Sturm

Deutschland Dänemark Niederlande 2008/2009 Spielfilm

Inhalt

Hannah Maynard ist Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal in Den Haag und führt einen Prozess gegen Goran Duric, einen ehemaligen Befehlshaber der jugoslawischen Volksarmee. Ihm wird vorgeworfen, für die Deportation und den späteren Tod bosnisch-muslimischer Zivilisten in Kasmaj, einer Kleinstadt in der heutigen Republika Srpska, verantwortlich zu sein. Als sich ein wichtiger Augenzeuge in Widersprüche verstrickt, schickt das Gericht eine Delegation nach Bosnien, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen erhärten sich, allem Anschein nach sagt er nicht die Wahrheit. Kurz darauf findet man seine Leiche; er hat sich in seinem Hotelzimmer das Leben genommen. 

Hannah gibt den Fall noch nicht verloren. In der Hoffnung, neue Erkenntnisse zu gewinnen, reist sie zur Beerdigung des Zeugen nach Sarajevo und trifft dort auf dessen Schwester Mira. Schon bald gewinnt Hannah den Eindruck, dass die junge Frau viel mehr über den Angeklagten zu sagen hat, als sie zugeben möchte. Obwohl Mira Angst hat, sich der Vergangenheit zu stellen und damit ihre ahnungslose Familie zu gefährden, mit der sie sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut hat, liefert sie schließlich den entscheidenden Hinweis für Durics Verbrechen und erklärt sich bereit, ihre Aussage vor dem Tribunal in Den Haag zu wiederholen. 

Unmittelbar vor der entscheidenden Verhandlung versuchen Durics Verteidiger, Miras Zulassung als Zeugin abzuwenden – und finden mit ihrem Anliegen unerwartet Unterstützung von Seiten der Richterschaft. Hannah begreift, dass ihre Gegner nicht nur auf der Anklagebank, sondern auch in den eigenen Reihen zu finden sind. 

Quelle: 59. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Familienidyll am Strand, könnte die Adria sein, ist aber Spanien. In der Nacht taucht plötzlich eine ganze Armada Bewaffneter auf und verhaftet den treusorgenden, so friedlich scheinenden Vater. Bei dem es sich, so wenig später die Aufklärung, um einen „Serbischen Nationalhelden“ handelt. Aber wohl auch um einen Verbrecher, der im Balkan-Krieg für ethnische Säuberungen und Deportationen verantwortlich sein soll und sich nun vor dem Den Haager Kriegsverbrecher-Tribunal verantworten muss.

Auch die zunächst sehr unnahbar erscheinende Hannah Maynard wird zunächst in privaten Szenen vorgestellt, als attraktive, ehrgeizige und politisch integre Juristin, die mit Jonas Dahlberg verbandelt ist, einem höheren Tier der Brüsseler EU-Bürokratie. Und die dennoch – oder gerade deshalb – von ihrem Vorgesetzten Keith Haywood bei einer wichtigen und längst überfälligen Beförderung übergangen worden ist.

Hannah vertritt die Anklage am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen Goran Duric, einen ehemaligen Befehlshaber der jugoslawischen Volksarmee. Ihm wird vorgeworfen, für die Deportation und Ermordung bosnisch-muslimischer Zivilisten im heutigen serbischen Teil Bosniens, der Republika Srpska, verantwortlich zu sein. Als sich mit Alen Hajdarevic ein wichtiger Augenzeuge bei seiner Aussage in Widersprüche verstrickt, schickt das Gericht eine Delegation nach Bosnien, um sich vor Ort in Kasmaj ein Bild zu machen. Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen erhärten sich, allem Anschein nach sagt er nicht die Wahrheit – aus sehr persönlichen Gründen, die mit einem Kurhotel unweit von Kasmaj zusammenhängen, wie Hannah herausbekommt. Kurz darauf findet man seine Leiche: Alen hat sich in seinem Hotelzimmer das Leben genommen.

Hannah gibt den Fall nicht verloren, obwohl sie innerhalb von nur drei Wochen neues Beweismaterial gegen Duric und am besten neue Zeugen auftreiben muss, um das Verfahren fortsetzen zu können. In der Hoffnung auf neue Erkenntnisse reist sie zur Beerdigung des Zeugen nach Sarajevo und trifft dort auf dessen Schwester Mira. Schon bald gewinnt sie den Eindruck, dass die junge Frau mehr über den Angeklagten zu sagen hat, als sie zunächst zugeben möchte.

Mira hat sehr berechtigte Angst, sich der Vergangenheit zu stellen und damit ihre ahnungslose Familie zu gefährden (Leinwanddebüt für das damalige Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiel Steven Scharf als Jan Arendt), mit der sie sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut hat, zumal sie bald feststellen muss, dass der Arm der bosnisch-serbischen Nationalisten bis in die deutsche Hauptstadt reicht.

Dennoch liefert Mira schließlich den entscheidenden Hinweis für Durics Verbrechen und erklärt sich bereit, ihre Aussage vor dem Tribunal in Den Haag zu wiederholen. Unmittelbar vor der entscheidenden Verhandlung versuchen Durics Verteidiger, Miras Zulassung als Zeugin zu verhindern – und finden mit ihrem Anliegen unerwartet Unterstützung von Seiten der Richterschaft. Hannah begreift, dass ihre Gegner nicht nur auf der Anklagebank, sondern auch in den eigenen Reihen zu finden sind...

Hans-Christian Schmids mit internationaler Besetzung auf Englisch gedrehter Spielfilm „Storm“, am 1. Februar 2012 auf Arte erstausgestrahlt, ist die erste große Kinoproduktion, die das undurchsichtige Interessengeflecht im Hintergrund des seit 1993 im niederländischen Den Haag angesiedelten Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien thematisiert – nur scheinbar im biederen Gewand des Dokumentarfilms mit den Mitteln eines unter die Haut gehenden Polit-Thrillers.

Gut und Böse vermischen sich zu einem komplexen, letztlich undurchschaubaren Geflecht, das etwas mit der Vermengung von persönlichen und politischen Interessen zu tun hat und mit Korruption. Dass aber vor allem der allzu engen Zusammenarbeit zwischen Justiz und Politik geschuldet ist – und das keineswegs nur in den jungen Demokratien auf dem Balkan, sondern auch im Herzen Westeuropas in Brüssel und Den Haag. Hans-Christian Schmid im Piffl-Presseheft: „Uns haben die Widersprüche einer Frau interessiert, für die die Pflichterfüllung innerhalb der Institutionen immer oberstes Gebot war und die nun durch ihre Unnachgiebigkeit zur Außenseiterin zu werden droht. Die mit dem Umstand konfrontiert wird, dass sich ein System gegen sie stellt, das sie immer überzeugt und mit Leidenschaft vertreten hat.“

Pitt Herrmann

Credits

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Kamera-Bühne

Art Director

Set Design

Innenrequisite

Kostüme

Garderobe

Ton-Design

Ton-Assistenz

Musik

Darsteller

Executive Producer

Line Producer

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Koordination

Post-Production

Dreharbeiten

    • 29.07.2008 - 07.10.2008: Berlin, Sarajevo, Den Haag, Köln, Spanien
Länge:
2818 m, 103 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 30.07.2009, 118995, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 10.02.2009, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Aufführung (DE): 02.07.2009, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 10.09.2009

Titel

  • Originaltitel (DE) Sturm
  • Weiterer Titel (DK) Hannahs valg
  • Weiterer Titel (NL) Storm

Fassungen

Original

Länge:
2818 m, 103 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 30.07.2009, 118995, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 10.02.2009, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Aufführung (DE): 02.07.2009, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 10.09.2009

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2010
  • Lola in Silber, Bester Spielfilm
  • Lola, Beste Musik
  • Lola, Bester Schnitt
FBW 2009
  • Prädikat: besonders wertvoll
2009
  • Verlag der Autoren Preis
  • Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater
  • Amnesty International Film Prize
Filmfest München 2009
  • Bernhard-Wicki-Filmpreis, Friedenspreis des Deutschen Films