Eröffnung der Ausstellung "Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum" im Deutschen Filmmuseum & Filminstitut

Nur wenige Vertreter/innen ihres Fachs beherrschen die Kunst der Film-Stoffe wie Kostümbildnerin Barbara Baum. Ihrem Schaffen ist die neue Sonderausstellung "HAUTNAH. Die Filmkostüme von Barbara Baum" (23. Oktober 2018 bis 10. März 2019) im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum gewidmet, die am heutigen Abend eröffnet wird.

 

Im Laufe ihrer Karriere verlieh Baum mehr als 70 Filmen ihre künstlerische Handschrift, kleidete internationale Schauspielgrößen wie Sam Shepard, Jeanne Moreau, Julie Delpy, Catherine Zeta-Jones, Burt Lancaster und Meryl Streep ein und erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, zuletzt 2015 die Ehren-Lola beim Deutschen Filmpreis.

Mehr als 50 Originalkostüme aus internationalen Ateliers, ergänzt um Arbeitsunterlagen aus mehr als 50 Jahren Schaffenszeit für Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff, aber auch Stanley Kubrick sind auf den rund 460 Quadratmetern der einmaligen, interaktiven Schau zu bewundern. Eine Vielzahl an Stoffproben, taktile Stationen sowie Audio- und Videoinstallationen laden dazu ein, den Entstehungsprozess und die erstaunliche Wirkung von Baums Kreationen mit Augen, Ohren und Händen nachzuvollziehen.

Ein Beispiel sind die verschiedenen Kostüme von Hanna Schygulla als Fassbinders Maria Braun, die die dramatische Entwicklung der Figur nachzeichnen: "Zuerst das Trümmermädchen im typischen 'Aus zwei mach eins'-Look. Nächste Stufe: Das 'Kleine Schwarze'. […] Sodann suggeriert sie den gehobenen Anspruch der Aufsteigerin mit einem Touch von Haute Couture-Eleganz", so Schygulla.

Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin präsentiert "HAUTNAH. Die Filmkostüme von Barbara Baum" in Kombination mit Filmsequenzen aus Schlüsselszenen – von den frühen Engagements bei Regisseuren des Neuen Deutschen Films über ihre Einsätze bei großen internationalen Kinofilmen bis zu den jüngeren Fernsehproduktionen. Heute eine der renommiertesten deutschen Kostümbildnerinnen überhaupt, kam Barbara Baum als Autodidaktin zum Film. Nach ihrer Schneiderlehre und einem Modedesign-Studium arbeitete sie zunächst für Produktionen von Peter Fleischmann, Reinhard Hauff, Hans Jürgen Syberberg und anderen, bevor sie von 1972 an Rainer Werner Fassbinders angestammte Kostümbildnerin wurde. Baums und Fassbinders Partnerschaft war ein langer, intensiver künstlerischer Austausch, und ihrer Zusammenarbeit ist es vermutlich zu verdanken, dass Barbara Baums Werk weltweit bekannt wurde. In einem atemberaubenden Jahrzehnt, von 1972 bis 1982, erschufen sie unvergessliche Figuren in so bedeutenden Werken des Neuen Deutschen Films, wie "Fontane Effi Briest" (BRD 1972–74), "Die Ehe der Maria Braun" (BRD 1978), "Berlin Alexanderplatz" (BRD 1979/80), "Lili Marleen" (BRD 1980), "Lola" (1981), "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1981/82) und "Querelle" (1982).

Ihr besonderes Gespür für historische Stoffe, die Detailgenauigkeit und aufmerksame Arbeit ganz nah an den Darsteller/innen empfahlen sie nach dem Tod Fassbinders, 1982, für zahlreiche hochkarätig besetzte TV-Produktionen wie "Väter und Söhne" (BRD/AT/FR/IT 1986, R: Bernhard Sinkel), "Katharina die Große" (Katharina die Große, BRD/US/AT 1995/96, R: Marvin J. Chomsky, John Goldsmith) mit Catherine Zeta-Jones in der Hauptrolle, Heinrich Breloers "Die Manns – "Ein Jahrhundertroman" (DE 2001) und "Buddenbrooks" (DE 2008) oder zuletzt "Romy" (DE 2009, R: Torsten C. Fischer).

Internationale Bekanntheit erlangte Barbara Baum in Kinofilmen wie "Brennendes Geheimnis" (GB/BRD 1988, R: Andrew Birkin), "Homo Faber" (DE 1991, R: Volker Schlöndorff) oder Bille Augusts "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (DE, SE 1997) und "Das Geisterhaus" (DK, DE, PT, US 1993). Für sein – nicht realisiertes – Filmprojekt "Aryan Papers" engagierte Kultregisseur Stanley Kubrick Barbara Baum Anfang der 1990er Jahre.

Quelle: www.deutsches-filmmuseum.de