Tod eines Handlungsreisenden

USA BR Deutschland 1985 TV-Spielfilm

Inhalt

Fürs amerikanische Fernsehen realisierte, prominent besetzte und hoch gelobte Verfilmung des berühmten Arthur-Miller-Dramas. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen dem 63 Jahre alte Handelsreisenden Willy Loman und seinem Sohn Biff. Loman, dessen beste Zeiten schon lange hinter ihm liegen, ist ein Meister der Verdrängung und der Fähigkeit, sich seine Lebenssituation schön zu reden. Biff hat derweil seinem Vater nie verziehen, dass er die Mutter während einer seiner Reisen betrogen hat. Aus Trotz hat er seine Schulausbildung vernachlässigt und muss sich nun mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Erst nach zahlreichen Konflikten kommt es zwischen Vater und Sohn zu einer Art Versöhnung. Um seiner verarmten Familie zu Geld aus einer Lebensversicherung zu verhelfen, beschließt der zusehends in eine Scheinwelt abdriftende Willy, sich das Leben zu nehmen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Willy Lohman, ein drahtiger Choleriker, der bis zuletzt sich und anderen heile Welt vorspielt, kehrt vorzeitig in sein Heim nach Brooklyn zurück. „Der Mann für Neuengland“ konnte, nach einer Kaffeepause, mit seinem Studebaker einfach nicht mehr weiterfahren. Nach 36 Jahren Klinkenputzen ist der inzwischen 63-jährige Handelsreisende am Ende seiner Kräfte. So sehr, dass er bisher nicht die Kraft aufgebracht hat, seinen Chef Howard Wagner darum zu bitten, ihm künftig die Ochsentouren übers Land zu ersparen und ihn nur daheim in New York einzusetzen.

Seine so verständnis- wie aufopferungsvolle Gattin Linda hat ihn bisher vergeblich zu diesem Schritt gedrängt, aber nun dämmert ihm, dass ihm keine andere Wahl bleibt: Die Stimmen im Inneren werden übermächtig, erfassen ihn nun schon beim Autofahren, sodass er kürzlich halb im Straßengraben gelandet ist. Dabei fressen allein die Ratenzahlungen für den Eisschrank, die Waschmaschine, den Staubsauger und die Dach-Reparatur des Gott sei Dank fast abbezahlten Hauses seine schmal gewordenen Einkünfte vollständig auf: 120 Dollar werden zur Monatsmitte fällig, da wird sein wohlhabender Nachbar Charley einmal mehr einspringen müssen.

Willys ganze Hoffnung liegt auf seinen beiden Söhnen, wenn auch in deren Leben einiges schief gelaufen ist. Der 32-jährige Happy, ein selbstzufriedener Hallodri, nennt einen Job, eine Wohnung und ein Auto sein eigen und läuft hinter allem her, was einen Rock trägt. Vor allem aber prahlt er damit, demnächst in die 50.000-Dollar-Klasse eines Abteilungsleiters aufzusteigen. Die größte Enttäuschung für Willy Lohman aber ist der um zwei Jahre ältere Biff, einst Footballstar und Mädchenschwarm, seit geraumer Zeit auf Abwegen und sich völlig darüber im klaren, dass es so nicht weitergehen kann. Biff ist dennoch stets Papas gar nicht so heimlicher Liebling gewesen, aus echter Zuneigung heraus wie aus Scham darüber, nicht ganz unschuldig daran zu sein, dass sein Ältester, auf den er stets große Stücke gehalten hat, seinen Schulabschluss verpatzte und sogleich das Weite gesucht hat. Nachdem Biff mehr als zwanzig Jobs geschmissen hat, versteckt er sich nun schon seit Jahren als Landarbeiter auf einer Farm irgendwo in der Provinz…

Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, 1949 von Elia Kazan im New Yorker Morosco Theatre uraufgeführt, hat Volker Schlöndorff nach einer Broadway-Inszenierung mit Dustin Hoffman als Willy Lohman für die New Yorker Fernsehstation H. M. Television Company adaptiert. Ursprünglich nur für den Bildschirm vorgesehen, ist der Film in Deutschland vom Tobis-Verleih zunächst in die Kinos gebracht worden. Was auch am „Überraschungserfolg“
(Howland Kennedy in T.P. Movie News) bei den 42. Filmfestspielen Venedig Ende August 1985 gelegen haben mag, der Kino-Premiere nach der Uraufführung am 16. August 1985 im US-Kanal CBS.

Dustin Hoffman brilliert auch auf der Leinwand als körperlich schmächtiger, in seinen cholerischen Ausbrüchen exzessiver und stets um (stocksteife) Haltung bemühter Titelheld, der ganze Schimpfkanonaden auf Gott und die Welt abfeuert und dabei den eigenen Anteil an seiner Misere und der seiner beiden Söhne komplett verdrängt. Ein Großmaul, dass bis zuletzt, selbst dem beruflich so erfolgreichen Nachbarssohn Bernard gegenüber, die hemmungslose Aufschneiderei nicht lassen kann.

Volker Schlöndorff hält sich als Drehbuchautor gewissenhaft an die Vorlage Arthur Millers und als Regisseur inszeniert er konventionell-kammerspielartig vor einem offenbar gemalten Bühnenprospekt. Er lässt Michael Ballhaus nur wenige Freiheiten, genuine Elemente des Films, etwa die Vogelperspektive im Haus der Lohmans, einzubringen. So ist Schlöndorffs „Tod eines Handlungsreisenden“ zwar keine starre Dokumentation einer Broadway-Bühnenaufführung, aber auch kein von dieser losgelöster Spielfilm.

Mark Burns' Schnitte ermöglichen zu Beginn so etwas wie eine Parallelmontage: Während Willy Lohman zur Überraschung aller früher als erwartet nach Hause kommt, seine beiden schweren Musterkoffer abstellt und die Treppe in den ersten Stock hinaufhumpelt, unterhalten sich seine Söhne in ihrem alten Kinderzimmer unter der Dachschräge über ihr erstes Zusammentreffen nach vielen Jahren – und darüber, dass sich weder im Zimmer noch in ihrem Leben Wesentliches verändert hat. Zudem ermöglichen Überblendungen fließende Übergänge der Realitätsebenen, etwa den Rückblick auf einen Besuch „Onkel“ Bens während eines Kartenspiels zwischen Willy und Nachbar Charley.

Am 9. Mai 1986 in die Kinos gekommen, ist der „Handlungsreisende“ am 1. Dezember 1987 von der ARD im Digitalkanal Eins Plus in Westdeutschland erstausgestrahlt worden, das Fernsehen der DDR zog am 30. Dezember 1988 nach. 1986 gabs den Golden Globe sowie den Emmy Award für Dustin Hoffmann (Bester Darsteller), der damit seinen Bühnen-Triumph am New Yorker Broadway auf der Leinwand fortsetzen konnte. Weitere Emmy Awards erhielten der Ausstatter Robert J. Franco und die für Bauten zuständigen John Kasarda und Tony Walton (Beste künstlerische Regie) sowie John Malkovich (Bester Nebendarsteller).

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Szenarium

Kameraführung

Standfotos

Licht

Bauten

Ausstattung

Requisite

Innenrequisite

Titel

Kostüme

Frisuren

Schnitt-Assistenz

Musik-Schnitt

Geräusche

Mischung

Beratung

Casting

Musik

Musikalische Leitung

Musik Sonstiges

Darsteller

in Zusammenarbeit mit

Co-Produzent

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Koordination

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 1985 [Frühjahr]
Länge:
3728 m, 136 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Technicolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.04.1986, 56507, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (US): 16.08.1985, CBS (Columbia Broadcasting System);
Uraufführung (DE): 09.05.1986;
TV-Erstsendung (DE): 01.12.1987, 1 Plus [englischsprachige Fassung]

Titel

  • Originaltitel (DE) Tod eines Handlungsreisenden
  • Originaltitel (US) Death of a Salesman

Fassungen

Original

Länge:
3728 m, 136 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Technicolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.04.1986, 56507, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (US): 16.08.1985, CBS (Columbia Broadcasting System);
Uraufführung (DE): 09.05.1986;
TV-Erstsendung (DE): 01.12.1987, 1 Plus [englischsprachige Fassung]

Auszeichnungen

International Emmy Awards 1986
  • Primetime Emmy Award, Bester Nebendarsteller
  • Primetime Emmy Award, Bester Hauptdarsteller
  • Primetime Emmy Award, Beste künstlerische Regie
Golden Globe Awards 1986
  • Nominierung, Bester Nebendarsteller in einer Fernsehserie, einer Miniserie oder einem Fernsehfilm
  • Nominierung, Beste Miniserie oder Fernsehfilm
  • Golden Globe, Bester Darsteller in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm