Der zerbrochene Krug

Deutschland 1937 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

In einem kleinen Dorf findet bei Richter Adam eine Verhandlung statt, die vom Gerichtsrat persönlich geleitet wird. Es geht um den zerbrochenen Krug der Witwe Rull, und für sie ist der Täter eindeutig Ruprecht, der Verehrer ihrer Tochter Eva. Wahrscheinlich ist das Malheur beim nächtlichen Einstieg in deren Zimmer passiert. Aber Ruprecht streitet alles ab.

Richter Adam, der eigentliche Übeltäter, ist heilfroh, dass ihn niemand erkannt hat, und bietet seine ganze Redekunst auf, um Ruprecht zu verurteilen. Doch Eva weiß genau, dass es Adam war, der den Krug zerbrach, und dass es Ruprecht war, der ihn erwischt und verprügelt hat. Trotzdem erfindet der Dorfrichter immer wieder neue Ausreden, bis eine alte Frau mit seiner Perücke, die er bei dem Ausflug verloren hat, vor Gericht erscheint. Nun wissen alle, dass der Dorfrichter sich sein eigenes Urteil gesprochen hat, und unter dem Gespött der Leute wird er durch das ganze Dorf gejagt. Nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Heinrich von Kleist.

 

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Falk Schwarz
Dem Äffchen Zucker geben
Dieses Gesicht lässt nicht mehr los. Es drängt sich ins Unterbewusstsein - so stark ist diese Persönlichkeit, so grob und voll ungeheuerlicher Kraft. Dieser Dorfrichter ist ungeschlacht, dämlich, und doch wieder behend, verschlagen, lüstern, erotisch, widerlich, ein Klotz von einem Kerl, der Schrecken macht und doch - ambivalent - auch Sympathie ausstrahlt. Man ist gefangen in der Strahlkraft dieses Gesichts und des Körpers - es ist fast zu viel, fast zu aufdringlich, und doch auch wunderbar intensiv, eine großartige Leistung in der völligen Outrierung dieses schäbigen Dorfrichters, der eine Schuld abzuarbeiten hat und mit allen Schlingeleien, derer er fähig ist, versucht, die Wahrheit zu manipulieren. Kleists Sprache ist so wunderbar genau, so umstandslos direkt, dass die Bilder (filmisch sehr dezent: Fritz Arno Wagner) geradezu eine Symbiose eingehen - das Schauspiel klug in Einstellungen aufgelöst von Thea von Harbou. Dass Jannings ein großer Schauspieler war, ist unbestritten. Dass diese Leistung in diesem Film auch Kritik hervorrief, nicht verwunderlich. Hätte Regisseur Gustav Ucicky nicht bremsen müssen, wenn Jannings allzu offen auftrumpft und ihm Vorsicht und Feinheit zu entgleiten drohen? Er gibt seinem Affen Zucker. Aber wer sich die Freude an einer schauspielerischen Glanzleistung erhalten hat (und Schauspieler dürfen, ja müssen übertreiben), dann ist dies ein wunderbarer, zutiefst eindringlicher Film. Dennoch: warum hat sich Ucicky ganz Jannings untergeordnet, der ja auch die künstlerische Oberleitung hatte? Jannings spielt der Lügenmoral der Nazis geradezu in die Hände - ob bewusst oder unbewusst. Dass Goebbels nicht gerade erheitert war durch den filmischen Erfolg dieses klumpfüssigen Dorfrichters, ist überliefert. Doch was sollte er machen? Der populäre Jannings, der hoch geschätzte Kleist gegen einen machtbewussten Narziss von Propagandaminister mit einer Fußbehinderung... Im Dunkel des Kinos haben die Leute jelacht.

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Künstlerische Oberleitung

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kamera-Assistenz

Kostüme

Schnitt

Darsteller

Produzent

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • August 1937 - September 1937
Länge:
2308 m, 84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Aufführung:

Uraufführung (DE): 19.10.1937, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Titel

  • Originaltitel (DE) Der zerbrochene Krug

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
85 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Bild/Ton:
5.1 Centermono

Original

Länge:
2308 m, 84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Aufführung:

Uraufführung (DE): 19.10.1937, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Prüffassung

Länge:
2340 m, 85 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 18.11.1942, B.57885, Jugendfrei

Länge:
2332 m, 85 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 23.11.1940, B.54571, Jugendfrei

Länge:
5 Akte, 2271 m, 83 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 09.02.1953, 05615, Jugendgeeignet / nicht feiertagsfrei

Länge:
9 Akte, 2348 m, 86 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 13.10.1937, B.46476, Jugendfrei