Summary
Storm
Hannah Maynard, prosecutor at the International Criminal Tribunal in The Hague, is leading a trial against Goran Duric, a former commander of the Yugoslavian National Army. He is accused of the deportation and later killing of Bosnian-Muslim civilians in Kasmaj, a small town in what is now the Republika Srpska.
When a key witness is ensnared in the contradictions of his testimony, the tribunal sends a delegation to Bosnia to get a definitive picture of the events on site. Doubts as to the witness′ credibility are confirmed; to all appearances he has not told the truth. Shortly afterwards his body is found; he has committed suicide in his hotel room.
For Hannah the case is not yet lost. Hoping to uncover new findings, she travels to the witness′ burial in Sarajevo and meets his sister Mira there. Hannah soon senses that Mira has much more to say about the defendant than she is willing to admit.
Even though Mira is afraid to face up to the past and hence endanger her unsuspecting family, with whom she has made a new life in Germany after the war, she finally delivers the key piece of evidence for Duric′s crimes and agrees to testify at the tribunal in The Hague.
Shortly before the critical hearing, Duric′s defence tries to have Mira′s testimony disallowed – and finds unexpected support from the judiciary. Hannah realises that her opponents are not only to be found in the dock – but also among her own ranks.
Source: 59. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Auch die zunächst sehr unnahbar erscheinende Hannah Maynard wird zunächst in privaten Szenen vorgestellt, als attraktive, ehrgeizige und politisch integre Juristin, die mit Jonas Dahlberg verbandelt ist, einem höheren Tier der Brüsseler EU-Bürokratie. Und die dennoch – oder gerade deshalb – von ihrem Vorgesetzten Keith Haywood bei einer wichtigen und längst überfälligen Beförderung übergangen worden ist.
Hannah vertritt die Anklage am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen Goran Duric, einen ehemaligen Befehlshaber der jugoslawischen Volksarmee. Ihm wird vorgeworfen, für die Deportation und Ermordung bosnisch-muslimischer Zivilisten im heutigen serbischen Teil Bosniens, der Republika Srpska, verantwortlich zu sein. Als sich mit Alen Hajdarevic ein wichtiger Augenzeuge bei seiner Aussage in Widersprüche verstrickt, schickt das Gericht eine Delegation nach Bosnien, um sich vor Ort in Kasmaj ein Bild zu machen. Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen erhärten sich, allem Anschein nach sagt er nicht die Wahrheit – aus sehr persönlichen Gründen, die mit einem Kurhotel unweit von Kasmaj zusammenhängen, wie Hannah herausbekommt. Kurz darauf findet man seine Leiche: Alen hat sich in seinem Hotelzimmer das Leben genommen.
Hannah gibt den Fall nicht verloren, obwohl sie innerhalb von nur drei Wochen neues Beweismaterial gegen Duric und am besten neue Zeugen auftreiben muss, um das Verfahren fortsetzen zu können. In der Hoffnung auf neue Erkenntnisse reist sie zur Beerdigung des Zeugen nach Sarajevo und trifft dort auf dessen Schwester Mira. Schon bald gewinnt sie den Eindruck, dass die junge Frau mehr über den Angeklagten zu sagen hat, als sie zunächst zugeben möchte.
Mira hat sehr berechtigte Angst, sich der Vergangenheit zu stellen und damit ihre ahnungslose Familie zu gefährden (Leinwanddebüt für das damalige Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiel Steven Scharf als Jan Arendt), mit der sie sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut hat, zumal sie bald feststellen muss, dass der Arm der bosnisch-serbischen Nationalisten bis in die deutsche Hauptstadt reicht.
Dennoch liefert Mira schließlich den entscheidenden Hinweis für Durics Verbrechen und erklärt sich bereit, ihre Aussage vor dem Tribunal in Den Haag zu wiederholen. Unmittelbar vor der entscheidenden Verhandlung versuchen Durics Verteidiger, Miras Zulassung als Zeugin zu verhindern – und finden mit ihrem Anliegen unerwartet Unterstützung von Seiten der Richterschaft. Hannah begreift, dass ihre Gegner nicht nur auf der Anklagebank, sondern auch in den eigenen Reihen zu finden sind...
Hans-Christian Schmids mit internationaler Besetzung auf Englisch gedrehter Spielfilm „Storm“, am 1. Februar 2012 auf Arte erstausgestrahlt, ist die erste große Kinoproduktion, die das undurchsichtige Interessengeflecht im Hintergrund des seit 1993 im niederländischen Den Haag angesiedelten Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien thematisiert – nur scheinbar im biederen Gewand des Dokumentarfilms mit den Mitteln eines unter die Haut gehenden Polit-Thrillers.
Gut und Böse vermischen sich zu einem komplexen, letztlich undurchschaubaren Geflecht, das etwas mit der Vermengung von persönlichen und politischen Interessen zu tun hat und mit Korruption. Dass aber vor allem der allzu engen Zusammenarbeit zwischen Justiz und Politik geschuldet ist – und das keineswegs nur in den jungen Demokratien auf dem Balkan, sondern auch im Herzen Westeuropas in Brüssel und Den Haag. Hans-Christian Schmid im Piffl-Presseheft: „Uns haben die Widersprüche einer Frau interessiert, für die die Pflichterfüllung innerhalb der Institutionen immer oberstes Gebot war und die nun durch ihre Unnachgiebigkeit zur Außenseiterin zu werden droht. Die mit dem Umstand konfrontiert wird, dass sich ein System gegen sie stellt, das sie immer überzeugt und mit Leidenschaft vertreten hat.“
Pitt Herrmann