Darsteller, Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Produzent
Berlin Berlin

Biografie

Ulrich Schamoni wurde am 9. November 1939 in Berlin als Sohn eines Filmemacher-Ehepaars geboren - Mutter Maria war Drehbuchautorin, der Vater, Dr. Victor Schamoni, war Filmwissenschaftler, schrieb als erster in Deutschland eine Doktorarbeit über den Film ("Das Lichtspiel, Möglichkeiten des absoluten Films", 1926) und arbeitete auch als Regisseur, Produzent und Verleiher (Fama-Film in Berlin). 1942 fiel der Vater im Krieg. Ein Jahr später wurden seine Witwe und die vier Söhne Victor junior, Peter, Thomas und Ulrich in Berlin ausgebombt und nach Ostpreußen evakuiert. 1944 kehrte Maria Schamoni mit den Kinder nach Westfalen, wo sie und ihr Mann herstammten, zurück, wo sie erst in Werl, später in Münster lebten.

Das Gymnasium brach Ulrich Schamoni noch vor dem Abitur ab und folgte seinen Brüdern nach München. Dort besuchte er eine Schauspielschule und nebenher Vorlesungen. 1959 zog er nach West-Berlin – um dem inzwischen wieder eingeführten Kriegsdienst zu entgehen, aber auch um Abstand zu seinen Brüdern zu gewinnen. Er assistierte bei Theater-, Film- und Fernsehproduktionen, unter Wilhelm Dieterle, Hans Korngiebel, Hans Lietzau, Jürgen Goslar und vor allem seinem "Regie-Vater" Rudolf Noelte.

Im Alter von 20 Jahren schrieb Schamoni seinen ersten Roman: "Dein Sohn lässt grüßen", über die Verquickung von Katholizismus, Korruption und NS-Vergangenheit, dieser wurde jedoch nach seinem Erscheinen 1962 als "jugendgefährdend" eingestuft und indiziert.

1964 realisierte Ulrich Schamoni seinen ersten Kurzfilm: Die Dokumentation "Hollywood in Deblatschka Pescara" nahm parodistisch die Dreharbeiten der englisch-jugoslawisch-deutschen Großproduktion "Dschingis Khan" aufs Korn – und erhielt dafür prompt beim Bundesfilmpreis 1965 das Filmband in Silber für Kurze Kulturfilme und den Hauptpreis der Westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen. Die Kamera führte Jost Vacano. Am Eröffnungsabend der Berliner Filmfestspiele 1965 wurde Schamonis zweiter Kurzfilm "Geist und ein wenig Glück", eine Auftragsarbeit für das ZDF, in der Reihe "Filmforum" als "Beitrag zur Situation des Films" gesendet. Der Film ist eine ironische Dokumentation über die Aufbruchstimmung nach dem Oberhausener Manifest und zeigt die Vertreter der verschiedenen Sparten und Generationen, z.B. Alexander Kluge, Enno Patalas, Ulrich Gregor, Uwe Nettelbeck, Ferdinand Khittl, Vlado Kristl, Artur Brauner, Haro Senft, Franz-Josef Spieker, Rudolf Noelte etc.

Im gleichen Jahr realisierte Schamoni ohne jegliche Fördergelder mit "Es" seinen ersten Spielfilm. Das Drama über die Beziehungskrise eines unverheirateten jungen Paares gilt auf Grund seines spielerisch-lockeren Inszenierungsstils und seines gesellschaftskritischen Untertons als stilbildendes Werk des "Neuen deutschen Films". Sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum wurde "Es" ein großer Erfolg. 1966 erhielt der Films insgesamt vier Bundesfilmpreise in Gold in den Kategorien Regie, Hauptdarstellerin (Sabine Sinjen), Kamera (Gérard Vandenberg) und Nachwuchsdarsteller (Bruno Dietrich) sowie einen Bundesfilmpreis in Silber in der Kategorie "abendfüllender Film". Als offizieller bundesdeutscher Beitrag wurde er außerdem zum Wettbewerb in Cannes und in das Rennen um die Oscars geschickt.

Auch Schamonis zweiter Kinofilm, das bitter-ironische Gesellschaftsporträt "Alle Jahre wieder", erhielt drei Bundesfilmpreise, darunter erneut Schamoni für seine Regieleistung, sowie einen Silbernen Bären bei der Berlinale 1967 und den Fipresci-Preis des Internationalen Filmkritikerverbandes. Im Jahr darauf inszenierte er die Satire "Quartett im Bett". Die Hauptrollen spielten die als Schlagersängerinnen bekannten Jacob-Sisters und die Komiker Ingo Insterburg, Karl Dall, Peter Ehlebracht und Jürgen Barz: "Ulrich Schamoni lässt die 'APO des Showgeschäfts' (Insterburg & Co. am Anfang ihrer Karriere) auf das 'Establishment des Showgeschäfts' (die Jacob-Sisters auf dem Höhepunkt ihrer Karriere) treffen und schafft so – ohne Drehbuch – ein Zeitdokument West-Berlins von 1968" (Jan Gympel, 2014). Der Film wurde 1969 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für die beste Komödie, die Hauptdarsteller für ihre Ensemble-Leistung ausgezeichnet.

Seine folgenden Filme wurden zwar ebenfalls preisgekrönt, konnten an der Kinokasse jedoch nicht reüssieren: Das Paarporträt "Wir - Zwei" (1970), das autobiografische Road Movie "Eins" (1971), die Komödie "Chapeau Claque" (1974, beide mit Schamoni selbst in der Hauptrolle) sowie die Zeitgeist-Komödie "Das Traumhaus" (1980) blieben hinter den Erwartungen zurück. Fürs Fernsehen realisierte er die Serien "Was wären wir ohne uns?" (1979) und "So lebten sie alle Tage - Geschichten und Berichte aus dem alten Preußen" (1984).

1987 gründete er den ersten privaten Berliner Radiosender "Hundert, 6", fünf Jahre später den ersten Lokalfernsehsender der Stadt. Aus beiden Medienunternehmen zog er sich jedoch relativ schnell wieder zurück und überließ anderen die Führung.

Am 9. März 1998 starb Ulrich Schamoni in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung. Seine drei älteren Brüder Victor (1932-1975), Peter (1934-2011) und Thomas (1936-2014) waren ebenfalls in der Filmbranche tätig.

FILMOGRAFIE

2011
  • Mitwirkung
  • Vorlage
1985
  • Darsteller
1982/1983
  • Mitwirkung
1980/1981
  • Darsteller
1980
  • Regie
  • Produzent
1973/1974
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1972/1973
  • Regie
  • Drehbuch
1971
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1969/1970
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1969
  • Regie
1968
  • Regie
  • Drehbuch
1966/1967
  • Regie
  • Drehbuch
1966/1967
  • Darsteller
1966
  • Darsteller
1964-1966
  • Regie-Assistenz
1965
  • Drehbuch
1965/1966
  • Drehbuch
1965
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1964/1965
  • Regie
  • Drehbuch
1964
  • Regie-Assistenz