Das Lied der Matrosen

DDR 1958 Spielfilm

Inhalt

Historischer Hintergrund des Films ist der Kieler Matrosenaufstand. Während der Oktoberrevolution 1917 in Russland haben sich deutsche und russische Soldaten verbrüdert. Der Maschinist Henne Lobke und der Heizer Jens Kasten verhindern durch die Entwaffnung ihrer Offiziere, dass ein russischer Frachter versenkt wird. Inzwischen wächst auch in Deutschland die revolutionäre Stimmung. Als die Admiralität die Aktion "Nibelungen" gegen England befiehlt, um damit die deutsche Flotte der Vernichtung preiszugeben und die revolutionäre Stimmung zu unterdrücken, verweigern sich Matrosen und Soldaten unterschiedlicher politischer Gruppierungen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
September 1917. „Brüder, seid bereit für unsere Stunde“: in Russland hat die (Oktober-) Revolution gesiegt und strahlt auf das kriegsmüde deutsche Kaiserreich ab. Matrosen marschieren durch Wilhelmshaven (gedreht wurde u.a. in Rostock und Warnemünde). Als Max Reichspietsch und Albin Köbes hingerichtet werden sollen, verweigern gleich mehrere Erschießungskommandos die Vollstreckung der Todesurteile an ihren Kameraden. Eine Entwicklung, die Vizeadmiral von Resten nach den mehrfachen Warnungen seines Adjutanten Jupp König hätte ahnen können. Doch eine Befehlsverweigerung liegt außerhalb seines Vorstellungsvermögens. Sein Geschwader wird daraufhin von Admiral Reinhard von Scheer nach Kiel beordert, wo der Maschinist Erich Steigert als einer der Anführer inhaftiert wird.

Der junge, ehrgeizige Offizier Eberhard Schuckert erreicht, dass Steigert nicht vor ein Kriegsgericht gestellt wird. Weil er sich vom Aktivisten der Minderheits-Sozialisten USPD Informationen über seine Hintermänner in der Kaiserlichen Marine erhofft – naturgemäß vergeblich. „Ehrlich, aber dumm“ nennt Schuckert das Verhalten Steigerts, hält aber weiterhin seine Hand über den Gefangenen. Derweil geben sich die Sozialisten, gespalten in SPD, USPD und Spartakisten, der trügerischen Hoffnung einer Weltrevolution nach russischem Vorbild hin: „Nicht mehr lange, dann machen die Völker Frieden.“ Bei einer Patrouillenfahrt durch die Ostsee gerät ein russischer Getreidefrachter ins Visier der Deutschen. Es wird ein Prisenkommando abgesetzt, dem u.a. der Maschinist Henne Lobke und der Heizer Jens Kasten angehören. Zusammen mit dem Funker Ludwig Bartuschek und August Lenz bilden sie so etwas wie eine Rote Zelle in der Kaiserlichen Kriegsmarine, obwohl sie politisch und strategisch häufig unterschiedlicher Meinung sind.

Die Deutschen um Lobke und Kasten verbünden sich mit den russischen Genossen um Grischa, werfen den kaisertreuen Major Mörs kurzerhand über Bord und begleiten den Frachter nach St. Petersburg anstatt ihn nach Danzig zu überführen. Von dort schlagen sie sich über Land an die Ostfront durch, an der es zu spontanen Verbrüderungen kommt: das Kaiserreich hat mit den Russen einen Separatfrieden geschlossen, um größeren Spielraum zu haben bei den Verhandlungen mit den westlichen Kriegsgegnern. Doch nicht jedem Offizier passen die Freudenkundgebungen in den Schützengräben – sie lassen hinterrücks sogar auf die eigenen Kameraden feuern. In der Heimat wird derweil gehungert und gefroren. Die Rationen reichen weder zum Leben noch zum Sterben, und dennoch bleibt noch Raum für die Liebe – zwischen Jupps Mutter Berta und dem aus Bochum stammenden Bergmann August Lenz sowie zwischen Anna und Henne Lobke.

August 1918. Prinz Heinrich lässt es sich nicht nehmen, die Marinesoldaten um Lobke und Kasten persönlich mit der Tapferkeitsmedaille auszuzeichnen für ihre angebliche Flucht aus russischer Gefangenschaft. Der Krieg ist selbst in den Augen der deutschen Militärführung verloren, jetzt geht es nur noch darum, möglichst gute Bedingungen für einen Friedensvertrag herauszuschlagen. Während sich Sozialdemokraten, Sozialisten und Spartakisten noch immer über den richtigen Weg streiten, strickt die Admiralität, gedrängt von der Industrie (Krupp) und unterstützt von der Politik (Hindenburg), an der Operation Nibelungen. Die vor allem in Wilhelmshaven stationierte deutsche Flotte soll in einer letzten, aussichtslosen Schlacht gegen die überlegenen Engländer untergehen – und mit ihr die revolutionären Matrosen. Denen man eigentlich freies Geleit zugesagt hatte, doch das Ehrenwort der Offiziere „gilt nicht für Sozis und Bolschewiken“: Sie werden in Kiel verhaftet und im Fort eingesperrt.

Wer hat uns verraten? Gustav Noske und die Sozialdemokraten. Als sich beim Massenaufstand gegen Kaiser und Admiralität in Kiel ein Soldatenrat bildet und die Gefangenen aus dem Fort befreit werden, soll im ganzen Deutschen Reich ein Generalstreik ausgerufen werden. Aber weil sich die regierenden Sozialdemokraten verweigern, kommt es nur zu vereinzelten Streiks in Bremen und Leipzig, bei Leuna und im Ruhrgebiet. In Kiel siegen die aufständischen Matrosen: Vizeadmiral von Resten erschießt sich und Anna hat mitten im Kampfgetümmel ein gesundes Kind zur Welt gebracht.

Berlin. Ende Dezember 1918. Tod und Leben liegen eng beieinander. Auch bei den nun in die Hauptstadt marschierenden Matrosen. Denn längst hat sich die Rechte zur Gegenwehr formiert – und der frischgebackene Vater Henne Lobke gehört zu den ersten, die in den Berliner Straßenkämpfen fallen. Auf dem Gründungsparteitag der KPD sehen sich viele Matrosen wieder, auch solche wie Jupp König, die bisher noch unentschlossen waren, ihr politisches Engagement in einer kommunistischen Partei einzubringen...

Zum 50. Jahrestag des Matrosenaufstandes in Kiel und der – letztlich gescheiterten – Novemberrevolution in Deutschland gab die Partei den Auftrag für einen Monumentalfilm. Weil die Zeit bis zur Premiere in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle vor 5.000 geladenen Gästen des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, des Ministerrats der DDR und den in der Nationalen Front zusammengeschlossenen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen drängte, entschied sich die Defa für zwei komplette Teams, die parallel mit einem prominenten Schauspieler-Ensemble und zusammengenommen mehr als 12.000 Statisten drehten: Kurt Maetzig mit Joachim Hasler vor allem die Admiralitäts- und Offiziersszenen, sein bisheriger Assistent Günter Reisch mit Otto Merz schwerpunktmäßig die (Massen-) Szenen mit Seeleuten und Arbeitern.

„Das Lied der Matrosen“ ist ein sehr balladesk-abwechslungsreicher, in der Schilderung der materiellen Not der Bevölkerung in den Kriegsjahren 1917 und 1918 sehr realistischer, in seiner vom wirklichen Geschehen aber stark abweichender Film, gedreht in Schwarzweiß sowohl in herkömmlichem 35mm-Format als auch in Totalvision. Aus ideologischen Gründen ist der Kieler Matrosenaufstand zum Auslöser der Novemberrevolution hochstilisiert und die Rolle des Spartakusbundes überbewertet worden. Freilich haben Maetzig und Reisch keinen Dokumentarfilm gedreht, sondern ein Drehbuch von Karl Georg Egel und Paul Wiens verfilmt wie Konrad Wolf 1960 die Fortsetzung der Geschichte um den dann von Erwin Geschonneck verkörperten Ludwig Bartuschek, „Leute mit Flügeln“. Ein Spielfilm ganz nach der Vorgabe der Auftraggeber, sich mitten im Kalten Krieg der eigenen revolutionären Herkunft heroisierend zu versichern: das bessere Deutschland liegt drei Jahre vor dem Mauerbau zwischen der Ostsee und dem Fichtelgebirge.

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Bau-Ausführung

Außenrequisite

Schnitt

Musik

Musik-Ausführung

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
3423 m, 126 min
Format:
35mm, 1:2,35 (Totalvision)/Normalformat
Bild/Ton:
s/w
Aufführung:

Uraufführung (DD): 09.11.1958, Berlin, Werner-Seelenbinder-Halle

Titel

  • Originaltitel (DD) Das Lied der Matrosen

Fassungen

Original

Länge:
3423 m, 126 min
Format:
35mm, 1:2,35 (Totalvision)/Normalformat
Bild/Ton:
s/w
Aufführung:

Uraufführung (DD): 09.11.1958, Berlin, Werner-Seelenbinder-Halle