Ottokar Runze gestorben

Der Regisseur, Produzent und Autor Ottokar Runze ist tot. Bekannt wurde Runze mit gesellschaftspolitischen Filmen, in denen er die oft widersprüchliche Wahrnehmung der Rechtsprechung thematisierte.

 

1925 in Berlin geboren, war Runze nach seiner Schauspielausbildung ab Ende der 1940er Jahre an zahlreichen Berliner Theatern tätig – zunächst als Schauspieler, zunehmend jedoch auch als Regisseur. Mitte der 1950er Jahre arbeitete er als Regieassistent für Joseph von Baky, u.a. bei "Die Frühreifen" (1957) und "Gestehen Sie, Dr. Corda!" (1958). 1973 feierte er seinen ersten großen Erfolg als Regisseur: "Der Lord von Barmbeck", eine Leinwandbiografie des Hamburger Gentleman-Einbrechers und Volkshelden Julius Adolf Petersen, wurde mit einem Filmband in Silber als Bester Spielfilm ausgezeichnet. Das Drehbuch hatte Runze gemeinsam mit Inken Sommer verfasst. In direkter Folge drehte Runze zwei weitere Filme, in denen er moralisch-ethische Konfliktsituationen und das ambivalente Verhältnis von Justiz und Gerechtigkeit beleuchtete, wie der Dokumentarfilm "Im Namen des Volkes" (1974) und "Das Messer im Rücken" (1975). Bei diesen Filmen zeichnete er neben der Regie auch für die Drehbücher verantwortlich und erhielt für "Im Namen des Volkes" neben einem weiteren Filmband in Silber außerdem einen Silbernen Bären bei der Berlinale 1974.

Mit seiner für "Der Lord von Barmbeck" gegründeten Produktionsfirma Ottokar Runze Filmproduktion produzierte Runze nicht nur eigene Arbeiten für Kino und Fernsehen, wie "Der Mörder" (1979), "Stern ohne Himmel" (1981), die Komödie "Der Schnüffler" (1983) mit Dieter Hallervorden oder die mit Lilli PalmerElisabeth Bergner und Hardy Krüger prominent besetzte Kapitalismuskritik "Feine Gesellschaft – Beschränkte Haftung" (1982) sondern auch Filme wie "Konrad aus der Konservenbüchse" (1983), Peter Timms TV-Gaunerkomödie "Fifty-Fifty" (1988), Matti Geschonnecks erste Regiearbeit "Moebius" (1992) oder zuletzt Kai Wessels "Die Spur der roten Fässer" (1996). Zum letzten Mal nahm Ottokar Runze 1999 auf dem Regiestuhl Platz und verfilmte Klaus Manns autobiografisch gefärbten Roman "Der Vulkan" u.a. mit Nina Hoss, Meret Becker und Sylvester Groth.

Ottokar Runze war nicht nur vier Jahrzehnte lang als Synchronsprecher tätig, wobei er u.a. Tony Curtis, Alain Delon, Christopher Plummer oder Jean-Louis Trintignant seine Stimme lieh. Als Synchronregisseur und Dialogbuchautor war er außerdem für die deutschen Versionen vieler Filmklassiker wie "Ben Hur" (1959), "2001: Odyssee im Weltraum" (1968), "Der Pate" (1972) oder "Der Mieter" (1976) verantwortlich.

2002 ehrte die Deutsche Filmakademie Ottokar Runze mit einem Ehrenfilmpreis für sein Lebenswerk. Am 22. September 2018 verstarb Ottokar Runze nur wenige Wochen nach seinem 93. Geburtstag.