Weltpremiere der DFF-Restaurierung von Ulrich Schamonis "Es" beim Filmfestival in Cannes

Der vom DFF aktuell im Förderprogramm Filmerbe digitalisierte Film "Es" von Ulrich Schamoni wird am kommenden Freitag, 26. Mai, in der Classics-Sektion der Internationalen Filmfestspiele von Cannes präsentiert.

 

Die Weltpremiere der 4K-Restaurierung findet um 11:30 Uhr im Buñuel-Theater statt.

1966 erlebte eine ganze Reihe abendfüllender "Jungfilme" aus der BRD und West-Berlin ihre Uraufführung. Ulrich Schamonis erstes abendfüllendes Werk "Es" gehörte neben Filmen von Volker Schlöndorff oder Alexander Kluge zum lange erhofften frischen Wind in der deutschen Filmproduktion. Als der Film im März 1966 in die Kinos kam, setzte er einen Auftakt zum Neuen Deutschen Film. Jetzt ist der soeben vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum digitalisierte Film in der Classics-Sektion des Filmfestivals von Cannes (16. bis 27. Mai 2023) zu sehen.

Ulrich Schamoni war während der Dreharbeiten zu "Es" in Westberlin erst 25 Jahre alt. Zuvor hatte er eine Schauspielkarriere angestrebt und als Regieassistent gearbeitet. Er hatte ein Händchen für Tabubrüche und traute sich, diese anzusprechen. "Es", in dem eine junge Frau sich bewusst und allein für eine Abtreibung entscheidet, traf das Publikum und die Kritik wie ein Faustschlag.  Schamonis Film folgten schnell Schlöndorffs "Der junge Törless" und Peter Schamonis "Schonzeit für Füchse" – drei Werke, die dem deutschen Kino auf der internationalen Festivalbühne in Cannes und Locarno hohen Respekt einbrachten.

Schamoni produzierte "Es" abseits staatlicher Hilfe und Kulturförderung. Gedreht wurde großteils an Originalschauplätzen, mit Originalton und Handkamera. Wie Hans Günther Pflaum und Hans Helmut Prinzler in "Film in der Bundesrepublik Deutschland" schrieben, war das Ziel der Regisseure des Neuen Deutschen Films "eher ein gesellschaftskritischer als ein ästhetischer Ausgangspunkt […]. Sie fanden sich in dem Bestreben, bundesdeutsche Wirklichkeit abzubilden und durch die Abbildung zu kritisieren. Authentizität ging vor Perfektion oder Stilwillen."

"Es" erhielt fünf Bundesfilmpreise, wurde als offizieller westdeutscher Beitrag in den Wettbewerb von Cannes und in das Rennen um die Oscars® geschickt. Darüber hinaus war er nicht nur der erste kommerzielle Erfolg des Neuen Deutschen Films, sondern auch einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Filme jener Jahre. Die Restaurierung durch das DFF entstand in Kooperation mit BETA Film und in Zusammenarbeit mit dem Förderprogramm Filmerbe, finanziert durch BKM, Länder und FFA.

Technische Aspekte

Der Film wurde aus dem Originalbildnegativ und einen kombinierten Duplikatpositiv restauriert. Das Negativ enthält zahlreiche Beschädigungen – längliche Risse, Klebereste und Schmutz –, die aufwendig repariert werden mussten. Das Material wurde mit der größten Sorgsamkeit in 4K gescannt und nachträglich retuschiert. Die Lichtbestimmung fand in Angleich mit einer zeitgenössischen Kopie aus der Sammlung des DFF statt. Bei der Tondigitalisierung wurden drei Quellen verglichen und das beste verfügbare Element, in diesem Fall die Lichttonspur des Duplikatpositivs, ausgewählt. Die Bearbeitung fand in München-Unterföhring statt, bei Cinepost Production.

Quelle: www.dff.film