Deutschland, im Herbst 1978. Der Biogenetiker Hoffmann wird bei einer Razzia in einem "konspirativen" Jugendzentrum durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt. Durch die Verletzung verliert Hoffmann sein Gedächtnis und einen erheblichen Teil seiner motorischen Fähigkeiten – er muss Gehen und Sprechen völlig neu erlernen. Für die Polizei ist Hoffmann ein Verbrecher, der Kopfschuss des Beamten Notwehr. Auch ein großer Teil der Medien verurteilt ihn als "Terroristen". Die "linke Szene" hingegen feiert ihn als Märtyrer. Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, macht Hoffmann sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.
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Alle Fotos (5)Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Berthold Hoffmann
- Ann Hoffmann
- Anleitner
- Volker
- Scholz
- Schurig
- Dr. Gröske
- Schwester Angelika
- Schwester Emilie
- Chefarzt
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
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Drehbuch
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Requisite
Bühne
Titel
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Kostüme
Garderobe
Schnitt
Schnitt-Assistenz
Ton
Ton-Assistenz
Mischung
Beratung
Musik
Darsteller
- Berthold Hoffmann
- Ann Hoffmann
- Anleitner
- Volker
- Scholz
- Schurig
- Dr. Gröske
- Schwester Angelika
- Schwester Emilie
- Chefarzt
- Institutsdirektor
- Pförtner
- Patient
- Frau Schurig
- Hausmeister
- 1. Kommissar
- 2. Kommissar
- 3. Kommissar
- TV-Journalist
- TV-Kameramann
- Kulle
- Stevie
- Brille
- Bauarbeiter
- Mann im Aufzug
Produktionsfirma
Produzent
Redaktion
Produktionsleitung
Aufnahmeleitung
Dreharbeiten
- 28.03.1978 - 11.05.1978: München und Umgebung
Länge:
3088 m, 113 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Mono
Prüfung/Zensur:
FSK-Prüfung (DE): 12.10.1978, 50245, ab 16 Jahre / feiertagsfrei
Aufführung:
Uraufführung (FR): 06.10.1978, Paris, IFF;
Erstaufführung (DE): 27.10.1978, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 17.11.1978;
TV-Erstsendung (DE): 24.05.1981, ARD;
Kinostart (DD): 09.11.1981
Titel
- Originaltitel (DE) Messer im Kopf
Fassungen
Original
Länge:
3088 m, 113 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Mono
Prüfung/Zensur:
FSK-Prüfung (DE): 12.10.1978, 50245, ab 16 Jahre / feiertagsfrei
Aufführung:
Uraufführung (FR): 06.10.1978, Paris, IFF;
Erstaufführung (DE): 27.10.1978, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 17.11.1978;
TV-Erstsendung (DE): 24.05.1981, ARD;
Kinostart (DD): 09.11.1981
Auszeichnungen
Deutscher Filmpreis 1979
- Filmband in Gold, Beste Kamera
- Filmband in Silber, Weitere programmfüllende Spielfilme
FBW 1978
- Prädikat: Besonders wertvoll
IFF Paris 1978
- Pris Antenne d'Or
- FIPRESI-Preis
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29.09.2020 | 08:06 Uhr
Heinz17herne
Heinz17herne
Der Biogenetiker Hoffmann gerät nicht ganz zufällig, sondern erst, nachdem er sich in die Ermittlungen eingemischt hat, in eine Polizeirazzia und wird von einer Kugel in den Kopf getroffen. Seine Motive bleiben ebenso im Unklaren wie der tatsächliche Tathergang. Er überlebt, aber als er nach langer Bewusstlosigkeit aufwacht, ist er ein Mann ohne Erinnerung – und ohne Sprache.
Hoffmann muss alles neu erlernen: hören, sehen, sprechen, laufen. Doch damit nicht genug: Sein Fall wird zum Politikum, denn für seine Freunde ist er ein „Opfer des Polizeiterrors“. Auch für seine sozial engagierte Frau Ann, die in einem Münchner Jugendzentrum arbeitet (Hauff setzt mit dieser Figur, zumindest für die damalige Zeit, klare biographische Bezüge zu Ulrike Meinhof) und sich von ihm, auch durch ihren neuen Freund, dem Sozialarbeiter Volker, gelöst hat. Und für den väterlichen Freund, den linken Rechtsanwalt Anleitner, der dem „Fall“ sogleich größere Publizität („Polizeiopfer“) verschafft.
Die Polizei dagegen, besonders der Ermittlungsbeamte Scholz, hält Hoffmann für einen gefährlichen „Terroristen“. Die Hochphase der „Bader-Meinhof“-Gruppe, des „3. Juni“ und all’ der anderen selbsternannten Befreiungsbewegungen liegt kaum zwei Jahre zurück, die Hysterie auf beiden Seiten, in der „Sympathisanten-Szene“ wie im Staatsapparat, hat sich noch nicht gänzlich gelegt, obwohl nur noch die Haftbedingungen der „Isolationsfolter“ in Stammheim und anderswo diskutiert werden.
So muss sich Hoffmann selbst aufmachen, um die Wahrheit herauszufinden. Er rekonstruiert alle Stationen und scheint zum Ergebnis zu kommen, dass der Polizeischütze ihm, dem eher passiven, in der konkreten Situation so wehr- wie waffenlosen Wissenschaftler, bewusst in den Kopf geschossen hat. So beschließt das Opfer, zum Rächer zu werden...
Nach der Deutschen Erstaufführung bei den Int. Filmtagen Hof wurde „Messer im Kopf“ bald auch in der DDR gezeigt - als ein Stück „bundesdeutscher Alltag“, wie die dortigen Staatsmedien nicht müde wurden zu behaupten. Zuvor reüssierte die WDR-Koproduktion beim Pariser Filmfestival 1978, wo sie nach der Uraufführung mehrfach ausgezeichnet wurde, und den bis dahin in Frankreich unbekannten Regisseur Reinhard Hauff auf einen Schlag bekannt machte. Fortan wurde Hauff in einem Atem mit Volker Schlöndorff („Katharina Blum“) genannt.
Heutige Generationen, die den Film nach der Jahrtausendwende etwa im Rahmen der RAF-Ausstellung in den Berliner KunstWerken gesehen haben, können die angespannte Situation zwischen konservativem „Establishment“ und linken, zumeist studentisch-intellektuellen Weltverbesserern in der gezeigten Schärfe kaum noch nachvollziehen. Sie sehen einen eher konventionell gedrehten gesellschaftskritischen Film, der nur durch seine exzellente Besetzung (vor allem Bruno Ganz) die Tagesaktualität mit ihren Zerrbild-Klischees (Polizeistaat, gleichgeschaltete Presse, willkürliche Verhaftungen kritischer Geister) überdauert. Und dessen offenes Ende eine Position des Regisseurs vermissen lässt.
Pitt Herrmann
Hoffmann muss alles neu erlernen: hören, sehen, sprechen, laufen. Doch damit nicht genug: Sein Fall wird zum Politikum, denn für seine Freunde ist er ein „Opfer des Polizeiterrors“. Auch für seine sozial engagierte Frau Ann, die in einem Münchner Jugendzentrum arbeitet (Hauff setzt mit dieser Figur, zumindest für die damalige Zeit, klare biographische Bezüge zu Ulrike Meinhof) und sich von ihm, auch durch ihren neuen Freund, dem Sozialarbeiter Volker, gelöst hat. Und für den väterlichen Freund, den linken Rechtsanwalt Anleitner, der dem „Fall“ sogleich größere Publizität („Polizeiopfer“) verschafft.
Die Polizei dagegen, besonders der Ermittlungsbeamte Scholz, hält Hoffmann für einen gefährlichen „Terroristen“. Die Hochphase der „Bader-Meinhof“-Gruppe, des „3. Juni“ und all’ der anderen selbsternannten Befreiungsbewegungen liegt kaum zwei Jahre zurück, die Hysterie auf beiden Seiten, in der „Sympathisanten-Szene“ wie im Staatsapparat, hat sich noch nicht gänzlich gelegt, obwohl nur noch die Haftbedingungen der „Isolationsfolter“ in Stammheim und anderswo diskutiert werden.
So muss sich Hoffmann selbst aufmachen, um die Wahrheit herauszufinden. Er rekonstruiert alle Stationen und scheint zum Ergebnis zu kommen, dass der Polizeischütze ihm, dem eher passiven, in der konkreten Situation so wehr- wie waffenlosen Wissenschaftler, bewusst in den Kopf geschossen hat. So beschließt das Opfer, zum Rächer zu werden...
Nach der Deutschen Erstaufführung bei den Int. Filmtagen Hof wurde „Messer im Kopf“ bald auch in der DDR gezeigt - als ein Stück „bundesdeutscher Alltag“, wie die dortigen Staatsmedien nicht müde wurden zu behaupten. Zuvor reüssierte die WDR-Koproduktion beim Pariser Filmfestival 1978, wo sie nach der Uraufführung mehrfach ausgezeichnet wurde, und den bis dahin in Frankreich unbekannten Regisseur Reinhard Hauff auf einen Schlag bekannt machte. Fortan wurde Hauff in einem Atem mit Volker Schlöndorff („Katharina Blum“) genannt.
Heutige Generationen, die den Film nach der Jahrtausendwende etwa im Rahmen der RAF-Ausstellung in den Berliner KunstWerken gesehen haben, können die angespannte Situation zwischen konservativem „Establishment“ und linken, zumeist studentisch-intellektuellen Weltverbesserern in der gezeigten Schärfe kaum noch nachvollziehen. Sie sehen einen eher konventionell gedrehten gesellschaftskritischen Film, der nur durch seine exzellente Besetzung (vor allem Bruno Ganz) die Tagesaktualität mit ihren Zerrbild-Klischees (Polizeistaat, gleichgeschaltete Presse, willkürliche Verhaftungen kritischer Geister) überdauert. Und dessen offenes Ende eine Position des Regisseurs vermissen lässt.
Pitt Herrmann
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Hoffmann muss alles neu erlernen: hören, sehen, sprechen, laufen. Doch damit nicht genug: Sein Fall wird zum Politikum, denn für seine Freunde ist er ein „Opfer des Polizeiterrors“. Auch für seine sozial engagierte Frau Ann, die in einem Münchner Jugendzentrum arbeitet (Hauff setzt mit dieser Figur, zumindest für die damalige Zeit, klare biographische Bezüge zu Ulrike Meinhof) und sich von ihm, auch durch ihren neuen Freund, dem Sozialarbeiter Volker, gelöst hat. Und für den väterlichen Freund, den linken Rechtsanwalt Anleitner, der dem „Fall“ sogleich größere Publizität („Polizeiopfer“) verschafft.
Die Polizei dagegen, besonders der Ermittlungsbeamte Scholz, hält Hoffmann für einen gefährlichen „Terroristen“. Die Hochphase der „Bader-Meinhof“-Gruppe, des „3. Juni“ und all’ der anderen selbsternannten Befreiungsbewegungen liegt kaum zwei Jahre zurück, die Hysterie auf beiden Seiten, in der „Sympathisanten-Szene“ wie im Staatsapparat, hat sich noch nicht gänzlich gelegt, obwohl nur noch die Haftbedingungen der „Isolationsfolter“ in Stammheim und anderswo diskutiert werden.
So muss sich Hoffmann selbst aufmachen, um die Wahrheit herauszufinden. Er rekonstruiert alle Stationen und scheint zum Ergebnis zu kommen, dass der Polizeischütze ihm, dem eher passiven, in der konkreten Situation so wehr- wie waffenlosen Wissenschaftler, bewusst in den Kopf geschossen hat. So beschließt das Opfer, zum Rächer zu werden...
Nach der Deutschen Erstaufführung bei den Int. Filmtagen Hof wurde „Messer im Kopf“ bald auch in der DDR gezeigt - als ein Stück „bundesdeutscher Alltag“, wie die dortigen Staatsmedien nicht müde wurden zu behaupten. Zuvor reüssierte die WDR-Koproduktion beim Pariser Filmfestival 1978, wo sie nach der Uraufführung mehrfach ausgezeichnet wurde, und den bis dahin in Frankreich unbekannten Regisseur Reinhard Hauff auf einen Schlag bekannt machte. Fortan wurde Hauff in einem Atem mit Volker Schlöndorff („Katharina Blum“) genannt.
Heutige Generationen, die den Film nach der Jahrtausendwende etwa im Rahmen der RAF-Ausstellung in den Berliner KunstWerken gesehen haben, können die angespannte Situation zwischen konservativem „Establishment“ und linken, zumeist studentisch-intellektuellen Weltverbesserern in der gezeigten Schärfe kaum noch nachvollziehen. Sie sehen einen eher konventionell gedrehten gesellschaftskritischen Film, der nur durch seine exzellente Besetzung (vor allem Bruno Ganz) die Tagesaktualität mit ihren Zerrbild-Klischees (Polizeistaat, gleichgeschaltete Presse, willkürliche Verhaftungen kritischer Geister) überdauert. Und dessen offenes Ende eine Position des Regisseurs vermissen lässt.
Pitt Herrmann