilme sowie eine Episode des Omnibusfilms "Aus unserer Zeit" (1970). "Das Mädchen auf dem Brett" (1967) erzählte von einer jungen Turmspringerin, die bei einem bedeutenden Wettbewerb versagt; "Die Fahne von Kriwoj Rog" (1967) handelte von einer Gruppe von Bergarbeitern, die eine kommunistische, von Sowjets gestiftete Fahne vor dem Zugriff eines Nazi-Trupps rettet. In "Januskopf" (1972) thematisierte Maetzig moralische Fragen im Bereich der Humangenetik. Im Mittelpunkt seiner letzten Regiearbeit "Mann gegen Mann" (1975) stehen zwei Soldaten, die sich in einer dramatischen menschlichen Situation wiederfinden: Einer von ihnen war totgesagt und wird bei seiner Heimkehr damit konfrontiert, dass seine Frau inzwischen einen Kameraden geheiratet hat.

1974 wurde Kurt Maetzig Vizepräsident des internationalen Verbands FICC, 1979 ernannte man ihn zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit. Von 1967 bis 1988 war er Vorstandsmitglied des Verbands der Film- und Fernsehschaffenden, von 1980 bis 1986 fungierte er viermal als Präsident des Nationalen Spielfilmfestivals der DDR. Die Akademie der Künste, die auch ein Kurt-Maetzig-Archiv eingerichtet hatte, publizierte 1987 den umfangreichen Band "Filmarbeit", in dem sich neben gesammelten Schriften ein langes Gespräch über Leben und Werk zwischen Maetzig und dem Herausgeber Günter Agde findet.

Kurt Maetzig, der viermal verheiratet war und drei Kinder hatte, starb am 8. August 2012 in seinem Haus im mecklenburgischen Wildkuhl. Er wurde 101 Jahre alt.

FILMOGRAFIE

1977/1978
  • Darsteller
1975/1976
  • Regie
  • Drehbuch
  • Szenarium
1974
  • Mitwirkung
1971/1972
  • Regie
1964/1965
  • Regie
  • Drehbuch
1963/1964
  • Regie
1960/1961
  • Regie
1959/1960
  • Regie
  • Drehbuch
1957
  • Mitwirkung
  • Regie
1951/1952
  • Regie
  • Drehbuch
1950/1951
  • Drehbuch
1950
  • Regie
1949/1950
  • Regie
1948/1949
  • Regie
1947
  • Regie
  • Drehbuch
1945/1946
  • Regie