Otto Sander gestorben

Otto Sander, einer der renommiertesten Schauspieler der deutschen Film- und Theaterwelt, ist am 12. September in Berlin gestorben. Sander, Jahrgang 1941, hatte sich im Lauf seiner rund 50 Jahre währenden Karriere einen Namen als einer der profiliertesten Charakterdarsteller Deutschlands gemacht.

Bereits während seiner Zeit an der Otto-Falckenberg-Schule spielte er an der Studiobühne der Universität und als Kabarettist am Rationaltheater. Sein Filmdebüt gab er als eigensinniger Bauernsohn in Roland Klicks Kurzfilm "Ludwig" (1964).

In den Jahren danach war er vor allem am Theater aktiv, von 1970 bis 1979 gehörte er dem Ensemble der Berliner Schaubühne an, wo er mit Regisseuren wie Peter Stein, Claus Peymann und Luc Bondy arbeitete. Zu seinen größten Erfolgen dieser Zeit gehört die Rolle des Ingenieurs Suslov in Gorkis "Sommergäste" (1974) in dessen filmischer Realisierung er unter der Regie von Peter Stein ein Jahr später ebenfalls mitwirkte. Nach 1981 gastierte Sander an den Bühnen Berlins, so etwa am Schillertheater, der freien Volksbühne und der Komödie am Kurfürstendamm.

Spätestens mit seinen Rollen als preußisch-strenger Junker in Eric Rohmers "Die Marquise von O" (1976), oder als ständig betrunkener Trompeter Meyn in Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel" (1979) machte er sich im Kinobereich einen Namen als intensiv aufspielender Charakterkopf mit sonorer Stimme und melancholischer Aura.

Seine wohl bekanntesten Rollen spielte Sander als verzweifelt sich betrinkender U-Boot Kapitänleutnant Philipp Thomsen in Wolfgang Petersens "Das Boot" (1981), der ihn auch international bekannt machte, und in Wim Wenders "Der Himmel über Berlin" (1987) als Engel Cassiel.

Wegen seiner markanten Stimme wurde Sander häufig auch als Sprecher für Fernsehdokumentationen, Hörbücher und Hörspiele sowie als Synchronsprecher eingesetzt, was ihm den Beinamen "Die Stimme" einbrachte. So lieh er Dustin Hoffman in Schlöndorffs "Tod eines Handlungsreisenden" (1985) seine Stimme und fungierte als Erzähler unter anderem bei "Werner – Beinhart!" (1990) und Tom Tykwers "Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders" (2006).

Zu seinen späteren Parts gehören der Bruno Levy in Joseph Vilsmaiers "Comedian Harmonists" (1997), und der Vater zweier legendärer Gentleman-Gangster in Carlo Rolas "Sass" (2001). Daneben beeindruckte Sander aber auch in zahlreichen Fernsehproduktionen wie dem Thriller "Tödliches Vertrauen" (2002) oder einer Neuverfilmung von Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick" (2005). In Dani Levys Kinokomödie "Das Leben ist zu lang" hatte Sander 2010 einen kurzen Auftritt als Gast einer Party, bei dem er sich selbst spielte.

2012 wurde er beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen für seine Verkörperung eines Rentners, der andere Senioren zur Flucht aus dem Altersheim ermuntert, mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Die melancholische Komödie hieß "Bis zum Horizont, dann links!" – und einen schöneren Titel für einen letzten Film kann man sich eigentlich kaum vorstellen.

Am 12. September 2013 starb der große Otto Sander in Berlin. Er wurde 72 Jahre alt.