Direkt zum Inhalt
Startseite
Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Gustav Ucicky

Weitere Namen
Gustav Učicky (Geburtsname)
Date of Birth
07/06/1899 - 12:00
Geburtsort
Wien, Österreich-Ungarn (heute Österreich)
Sterbedatum
04/26/1961 - 12:00
Sterbeort
Hamburg
Biografie

Gustav Ucicky wurde am 6. Juli 1899 in Wien geboren. Seine Mutter Maria arbeitete als Haushaltshilfe bei dem Maler Gustav Klimt, und Ucicky behauptete später glaubhaft, der uneheliche Sohn des Künstlers zu sein. Tatsächlich schrieb Klimt kurz vor der Geburt einen fürsorglichen Brief an Ucickys Mutter und hielt bis zum Jahr 1916 mit ihr Kontakt. Eine amtliche Bestätigung der Vaterschaft liegt jedoch nicht vor.

Nach dem Schulabschluss begann Gustav Ucicky eine Graphiker-Lehre im k. k. Militär-Geographischen Institut Wien. Mit seinem Schulfreund Karl Hartl bewarb er sich 1916 bei der Sascha-Filmfabrik des österreichischen Filmpioniers Alexander "Sascha" Joseph Graf Kolowrat-Krakowsk. Beide erhielten einen Posten: Hartl als Regieassistent, Ucicky als Kameraassistent. Dank Graf Kolowrat musste Ucicky auch keinen längeren Militärdienst in einer Marschkolonne absolvieren: Der Graf stand seit 1915 der Filmexpositur des k. k. Kriegspressequartieres vor und ermöglichte Ucicky dort eine Ausbildung als Kameramann. Bis 1918 drehte er Dokumentaraufnahmen für Wochenschauen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erhielt Ucicky eine Stelle bei Kolowrats neu gegründeter Sascha-Filmindustrie AG. Als Kameraassistent und Hilfskameramann war er an mehreren Produktionen beteiligt, wenngleich dies heute nicht mehr offiziell nachweisbar ist. Ab 1919 fungierte Ucicky als Chefkameramann für den aus Ungarn immigrierten Regisseur Michael (= Mihaly) Kertesz, besser bekannt unter seinem späteren, amerikanischen Künstlernamen Michael Curtiz. Bis zu Kertesz' Emigration in die USA 1926 zeichnete Ucicky bei zahlreichen seiner Großproduktionen für die Bildgestaltung verantwortlich, darunter "Die Gottesgeißel" (AT 1920), "Wege des Schreckens" (AT 1921) und "Harun al Raschid" (1924). Zugleich führte er im Auftrag anderer Wiener Produktionsgesellschaften bei den ersten Filmen des Regisseurs Peter Paul Felner die Kamera.

1925 bot sich Ucicky durch seine Arbeit an dem von der Sascha Film für die Berliner Phoebus Film AG realisierten "Fiaker Nr. 13" (AT/D) die Chance, in Deutschland zu arbeiten. Neben dem Fridericus-Film "Die Mühle von Sanssouci" (1926, Regie: Siegfried Philippi) und dem Militärschwank "Die dritte Eskadron" (1926, Regie: Carl Wilhelm) führte Ucicky unter anderem auch bei Richard Oswalds Klassiker "Dürfen wir Schweigen?" (1926) die Kamera.

Zurück in Wien war er 1927 als Kameramann an der Komödie "Die Pratermizzi" beteiligt – seine letzte Arbeit als Kameramann und zugleich sein Einstand als Regisseur, da der Film unter Oberleitung des nominellen Regisseurs Karl Hans Leiter von sämtlichen Teammitgliedern gemeinschaftlich inszeniert wurde. Im gleichen Jahr gab Ucicky mit der in Spanien gedrehten Liebeskomödie "Tingel-Tangel" (AT) sein Debüt als alleiniger Regisseur, gefolgt von der kolportagehaften Dirnengeschichte "Café Elektric" (AT 1927) mit Willi Forst und Marlene Dietrich in den Hauptrollen.

Nach dem Tod seiner Mutter und seines Mentors Graf Kolowrat verließ Ucicky im Januar 1928 gemeinsam mit seinem alten Freund Karl Hartl Wien und zog nach Deutschland. Für die Emelka drehte er in München die Gesellschaftskomödie "Ein besserer Herr" (1928) und, teils an Originalschauplätzen in Spanien, den Stierkämpfer-Film "Herzen ohne Ziel" (1928). In Berlin realisierte er 1929 den Sittenfilm "Vererbte Triebe" (1929) und wurde noch im gleichen Jahr von der Ufa unter Vertrag genommen, die kurz zuvor von dem Rüstungs- und Medienunternehmer und nationalistischen Politiker Alfred Hugenberg gekauft worden war. Mit seinen ersten Tonfilmen –dem musikalischen Volksstück "Der unsterbliche Lump" (1929) und der mit Lilian Harvey und Willy Fritsch besetzen Star-Komödie "Hokuspokus" (1930) – etablierte Ucicky sich zunächst als routinierter Spezialist für leichte Unterhaltung. Ab 1930 wurde er von der Ufa jedoch auch mit der Inszenierung "vaterländisch" gefärbter Stoffe betraut: "Das Flötenkonzert von Sanssouci" (1930) über die Geschichte Friedrichs des Großen, und "Yorck" (1931), über den preußischen Heerführer gegen Napoleon. Während "Ein Mensch ohne Namen" (1932; nach Honoré de Balzac) auf sensible Weise ein individuelles Soldatenschicksal schilderte, verklärte "Morgenrot" (1932) das Militär und erhob soldatische Opferbereitschaft in den Rang einer nationalen Pflicht. "Morgenrot" war Ucickys erster Film nach einem Drehbuch des Schriftstellers Gerhard Menzel (1894-1966). Bis 1944 arbeiteten die beiden bei allen NS-Propagandafilmen Ucickys zusammen ("Flüchtlinge", 1933; "Das Mädchen Johanna", 1935); zudem schrieb Menzel die Drehbücher zu Ucickys Hans-Albers-Abenteuern ("Savoy-Hotel 217", 1936; "Unter heißem Himmel", 1936), die oft ebenfalls propagandistisch unterfüttert waren, sowie zu einigen seiner Wiener Melodramen. Insgesamt drehten Ucicky und Menzel 13 gemeinsame Filme.

Nach dem Ende seines Ufa-Vertrags im Jahr 1936 inszenierte Ucicky für die Tobis den Emil-Jannings-Film "Der zerbrochene Krug" (1937) und für die Terra Film das antibritisch gefärbte Kriegsdrama "Aufruhr in Damaskus" (1939). Im Sommer 1939 kehrte er nach Wien zurück und arbeitete für die Wien-Film GmbH, deren Produktionschef Karl Hartl war. Auf die Familienschmonzette "Mutterliebe" (1939) und die für ihre Schauspielleistungen gelobte Puschkin-Verfilmung "Der Postmeister" (1940) folgte 1941 das Propagandawerk "Heimkehr", nach einem Drehbuch von Gerhard Menzel und mit Hans Albers in der Hauptrolle. Wegen seiner demagogischen Darstellung Vorkriegspolens gilt "Heimkehr" bis heute als eines der perfidesten Produkte des NS-Propagandakinos.

In den Jahren danach drehte Ucickys sentimentale und thematisch unverfänglichere Melodramen. Sein auf konservative Weise gesellschaftskritisches Drama "Am Ende der Welt" (1944), erneut nach einem Drehbuch Menzels, wurde Ende 1944 verboten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Ucicky auf Grund seiner Propagandafilme (vor allem "Heimkehr") Arbeitsverbot in Deutschland und Österreich. Für Österreich wurde dieses jedoch bereits nach kurzer Zeit, im Juli 1947, aufgehoben, um sich seine Talente als Filmemacher zunutze zu machen.
Ucickys Nachkriegswerk bestand in erster Linie aus seichter Unterhaltungsware. Er inszenierte den Sängerknaben-Film "Singende Engel" (AT 1947) und festigte mit den Zuckmayer-Adaptionen "Nach dem Sturm" (1948) und "Der Seelenbräu" (1949) sowie dem Paul-Wessely-Drama "Cordula" (1950) sein Image als verlässlicher Routinier für künstlerisch unverbindliche Stoffe.

Auch als er ab 1952 wieder in Deutschland arbeitete, blieb er diesem Stil treu und drehte Rührstücke wie "Bis wir uns wiederseh'n" (1952), "Ein Leben für Do" (1953) und "Zwei blaue Augen" (1955). In den letzten Jahren seiner Karriere inszenierte er die überaus populären Ganghofer-Verfilmungen "Der Jäger von Fall" (1956) und "Der Edelweißkönig" (1957) sowie Heimatfilme wie "Das Mädchen vom Moorhof" (1958) und "Das Erbe von Björndal" (1960), die kommerziell sehr erfolgreich waren, die jedoch die naturalistischen Aspekte der Literaturvorlagen von Lagerlöf und Gulbranssen zu Gunsten bunter Folklore verdrängten.

1961 bereitete Ucicky die Verfilmung von Knut Hamsuns Roman "Das letzte Kapitel" vor – während dieser Vorarbeiten starb er am 26. April 1961 in Hamburg an den Folgen eines Gehirnschlags. Die Regie des Films übernahm Wolfgang Liebeneiner. Gustav Ucickys Leichnam wurde nach Wien überführt und auf dem Hietzinger Friedhof beigesetzt.

Filmography
1960
Das Erbe von Björndal
  • Regie
1958
Der Priester und das Mädchen
  • Regie
1958
Das Mädchen vom Moorhof
  • Regie
1957
Die Heilige und ihr Narr
  • Regie
1957
Der Edelweißkönig
  • Regie
1956
Der Jäger von Fall
  • Regie
1955
Zwei blaue Augen
  • Regie
1954
Die Hexe
  • Regie
  • Drehbuch
1953
Ein Leben für Do
  • Regie
1952/1953
Der Kaplan von San Lorenzo. (Mea Culpa)
  • Regie
1952
Bis wir uns wiederseh'n
  • Regie
1950
Cordula
  • Regie
  • Drehbuch
1949
Der Seelenbräu
  • Regie
1947
Singende Engel
  • Regie
  • Drehbuch
1948
Nach dem Sturm
  • Regie
  • Drehbuch
1944
Das Herz muß schweigen
  • Regie
1944
Der gebieterische Ruf
  • Regie
1943/1944
Ein Rudel Wölfe
  • Regie
1943/1944
Am Ende der Welt
  • Regie
1942/1943
Späte Liebe
  • Regie
1941
Heimkehr
  • Regie
1940
Ein Leben lang
  • Regie
1939/1940
Der Postmeister
  • Regie
1939
Mutterliebe
  • Regie
1938/1939
Aufruhr in Damaskus
  • Regie
1938
Frau Sixta
  • Regie
1938
Wort und Tat. Ein Filmdokument
  • Regie
1937
Der zerbrochene Krug
  • Regie
1936
Unter heißem Himmel
  • Regie
1936
Savoy-Hotel 217
  • Regie
1935
Das Mädchen Johanna
  • Regie
1934
Nuit de mai
  • Regie
  • Drehbuch
1934
Der junge Baron Neuhaus
  • Regie
  • Drehbuch
1933
Flüchtlinge
  • Regie
1932/1933
Morgenrot
  • Regie
1933
Au bout du monde
  • Regie
1932
Mensch ohne Namen
  • Regie
1932
Un homme sans nom
  • Regie
1924/1932
Die Sklavenkönigin
  • Kamera
1931
Yorck
  • Regie
1931
Im Geheimdienst
  • Regie
1930
The Temporary Widow
  • Regie
1930
Hokuspokus
  • Regie
1929/1930
Der unsterbliche Lump
  • Regie
1930
Das Flötenkonzert von Sans-souci [stumme Fassung]
  • Regie
1930
Das Flötenkonzert von Sans-souci
  • Regie
1929
Der Sträfling aus Stambul
  • Regie
1929
Vererbte Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht
  • Regie
1928
Ein besserer Herr
  • Regie
1928
Herzen ohne Ziel
  • Regie
1927
Tingel-Tangel
  • Regie
1927
Café Electric
  • Regie
1926
Die Pratermizzi
  • Kamera
1926
Die dritte Eskadron
  • Kamera
1926
Dürfen wir schweigen?
  • Kamera
1925/1926
Der goldene Schmetterling
  • Kamera
1925/1926
Fiaker Nr. 13
  • Kamera
1925/1926
Die Mühle von Sanssouci
  • Kamera-Assistenz
1926
Mikoschs letztes Abenteuer
  • Kamera
1925
Das Spielzeug von Paris
  • Kamera
1923/1924
Harun al Raschid
  • Kamera
1923
Namenlos
  • Kamera
1923
Der junge Medardus
  • Kamera
1923
Die Lawine
  • Kamera
1922
Die Strafe
  • Kamera
1922
Die Sünde
  • Kamera
1921
Wege des Schreckens
  • Kamera
1921
Frau Dorothys Bekenntnis
  • Kamera
1919/1920
Marquis Fun
  • Kamera
1920/1921
Narren der Liebe
  • Kamera
1920/1921
Marodeure der Großstadt
  • Kamera
1920
Mrs. Tutti Frutti
  • Kamera
1920/1921
Cherchez la femme!
  • Kamera
1920
Die Dame mit den Sonnenblumen
  • Kamera
1920
Die Gottesgeißel
  • Kamera
1920
Ein Weib in der Wüste
  • Kamera
1919/1920
Gold, der Menschheit Fluch
  • Kamera
1920
Gefesselt
  • Kamera
1920
Golgatha
  • Kamera
1919
Die Dame mit dem schwarzen Handschuh
  • Kamera
1919
Boccaccios Liebesabenteuer
  • Kamera
URL: https://www.filmportal.de/person/gustav-ucicky_4daa78c40e6d45a8af84b47897d1d528