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Eugen Schüfftan

Weitere Namen
Eugen Schufftan (Weiterer Name)
Eugen Shuftan (Weiterer Name)
Eugène Shuftan (Weiterer Name)
Eugène Schufftan (Weiterer Name)
Date of Birth
07/21/1893 - 12:00
Geburtsort
Breslau (heute Wrocław, Polen)
Sterbedatum
09/06/1977 - 12:00
Sterbeort
New York City, New York, USA
Biografie

Eugen Schüfftan wurde am 21. Juli 1893 in Breslau, dem heutigen Wrocław, als Sohn des Industriellen Leopold Schüfftan und seiner Frau Lina (geb. Wolff) geboren. Er besuchte die Kunstakademie Breslau und zog im Anschluss nach Berlin, wo er sich als Maler versuchte. Zunächst vom Impressionismus beeinflusst, wandte er sich bald dem Expressionismus zu, um dann als Dekorationsmaler und Architekt zu arbeiten. In dieser Funktion übernahm er für seinen Lehrer Hans Poelzig die farbliche Gestaltung der Decke des Großen Schauspielhauses in Berlin.

Der Architekt Poelzig, der unter anderem für die Bauten der jüdischen Altstadt in Wegeners "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920) verantwortlich zeichnete, stellte auch Schüfftans ersten Kontakt zum Film her. Dieser tüftelte Anfang der 1920er-Jahre gemeinsam mit Kameramann Ernst Kunstmann im Privaten an einem Aufnahmesystem, mit dem per Spiegeltrick gigantisch wirkende Kulissen als Hintergrund von Spielszenen montiert werden konnten. Die als Schüfftan-Verfahren bekannt gewordene Technik, mit der auf diese Weise reale Objekte und Miniaturmodelle kombiniert wurden, kam zum ersten Mal in Fritz Langs Epos "Die Nibelungen" (1924) zum Einsatz, besonderen Eindruck hinterließ die Technik dann im Science-Fiction-Klassiker "Metropolis" (1926).

Zunächst wurde das von Schüfftan patentierte Verfahren in Deutschland ausschließlich von der Ufa und in den USA von Universal genutzt, mit der Gründung der "Deutsche Spiegeltechnik GmbH & Co." ab 1926 dann jedoch weltweit vertrieben. Schüfftan arbeitete einige Jahre als technischer Leiter der Firma, während der er die Tricktechnik weiter verfeinerte, zudem überwachte er die Verwendung des Verfahrens im Ausland. 1929 stieg er jedoch aus dem Geschäft aus: Die technische Ausführung erschien ihm während der Weltwirtschaftskrise als zu aufwändig und kostspielig, zudem wollte er sich nunmehr vorrangig der Kameraarbeit widmen.

Schüfftan trat als Kameramann erstmals beim stilprägenden semi-dokumentarischen Film "Menschen am Sonntag" (1930) in Erscheinung, einem zentralen Werk der späten Weimarer Republik, das die Leichtigkeit des Lebens feierte und an dem neben Schüfftan auch die späteren Exilanten Robert und Kurt Siodmak, Billy Wilder, Fred Zinnemann und Edgar G. Ulmer maßgeblich beteiligt waren. Um die Alltagsszenen eines Films einzufangen, der in Berlin und Umgebung an einem einzigen Sonntag spielt, wurde an Originalschauplätzen gedreht, teils mit versteckter Kamera. In den Folgejahren drehte er unter anderem erneut für Robert Siodmak in "Abschied (So sind die Menschen)" (1930), stand hinter der Kamera für Lupu Picks letzten Film "Gassenhauer" (1931) und Kurt Gerrons "Meine Frau, die Hochstaplerin" (1931).

Im Jahr 1931 drehte er außerdem seinen einzigen Langspielfilm als offizieller (Ko-)Regisseur, das Berliner Volksstück "Das Ekel" mit Komiker Max Adalbert in der Hauptrolle. Wie schon in "Menschen am Sonntag" spielt auch hier der Ortsbezug eine große Rolle; Schüfftans Inszenierung wie auch Kameraführung unterstreichen die Authentizität des abgebildeten Milieus. Kurze Zeit später wirkte er erneut als Koregisseur in einem Spielfilm mit; in "Die Wasserteufel von Hieflau" (1932) wurde ihm der Credit jedoch verwehrt und Schüfftan blieb ungenannt. Im selben Jahr drehte er für G.W. Pabst sein nächstes großes Projekt: "Die Herrin von Atlantis", der unter den Titeln "The Mistress of Atlantis" und "L'Atlantide" auch als englische und französische Version gefilmt wurde, sollte jedoch sein letzter Film in Deutschland werden.

Wie viele seiner Kollegen aus "Menschen am Sonntag" wurde auch der jüdische Filmemacher Schüfftan nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten zur Persona non grata. Er zog die Konsequenzen und emigrierte zunächst nach Frankreich, wo er weiter Filme drehte. So stand er beispielsweise bei Marcel Carnés "Drôle de drame" ("Ein sonderbarer Fall", 1937) und "Le quai des brumes" ("Hafen im Nebel", 1938) hinter der Kamera; Filme im Stil des poetischen Realismus, die von Schüfftans Verständnis des Zusammenspiels von Licht und Perspektive beseelt wurden. Ebenso arbeitete er in Frankreich häufig mit emigrierten deutschen Regisseuren zusammen, z.B. mit Max Ophüls in Filmen wie "Sans lendemain" ("Ohne ein Morgen", 1939) oder mit G.W. Pabst in "Le drame de Shanghaï" (1938) und anderen. Als es mit der NS-Besetzung Frankreichs für ihn auch dort unsicher wurde, verließ er Europa in Richtung USA.

Obgleich Eugen Schüfftan seinen Namen zu Eugen(e) Shuftan amerikanisierte, war es für ihn jedoch insbesondere während des Kriegs schwierig, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Arbeit als Kameramann zu finden. Die American Society of Cinematographers (ASC) machte Ausländern viele Auflagen und selbst als man Schüfftan 1947 schließlich einbürgerte, wurde er kein Mitglied der Gewerkschaft. Exil-Filmemacher wie Ulmer, Robert Siodmak und Detlef Sierck, der in den USA als Douglas Sirk bekannt wurde, setzten Schüfftan teilweise dennoch in ihren Filmen ein und umgingen die Auflagen der ASC mit der Umbenennung seiner Aufgaben in den Credits, in denen er als technischer Berater u.ä. geführt wurde.

In den Nachkriegsjahren arbeitete Schüfftan abwechselnd in den Vereinigten Staaten und in Europa, wo er vor allem an französischen Produktionen beteiligt war, bei einigen Dokumentarfilmen auch Regie führte und ebenso beim Fernsehen wirkte. 1951 wurde er für seine Arbeit am Kurzdokumentarfilm "L'Hotel-Dieu de Beaune" über das berühmte Hospiz im Burgund mit dem Prix du Tourisme Français ausgezeichnet.

Am Ende der 1950er-Jahre, während der seine Tricktechniken unter anderem im italienischen Monumentalfilm "Ulisse" ("Die Fahrten des Odysseus", 1954) erneut zum Einsatz gekommen waren, hatte sich eine produktive Zusammenarbeit mit Georges Franju herausgebildet. So filmte Schüfftan für den französischen Regisseur den Horror-Klassiker "Les yeux sans visage" ("Augen ohne Gesicht", 1960).

Im Jahr 1962 gewann Eugen Schüfftan den Oscar® für die beste Kamera (schwarzweiß) im Spielerdrama "The Hustler" ("Haie der Großstadt", 1961) unter der Regie von Robert Rossen. Für die herausragende Bildführung in dem Paul-Newman-Film wurde er ebenfalls 1962 von den amerikanischen Kinobetreibern als Preisträger des Golden Laurel 1962 für "Top Cinematography, Black and White" gewählt. 1964 wurde Schüfftan von Rossen für dessen letzten Film "Lilith" erneut verpflichtet, zudem erhielt er in diesem Jahr den Deutschen Filmpreis (Filmband in Gold) für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.

Schüfftans letzter Film wurde 1966 "Chappaqua", eine semi-autobiografische, psychedelische Erzählung von Regisseur Conrad Rooks, die den Spezialpreis der Jury sowie den zweiten Platz im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspielen Venedig 1966 gewann, und für die neben dem Veteran auch Étienne Becker und Robert Frank hinter der Kamera standen.

Am 6. September 1977 starb Eugen Schüfftan, der 1975 noch mit dem Billy Bitzer Award der International Cinematographers Guild für "outstanding contribution to the motion picture industry" ausgezeichnet worden war, im Alter von 84 Jahren in New York City.

Unter dem Titel "Nachrichten aus Hollywood, New York und anderswo" wurde 2003 schließlich der gesammelte Briefwechsel der Schüfftans mit Siegfried und Lili Kracauer veröffentlicht, die sich 1941 auf dem Flüchtlingsschiff in Richtung USA kennengelernt hatten.

 
Filmography
1992
Spiegel, Licht und Schatten
  • Mitwirkung
1966
Chappaqua
  • Kamera
1965/1966
Angeklagt nach § 218
  • Kamera
1965
Trois chambres à Manhattan
  • Kamera
1964
La grande frousse
  • Kamera
1964
Lilith
  • Kamera
1964
The Parisienne and the Prudes
  • Kamera
1963
Les vierges
  • Kamera
1963
Captain Sindbad
  • Kamera
1961
Something Wild
  • Kamera
1960/1961
The Hustler
  • Kamera
1959/1960
Les yeux sans visage
  • Kamera
1959/1960
Ehe französisch
  • Kamera
1959
The Bloody Brood
  • Kamera
1959
La tête contre les murs
  • Kamera
1958
La première nuit
  • Kamera
1954/1955
Marianne
  • Optische Spezialeffekte
1954/1955
Marianne de ma jeunesse
  • Optische Spezialeffekte
1954
Ulisse
  • Optische Spezialeffekte
  • Maske
1954
Begegnung in Rom
  • Kamera
1952/1953
Die Venus vom Tivoli
  • Kamera
1952/1953
Mina de Vanghe
  • Kamera
1952/1953
Le rideau cramoisi
  • Kamera
1953
The Magnetic Monster
  • Optische Spezialeffekte
1952/1953
Sterren Stralen Overal
  • Kamera
1952
Le chemin de Damas
  • Kamera
1952
La p... respectueuse
  • Kamera
1951/1952
Das Bankett der Schmuggler
  • Kamera
1951
Le traqué
  • Kamera
1951
Les joyeux pélerins
  • Kamera
1950
Gunman in the Streets
  • Kamera
1947/1948
Women in the Night
  • Kamera
  • Bauten
1946
The Strange Woman
  • Produzent
1946
The Dark Mirror
  • Optische Spezialeffekte
1946
A Scandal in Paris
  • Kamera
  • Produktionsleitung
1946
A Boy, a Girl and a Dog
  • Produktionsleitung
1946
The Wife of Monte Cristo
  • Kamera
  • Bauten
1945
Club Havana
  • Kamera
1944/1945
Strange Illusion
  • Kamera
1944
Bluebeard
  • Kamera
  • Bauten
1944
Summer Storm
  • Kamera
1944
It Happened Tomorrow
  • Kamera
  • Sonstiges
1943/1944
Voice in the Wind
  • Beratung
1943
Hitler's Madman
  • Kamera
1939/1940
De Mayerling à Sarajevo
  • Kamera-Überwachung
1939/1940
Sans lendemain
  • Kamera
1940
L'émigrante
  • Kamera
1939/1940
Les musiciens du ciel
  • Kamera
1939
María de la O
  • Kamera
1939
Hitler - Beast of Berlin
  • Kamera
1938
Le roman de Werther
  • Kamera
1938
Les trois valses
  • Kamera
1938
Le drame de Shanghaï
  • Kamera
1938
Le quai des brumes
  • Kamera
1937/1938
Mollenard
  • Kamera
1937
Forfaiture
  • Kamera
1937
Drôle de drame ou L'étrange aventure du Docteur Molyneux
  • Kamera
1937
Yoshiwara
  • Kamera
1937
Mademoiselle Docteur
  • Kamera
1936/1937
The Robber Symphony
  • Kamera
1936
Komedie om geld
  • Kamera
1935/1936
La tendre ennemie
  • Kamera
1936
The Invader
  • Kamera
1935
Children of the Fog
  • Kamera
1935
Riders to the Sea
  • Kamera
1934
Irish Hearts
  • Kamera
1934
La crise est finie
  • Kamera
1933/1934
Le scandale
  • Kamera
1933
Du haut en bas
  • Kamera
1933
La voix sans visage
  • Kamera
1933
Unsichtbare Gegner
  • Kamera
1932/1933
Der Läufer von Marathon
  • Kamera
1933
Les requins du pétrole
  • Kamera
1932
The Mistress of Atlantis
  • Kamera
1932
Coeurs joyeux
  • Kamera
1932
Zigeuner der Nacht
  • Kamera
1932
Die Herrin von Atlantis
  • Kamera
1932
L'Atlantide
  • Kamera
1931/1932
Die Wasserteufel von Hieflau
  • Regie
  • Kamera
1931
Dann schon lieber Lebertran
  • Kamera
1931
Meine Frau, die Hochstaplerin
  • Kamera
1931
Das Ekel
  • Regie
  • Kamera
1930/1931
Les quatre vagabonds
  • Kamera
1930/1931
Gassenhauer
  • Kamera
1930
Das gestohlene Gesicht
  • Kamera
1930
Abschied (So sind die Menschen)
  • Kamera
1930
Jagd auf Dich
  • Kamera
1929
Ins Blaue hinein
  • Regie
1929/1930
Menschen am Sonntag
  • Kamera
1927
Love Me and the World Is Mine
  • Sonstiges
1927
Napoléon
  • Optische Spezialeffekte
1926/1927
Eine Dubarry von heute
  • Sonstiges
1926
Dagfin
  • Trick-Kamera
1925/1926
Metropolis
  • Optische Spezialeffekte
1925/1926
Manon Lescaut
  • Sonstiges
1925
Ein Walzertraum
  • Optische Spezialeffekte
1925
Varieté
  • Sonstiges
1925
Eifersucht
  • Sonstiges
1922-1924
Die Nibelungen. 1. Teil: Siegfried
  • Sonstiges
URL: https://www.filmportal.de/person/eugen-schuefftan_e65aa989b5bf4adabf0ee1a44b911f54