Direkt zum Inhalt
Startseite
Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Gerhard Lamprecht

Date of Birth
10/06/1897 - 12:00
Geburtsort
Berlin
Sterbedatum
05/04/1974 - 12:00
Sterbeort
Berlin
Biografie

Gerhard Lamprecht wurde am 6. Oktober 1897 als Sohn eines Pastors in Berlin geboren. Als er 1916 das Gymnasium mit Abitur abschloss, war er bereits seit etwa 5 Jahren neben der Schule als Filmvorführer tätig. Über diese Arbeit wurde er bereits in jungen Jahren zum Sammler Kenner von Projektoren, Plakaten, Filmkopien und Programmheften. Diese Leidenschaft sollte ihn sein ganzes Leben begleiten und trug maßgeblich zu seinem enormen, auch filmhistorischen, Schaffen bei.

Ebenfalls 1916 schrieb sich Lamprecht an der Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt Universität) für die Fächer Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte ein. Parallel dazu nahm er auch Schauspielunterricht. Im November desselben Jahres gab er sein Bühnendebüt und war unter dem Künstlernamen "Gerhard Otto" auf verschiedenen Berliner Bühnen zu sehen. Schon zwei Jahre zuvor, 1914, hatte er sein erstes Filmmanuskript an die Berliner Filmgesellschaft Eiko-Film verkauft. 1917 wurde er bei der Messter-Film GmbH als Dramaturg unter Vertrag genommen, allerdings erfolgte nur zwei Tage später der Einzug an die Kriegsfront, wo er im darauffolgenden Jahr verletzt wurde.

Im Lazarett schrieb er Filmmanuskripte und es entstand eine Verbindung zu Lupu Pick, bei dessen Rex-Film-Gesellschaft Lamprecht ab 1919 als Chefdramaturg tätig war. Ein Jahr später führte er bei "Es bleibt in der Familie" erstmals Regie. In den folgenden Jahren inszenierte er erfolgreich Filme verschiedener Genres, vor allem Lustspiele und die Serie "Frauenbeichten" mit Ruth Weyer. Innerhalb Deutschlands erlangte seine Thomas-Mann-Verfilmung "Buddenbrooks" aus dem Jahr 1923 große Bekanntheit. Kritiker stellten hier stilistische und thematische Schwerpunkte fest, die auch für die späteren Arbeiten Lamprechts wichtig sein sollten, etwa die präzise, realistische Schilderung eines Milieus und des Alltags der Charaktere. Thomas Mann selbst stand der Verfilmung seines Romans, wie zu dieser Zeit der gesamten Kunstform Film, negativ gegenüber.

Ab 1925 arbeitete Lamprecht mit dem Maler und Illustrator Heinrich Zille zusammen. Dessen graphische Milieustudien flossen nun in filmische Sujets und lösten eine Mode sogenannter "Milljöh"-Filme aus. Zille und Lamprecht arbeiteten an Originalschauplätzen und meist mit Laiendarstellern. Trotz eines, wenn auch nicht sehr ausgeprägt vorhandenen, gesellschaftskritischen Ansatzes wurden die Filme vor allem von politisch Linksgerichteten kritisiert, da sie reines Anschauungsmaterial seien, und nicht zur Veränderung der dargestellten Zustände beitrügen.

1925 war auch das Gründungsjahr der Gerhard-Lamprecht-Filmproduktion, für die Lamprecht bald einen festen Mitarbeiterstab gewinnen konnte, zu dem unter anderen Giuseppe Becce und Karl Hasselmann zählten. Zusammen realisierten sie erfolgreiche Produktionen wie "Menschen untereinander"(1926) und "Die Unehelichen" (1926), die immer noch vom Geist der Gesellschaftsstudien getragen wurden. Mit "Erstarrte Märchenwelt" (1928) und " Unter der Laterne" (1928) wandte sich Lamprecht, ebenfalls erfolgreich, dem Dokumentarfilm zu. Zunehmend beschäftigte er sich auch mit anderen Genres, inszenierte den Kriminalfilm "Der Mann mit dem Laubfrosch" (1928) sowie "Der Katzensteg" (1927) nach dem gleichnamigen Roman von Sudermann.

Nach einem Exkurs zu den sogenannten "Preußenfilmen" gelang Lamprecht 1931 mit "Emil und die Detektive" seine international erfolgreichste Regiearbeit. Das Drehbuch, basierend auf dem Kinderbuchklassiker von Erich Kästner, verfasste Billy Wilder.

Von 1933-1945 realisierte Lamprecht 16 Filme. Er versuchte, propagandistische Stoffe zu meiden und drehte neben Kriminalfilmen und Melodramen zahlreiche Literaturverfilmungen, teilweise in deutscher und französischer Version für den internationalen Markt, etwa "Der Spieler" oder "Madame Bovary". Seine letzte während des Krieges begonnene Arbeit blieb unvollendet, da ihr Handlungsort Würzburg mittlerweile völlig zerstört war.

1946 drehte er mit der Heimkehrergeschichte "Irgendwo in Berlin" einen der ersten DEFA-Filme, der auch auf Grund seiner thematischen Aktualität großen Zuspruch fand. In den frühen Fünfzigern orientierte sich Lamprecht stärker am Unterhaltungskino, konnte hier aber keine großen Erfolge erzielen. Sein letzter Film "Menschen im Werk ", ein Industriefilm mit Spielszenen, wurde 1958 uraufgeführt und auf dem Industriefilm-Festival in Turin prämiert.

Ab 1955 widmete er sich vor allem der filmhistorischen Tätigkeit auf Grundlage seiner mittlerweile sehr umfangreichen und einzigartigen Sammlung. 1962 erwarb sie der Berliner Senat, und gemeinsam mit der Sammlung Albert Fidelius bildete sie den Grundstock der 1963 gegründeten Deutschen Kinemathek e.V., die Lamprecht bis 1966 leitete. Danach widmete er sich einem weiteren filmhistorischen Projekt, der Katalogisierung der deutschen Stummfilme aus den Jahren 1903-1931. Das zehn Bände umfassende Werk wurde 1970 fertiggestellt und gilt bis heute als Standardwerk.

Gerhard Lamprecht starb am 4. Mai 1974 im Alter von 77 Jahren in Berlin. 1967 war ihm das Filmband in Gold für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film verliehen worden.

Filmography
1957
Menschen im Werk
  • Regie
  • Drehbuch
1953/1956
Meines Vaters Pferde [Einteilige Fassung]
  • Regie
1955
Oberwachtmeister Borck
  • Regie
1953/1954
Meines Vaters Pferde. 1. Teil: Lena und Nicoline
  • Regie
1954
Der Engel mit dem Flammenschwert
  • Regie
1953/1954
Meines Vaters Pferde. 2. Teil: Seine dritte Frau
  • Regie
1952/1953
Farbenfrohes Handwerk
  • Sonstiges
1951
In kupfernen Pfannen gebraut
  • Sonstiges
1944/1950
Ich glaube an dich
  • Kamera
1949
Madonna in Ketten
  • Regie
1948/1949
Quartett zu fünft
  • Regie
1946
Irgendwo in Berlin
  • Regie
  • Drehbuch
1944/1945
Die Brüder Noltenius
  • Regie
1944/1945
Kamerad Hedwig
  • Regie
1920-1943
Biographischer Querschnitt
  • Regie
1942/1943
Du gehörst zu mir
  • Regie
1942
Diesel
  • Regie
  • Drehbuch
1941
Clarissa
  • Regie
1940
Mädchen im Vorzimmer
  • Regie
1939
Die Geliebte
  • Regie
1939
Frau im Strom
  • Regie
1938
Der Spieler
  • Regie
1938
Le joueur
  • Regie
1937
Die gelbe Flagge
  • Regie
1937
Madame Bovary
  • Regie
1936
Ein seltsamer Gast
  • Regie
1935
Der höhere Befehl
  • Regie
1935
Einer zuviel an Bord
  • Regie
1934/1935
Barcarolle
  • Regie
1934/1935
Barcarole
  • Regie
1935
Un homme de trop à bord
  • Regie
1934
Prinzessin Turandot
  • Regie
1934
Parade vor Friedrich dem Großen
  • Regie
1933/1934
Einmal eine große Dame sein
  • Regie
1934
Turandot. Princesse de Chine
  • Regie
1932/1933
Spione am Werk
  • Regie
1933
Un certain Monsieur Grant
  • Regie
1933
Un jour viendra
  • Regie
1933
Ein gewisser Herr Gran
  • Regie
1932/1933
Was wissen denn Männer
  • Regie
1932
Der schwarze Husar
  • Regie
1931
Emil und die Detektive
  • Regie
1931
Zwischen Nacht und Morgen
  • Regie
1930
Zweierlei Moral
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1927/1928
Der Mann mit dem Laubfrosch
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1928
Misdroy
  • Regie
1927/1928
Erstarrte Märchenwelt
  • Regie
1928
Unter der Laterne. Trink, trink, Brüderlein, trink
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1927/1928
Der alte Fritz. 1. Friede
  • Regie
  • Produzent
1927/1928
Der alte Fritz. 2. Ausklang
  • Regie
  • Produzent
1927
Taormina auf Sizilien
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1927
Am Fuße des Aetna
  • Regie
1927
Der Katzensteg
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1926
Die Unehelichen
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1926
Menschen untereinander
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1926
Schwester Veronika
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1925
Die Verrufenen
  • Regie
  • Drehbuch
1925
Hanseaten
  • Regie
  • Drehbuch
1924
Die Andere
  • Regie
1923
Buddenbrooks
  • Regie
  • Drehbuch
1922/1923
Und dennoch kam das Glück
  • Regie
  • Drehbuch
1922/1923
Das Haus ohne Lachen
  • Regie
  • Drehbuch
1921
Lüge und Wahrheit
  • Drehbuch
1921
Fliehende Schatten
  • Regie
  • Drehbuch
1921
Frauenbeichte. 1. Die Beichte der Ausgestoßenen
  • Regie
1920/1921
Erfolg verblüffend
  • Regie
  • Drehbuch
1921
Frauenbeichte. 2. Die Beichte der Mörderin
  • Regie
1920/1921
Pfropf- und Wumpfenschrumpfer
  • Regie
  • Drehbuch
1921
Die Erlebnisse einer Kammerzofe
  • Regie
1921
Frauenbeichte. 3. Die Beichte der Krankenschwester
  • Regie
1921
Der Friedhof der Lebenden
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1920
Die sturmfreie Bude
  • Darsteller
1920
So ein Lausbub (Paulchen Semmelmann)
  • Drehbuch
1920
Es bleibt in der Familie
  • Regie
  • Drehbuch
1920
Liebe und Trompetenblasen
  • Darsteller
1920
Niemand weiß es
  • Drehbuch
1919
Der Seelenkäufer
  • Drehbuch
1919
Tötet nicht mehr!
  • Drehbuch
1919
Herr über Leben und Tod
  • Drehbuch
1919
Der Flimmerprinz
  • Drehbuch
1919
Marionetten der Leidenschaft
  • Drehbuch
1918
Der Weltspiegel
  • Drehbuch
URL: https://www.filmportal.de/person/gerhard-lamprecht_9ae397d8bde1412c93062002b529801d