Rosenstraße

Deutschland Niederlande 2002/2003 Spielfilm

Inhalt

Nach dem Tod ihres Mannes besinnt sich die New Yorkerin Ruth Weinstein plötzlich auf jüdisch-orthodoxe Rituale und wendet sich zudem gegen die Heirat ihrer Tochter Hannah mit derem südamerikanischen Verlobten. Verstört reist Hannah nach Berlin, um dort nach der Vergangenheit ihrer Mutter zu forschen. Ihr Weg in Ruths Geburtsland, von deren Kindheit vor der Emigration in die USA Hannah so gut wie nichts weiß, führt sie zu der 90-jährigen Berlinerin Lena Fischer. Diese erzählt ihr, wie sie sich 1943 der kleinen Ruth annahm – in der Rosenstraße, wo Gestapo und SS so genannte "Mischlinge" und Juden aus "Mischehen" inhaftiert hatten. Lena Fischers Geschichte erzählt somit nicht nur von ihr selbst und der kleinen Ruth, sondern auch vom Widerstand aufrechter Frauen im Februar und März 1943, die als Demonstrantinnen in der Rosenstraße auf die Freilassung ihrer inhaftierten Angehörigen drängten. Für ihre Leistung in Margarethe von Trottas erstem Kinofilm seit "Das Versprechen" wurde Katja Riemann (alias Lena Fischer) in Venedig 2003 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die in New York lebende gebürtige Deutsche Ruth Weinstein trauert um ihren kürzlich verstorbenen Mann. Seit der Beerdigung im großen Familienkreis scheint sie sich plötzlich ihrer jüdischen Wurzeln zu besinnen und erstaunt ihre nächsten Angehörigen mit orthodoxen Ansichten, die sie niemals aus Ruths Mund erwartet hätten. So lehnt sie vehement die Heirat ihrer Tochter Hannah mit dem Südamerikaner Luis Marquez ab, weil dieser ein Christ ist. Ruth unternimmt gar den Versuch, Luis ihrer Wohnung zu verweisen. Mit Rachel Rosenbauer ist eine beinahe allen unbekannte Frau zur Beerdigung erschienen, mit der die Witwe partout nicht ins Gespräch kommen will, weil diese sie zu sehr an ihre eigene Vergangenheit erinnert.

Hannah aber nimmt die Chance wahr, mit Cousine Rachel über das Leben ihrer Mutter zu sprechen in der richtigen Annahme, hier liege der Schlüssel für deren unerklärliches Verhalten begraben. Hannah erfährt, dass ihre Mutter 1943 von einer deutschen Nicht-Jüdin namens Lena Fischer (Darsteller-Preis für Katja Riemann beim Filmfestival Venedig 2003) sozusagen von den Straßen Berlins aufgelesen und durchgebracht worden ist – ein nach den Rassegesetzen der Nazis lebensgefährliches Unterfangen. Hannah fliegt nach Berlin, um sich mit der mittlerweile betagten Lena Fischer zu treffen. Um ihre Gesprächspartnerin nicht in Verlegenheit zu bringen, aber auch, um sich selbst zu schützen, gibt sich Hannah als amerikanische Historikerin aus, die für eine Arbeit über Mischehen im Dritten Reich recherchiert. Was sie von der elegant-distinguierten, dabei aber stets freundlichen und sehr verständnisvollen alten Dame nach und nach in Gesprächen, die ihren ursprünglichen Zeitrahmen völlig sprengen, erfährt, raubt ihr die innere Ruhe – und lässt Hannah eintauchen in eine ihr bisher völlig fremde Welt der 1930er und 1940er Jahre in Deutschland.

Als Lena von Eschenbach und damit Tochter eines alteingesessenen preußischen Adelsgeschlechts geboren, macht sie als Konzertpianistin Karriere. Sie verliebt sich in ihren Duo-Partner, den vielfach ausgezeichneten Violinisten Fabian Fischer und beschließt, den jüdischen Musiker auch ohne Zustimmung ihrer konservativen Eltern zu heiraten. Gleich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sind die Eheleute ersten antisemitischen Repressionen ausgesetzt, können sich aber wie so viele andere und durchaus kluge, intellektuelle Menschen nicht vorstellen, dass der Spuk der Braunhemden lange dauert. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Fabian als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie interniert, später, als mit der verlorenen Schlacht von Stalingrad auch dem letzten klar sein musste, dass Deutschland diesen Krieg verloren hat, wird er verhaftet und mit anderen bisher geschützten Juden aus sog. Mischehen in ein zum Gefängnis umfunktioniertes Jüdisches Waisenhaus an der Rosenstraße gepfercht.

Zu denen auch Miriam Süßmann gehört, obwohl sich ihr arischer Mann bereits vor zwei Jahren von ihr hat scheiden lassen. Als Gestapo und SS davon erfahren, gehört Miriam zu den ersten, die nach Auschwitz ins Vernichtungslager abtransportiert werden. Was ihre kleine Tochter Ruth, die sich bei der Internierung des ganzen Hauses in der Wohnung versteckte, zum Glück nicht mitbekommt. Sie schließt sich Lena an, welche zu den couragierten Frauen gehört, die auch bei Eis und Schnee vor dem Gefängnis an der Rosenstraße ausharren und auf die Rückkehr ihrer Angehörigen warten.

„Judenhuren erteilen wir keine Auskunft“: Lena lässt sich in ihrem Bemühen um die Freilassung ihres Gatten nicht beirren und ist sogar, auf Vermittlung ihres schwer verwundet aus Stalingrad heimgekehrten Bruders Arthur, bereit, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Im Angesicht des untergehenden Tausendjährigen Reiches tanzen die Nazi-Bonzen auf dem Vulkan wie einst die verhasste republikanisch-intellektuelle Hauptstadt-Boheme in den angeblich Goldenen Zwanzigern. Lena erregt als Pianistin und schöne Frau großes Aufsehen – und erringt die Gunst eines Joseph Goebbels, der soeben den totalen Krieg erklärt hat. Was tatsächlich dazu führt, dass sich die von biederen Berliner Schupos bewachte Tür des Gefängnisses an der Rosenstraße öffnet...

„Ein Sieg, und doch nur ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit“ kommentiert die 80-jährige Lena Fischer dieses wahrscheinlich singuläre – und überdies historisch verbürgte - Ereignis eines erfolgreichen Frauenaufstandes in der Endphase der Nazi-Diktatur. Das Margarethe von Trotta zusammen mit der Co-Drehbuchautorin Pamela Katz zu einem bewegenden Leinwand-Melodram formte, das sich durch detailreiche Authentizität ebenso auszeichnet wie durch seine Besetzung, zu nennen etwa noch Jutta Wachowiak und Jan Decleir als Ehepaar Goldberg. Am Ende hat sich Ruth Weinstein wieder mit ihrer Tochter versöhnt, sodass Hochzeit gefeiert werden kann. Weil Ruth sich ihrer bisher so sorgsam verdrängten Vergangenheit, zu der auch der Verrat ihres arischen Vaters gehört, endlich zu stellen in der Lage sieht.

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch-Mitarbeit

Kamera

Standfotos

Außenrequisite

Kostüme

Geräusche-Schnitt

Casting

Musik

Darsteller

in Co-Produktion mit

Producer

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 17.09.2002 - 18.12.2002: München, Hamburg, Berlin, New York
Länge:
135 min
Format:
Super 35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.06.2003, 94417, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 30.08.2003, Venedig, IFF;
Erstaufführung (DE): 17.09.2003, Hamburg, Streit's;
Kinostart (DE): 18.09.2003;
TV-Erstsendung: 29.04.2006, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Rosenstraße
  • Weiterer Titel (NL) Rosenstrasse

Fassungen

Original

Länge:
135 min
Format:
Super 35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.06.2003, 94417, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 30.08.2003, Venedig, IFF;
Erstaufführung (DE): 17.09.2003, Hamburg, Streit's;
Kinostart (DE): 18.09.2003;
TV-Erstsendung: 29.04.2006, ARD