Der Rat der Götter

DDR 1949/1950 Spielfilm

Inhalt

Der Film thematisiert die Verstrickung der IG Farben in Rüstungsproduktion und Giftgasherstellung für die Konzentrationslager. Dem Vorstandsvorsitzenden Geheimrat Mauch geht es um Expansion und Gewinn für die Firma um jeden Preis. Der Chemiker Dr. Scholz ist ein Mitläufer, der sich aus Angst um Stellung und Familie der Wahrheit verschließt. Als 1948 eine verheerende Explosionskatastrophe in Ludwigshafen beweist, dass der Konzern trotz Verbotes der Alliierten wieder Sprengstoff produziert, bricht Scholz sein Schweigen.

 

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Falk Schwarz
Verbrecher im Maßanzug
Wie sorgsam choreographiert stehen die Herren im Maßanzug in der Villa des Geheimrats. Der Chef der Chemiefabrik hat soeben dem "Führer" drei Millionen Reichsmark überwiesen, in der Hoffnung, dass daraus ein Auftrag über 300 Millionen wird. Man kennt sich, man spielt sich die Bälle zu. Die Kamera steht keinen Moment still, umkreist die Herren mit den Allerweltsgesichtern (Ausnahme Paul Bildt), als wolle sie auch das Nicht-Gesagte noch herausfinden. Zur Ruhe kommt sie nur, wenn die Arbeiter in ihrer Wohnküche sitzen und sich fragen, was in diesem Werk eigentlich an Kriegsmaterial hergestellt wird. Während die Bosse über Umsatz, Gewinn und Geschäftschancen im drohenden Krieg debattieren, hat der Chemiker Hans Scholz (Fritz Tillmann) nur seine nächste Forschung im Sinn und merkt zu spät, an welch grausam-zynische Arbeitgeber er geraten ist. Mit dokumentarischen Bildern vom Krieg, auch aus dem Lager Auschwitz, für die die Badischen Anilin und Sodafabriken das Giftgas lieferten (um die es hier geht), balanciert der Film zwischen Fakt und Fiktion. - Die Verschwörung der Industrie mit den Nationalsozialisten! Doch die Geschichte hört nicht mit dem Ende des Krieges auf. Am 28. Juli 1948 explodiert auf dem Konzerngelände ein Kesselwagen mit Dimenthylaether und reisst 207 Menschen in den Tod. Der Film verarbeitet dieses Unglück in einer herzzerreissenden Szene vor dem Fabriktor, wo die Frauen Auskunft über das Schicksal ihrer Männer fordern. Hans Scholz ruft in die aufgeheizte Menge: "Diese Katastrophe ist Schuld des Konzerns, denn hier wurde auch Sprengstoff hergestellt". - Der "Rat der Götter" war als Ohrfeige für die BRD und ihre zögerliche Aufarbeitung der Nazizeit gedacht. So wurde er auch im Westen verstanden - der Ausschuss für Ost-West-Filmfragen verbot ihn kurzerhand. Dass sich die Bürger der neu gegründeten Bundesrepublik vielleicht selber ein Bild von diesem Films hätten machen wollen, wurde ignoriert. Aber was war aus Kurt Maetzig geworden, der mit Spielfilmen wie "Ehe im Schatten" und "Die Buntkarierten" gezeigt hatte, wie differenziert er menschliche Schicksale gestalten konnte? Beim "Rat der Götter" bezwang der Ideologe in ihm den Künstler. Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 begann die Radikalisierung und der Krieg der Systeme. Maetzig hatte sich entschieden. Sein Kameramann Friedel Behn-Grund jedoch ertrug diesen neuen autoritären "Geist" nicht und arbeitete nie wieder für die DEFA. Ein Film mit einem Eiseshauch.

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Trick-Kamera

Standfotos

Schnitt

Darsteller

Länge:
3025 m, 111 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.05.1950, Berlin, Babylon, Defa-Filmtheater Kastanienallee

Titel

  • Originaltitel (DD) Der Rat der Götter

Fassungen

Original

Länge:
3025 m, 111 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.05.1950, Berlin, Babylon, Defa-Filmtheater Kastanienallee