Inhalt
Nach dem schockierenden Unfalltod der Ehefrau und Mutter versuchen Markus Färber und seine Tochter, zu einer "Normalität" zurückzufinden. Während der Vater in seiner Trauer und Hilflosigkeit auf ermüdende Durchhalteparolen setzt, kommt die 15-jährige Kim mit der Situation kaum zurecht. Auch die fürsorgliche Großmutter Gerlinde findet keine echten Zugang zu dem trauernden Mädchen. Zugleich hütet die alte Dame selbst ein Geheimnis: Sie hat Krebs. Schließlich brennt Kim mit dem Schulabbrecher Alex nach Dänemark durch. Markus, Gerlinde und deren Pflegerin Paula folgen den beiden Ausreißern, deren Weg zu jenen Orten führt, an denen die Familie früher ihre Urlaube verbrachte.
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Wieder daheim zieht sich die 15-Jährige sogleich in ihr Zimmer zurück. Vater Markus ist Chef eines Hamburger Cateringunternehmens und laufend auf Achse. Business as usual könnte ihn ablenken. Aber Kim? Immer wieder hört sie den Anrufbeantworter mit der Stimme ihrer bei einem Unfall ums Leben gekommenen Mutter ab. Oma Gerlinde, die sogleich in der Küche am Herd steht, könnte etwas Stabilität, vor allem Normalität in den Alltag bringen. Doch ein Unglück kommt selten allein: „Meine Einstellung zum Krebs ist feindselig. Hilft das?“
Nicht wirklich, denn Oma kann sich auf Dauer nicht um den Haushalt und besonders um Kim kümmern, die völlig aus dem Ruder läuft. In der Schule legt sich das Mädchen noch mit den friedlichsten Zeitgenossen an, und das durchaus auch körperlich. Im Gegenteil: Gerlinde lässt verkünden, dass sie jetzt für ein paar Wochen verreist. Was auf wenig Gegenliebe stößt gerade jetzt in dieser angespannten Situation. Aber der nun zunehmend auch beruflich gestresste Markus fragt nicht weiter nach: in Wirklichkeit begibt sich seine Mutter in eine Klinik zu einer längst überfälligen Chemotherapie. Gleichzeitig sucht Gerlinde dringend eine Pflegerin - und ist mit der jungen, forschen Paula zunächst gar nicht einverstanden: Die angehende Schauspielerin ist für Omas Geschmack etwas zu gut drauf. Doch beide überstehen Gerlindes Trotzphase schadlos und nun steht dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft nichts mehr im Wege.
Währenddessen hat das Chaos im Hause Färber überhandgenommen: Papa Markus ist aus lauter Trauerarbeit nicht mehr in der Lage, seinem Partyservice-Beruf nachzukommen. Er hat schon immer Obdachlosen die Reste der Buffets zukommen lassen, jetzt können zwei von ihnen auch auf sein nicht mehr zu stornierendes Urlaubsticket reisen. Seine Freunde Sven und Kurt wollen Markus helfen und animieren ihn zu einem Date mit der toughen Margarete (Sabine Vitua). Doch die attraktive, sehr zugängliche Frau stellt sich als Psychologin heraus, welche bei Markus 'mal nach dem Rechten sehen soll. Für mehr wäre der Witwer freilich auch nicht zu haben.
Tochter Kim, die ihrer verstorbenen Mutter eine SMS nach der anderen schreibt, hat sich gänzlich von allem verabschiedet. Mit einer Ausnahme: Alex. In dem sich so cool gebenden Schulabbrecher hat sie sofort eine verwandte Seele entdeckt und als dieser nach einer nächtlichen Prügelei von der Polizei gesucht wird, haut sie mit ihm nach Dänemark ab – in eine an der Küste gelegene Ferienhaussiedlung, mit der sie glückliche Urlaubserinnerungen mit ihrer Mutter verbindet.
Paula hat derweil herausgefunden, dass ihre Schutzbefohlene Familie hat – und klärt den verdutzten Markus über den Gesundheitszustand seiner Mutter auf. Welche er sogleich samt Pflegerin in sein Haus holt, zumal Gerlinde von den Ärzten als nicht weiter therapierbar aufgegeben worden ist. Bald geht es jedoch, allen Bedenken zum Trotz, zu dritt in den hohen Norden, den beiden Ausreißern nach. Es kommt zu einer dramatischen, wenn auch vorhersehbaren Familienzusammenführung, an deren Ende der Anrufbeantworter daheim neu besprochen wird...
Vielleicht die schönste Szene der Tragikomödie Andrè Erkaus. „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ ist, so Produzent Michael Eckelt, ein Film, „der 'Kino' nicht nur behauptet, sondern 'Kino' ist – in der Erzählweise, im Tonfall und in der Besetzung.“ Ästhetisch jedenfalls kommt er über eine mittelprächtige TV-Produktion nicht hinaus und an eine preisgekrönte wie „Der letzte schöne Tag“ ebenfalls mit Wotan Wilke Möhring nicht heran, was auch an der konventionellen Kameraführung des Michael Ballhaus-Schülers Ngo The Chaus liegt: Ein paar schöne Hamburg-Ansichten im Cinemascope-Format machen noch kein großes Kino. Und der im Presseheft als „Kaurismäki-Touch“ bezeichnete „lakonische Ton“ Erkaus ist heute Standard, auch bei einem Film wie diesem, in dem es zunächst um den Tod geht und die Trauerarbeit der Angehörigen in seiner Folge, der aber in eine wunderbare Liebeserklärung an das Leben mündet – freilich ohne jedes Überraschungsmoment.
Jedoch was die Besetzung betrifft, ist Helen Woigk in der Tat „eine echte Neuentdeckung“ (Eckelt): Kim Färber ist die erste Leinwand-Hauptrolle für die gebürtige Berlinerin des Jahrgangs 1991, die 2009 in ihrem Debüt in Tomasz Emil Rudziks Hochschul-Abschlussfilm „Despersados in the Block“ in einer kleinen Rolle ebenso zu überzeugen wusste wie in Julie Delpys „Die Gräfin“ sowie anschließend in zwei TV-Produktionen.
Pitt Herrmann