Kleine Haie

Deutschland 1991/1992 Spielfilm

Inhalt

Nachdem er von seiner Freundin verlassen wurde, beschließt der Tellerwäscher Ingo, seinen neuen Bekannten, den angehenden Schauspielschüler Johannes, nach München zu begleiten. Unterwegs freunden sie sich mit dem Lebemann Albrecht an. Die drei höchst unterschiedlichen jungen Männer beschließen, gemeinsam an der Aufnahmeprüfung an der Münchner "Falkenberg"-Schauspielschule teilzunehmen. Aber zunächst muss das gewitzte Trio versuchen, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche im teuren München über die Runden zu kommen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Kleine Haie“, uraufgeführt am 28. Juni 1992 beim Filmfest München, ist vielleicht Sönke Wortmanns persönlichster Film: neben der Hommage an seine Ruhrgebietsheimat ist die Komödie auch eine, wenn auch wohl nicht sehr autobiographische, Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen an der Schauspielschule HFF in München. Der Titel nimmt Bezug auf den sprachtechnischen Lehrbuch-Klassiker „Der kleine Hey“. Episodischer Beginn: In irgendeiner Halle mitten im Revier findet eine Party statt. Der Knappenchor des Bergwerks Consolidation ist aufmarschiert, der im Ruhrpott allseits beliebte, außerhalb dagegen häufig belächelte Sportreporter Werner Hansch moderiert.

Die Kamera verfolgt den Auftritt einer Essener Tanzsport-Formation. Schwenk in die Küche des Veranstaltungsortes. Hier herrscht Hochbetrieb, Chefkoch Willi Thomczyk schwingt die Kelle. Die gestresste Kellnerin Margot, auf die der Aushilfs-Spüler Ingo ein Auge geworfen hat, sehnt den Feierabend entgegen. Eine Gruppe der Essener Folkwang-Hochschule, die mit zum Programm des Abends beigetragen hat, bricht eilig auf – zu eilig: Sie vergisst ein Requisit, einen Barhocker. Diesen soll der „Spüler“, vom Chefkoch dazu verdonnert, in seiner Freizeit ’mal eben nach Werden transportieren.

Am anderen Morgen sehen wir Ingo, wie er sich mit Bahn und Bus auf den Weg in den entlegenen Essener Süden macht. Er weiß gar nicht wie ihm geschieht, als er das Gebäude der Folkwang-Hochschule betritt und seine persönlichen Daten angeben soll: Ingo, der ja nur besagten Barhocker zurückbringen soll, platzt mitten hinein in die Aufnahmeprüfung der renommierten Schauspielschule. Das Vorsprechen quält sich so dahin, Beiträge wie die eines angehenden Schülers (Rufus Beck), der die Titelfigur aus Georg Büchners „Woyzeck“ abgefahren komisch gibt, bleiben die Ausnahme. So stellt das Prüferteam um, verlangt freie Improvisation statt der zuvor mühsam einstudierten Texte. Da platzt der sichtlich angesäuerte Ingo, der schließlich seine eng bemessene Freizeit für einen Barhocker opfern muss, im rechten Augenblick ins Auditorium – ein spontaner „Auftritt“ mit Folgen...

An der Bushaltestelle lernt Ingo den nervösen Johannes kennen, dessen Prüfungsangst ihn ein weiteres Mal durchfallen ließ. Er will es nun in München versuchen und da Ingo eigentlich Schriftsteller werden will und ihn zudem seine Freundin Margot verlassen hat, beschließt dieser kurzerhand, Johannes an die Isar zu begleiten. Beide trampen gen Süden. Während es Johannes mit einem schwulen Mercedesfahrer zu tun hat und auf einer gottverlassenen Autobahnraststätte in eine Schlägerei verwickelt wird, hat es Ingo mit Ulf besser getroffen: Der abgezockte Lederfan mit Spitznamen „Bierchen“ ist auf dem Weg nach Italien und haut Johannes ’raus - samt „Ali“, einem Leidensgenossen, der bei den Münchner Kammerspielen vorsprechen will.

Am Olympiastadion mitten in der Nacht in die Münchner Freiheit entlassen, sucht das Trio eine Bleibe – und Sonnyboy Ali kriegt das zumindest für die erste Nacht hin. Für die nächsten bis zum alles entscheidenden Vorsprechtermin muss der Kadett der Straßenmusikantin Herta, der das Trio anderntags aus der Patsche hilft, herhalten. Nachdem alle drei das Wunder vollbringen und in die engere Auswahl gelangen, besorgt Ali – plötzlich mit reichlich Kohle ausgestattet – eine Suite in der Nobelherberge Bayerischer Hof: Wie sich später herausstellt, kann sich Albrecht von Chorweiler, so Alis gutbürgerlicher Name, noch viel mehr leisten.

Nur er kommt in die Endausscheidung, Johannes ist erneut durchgefallen – und fährt nun mit Herta weiter nach Berlin, zum nächsten Versuch. Ingo dagegen ist in Essen angenommen worden – und, Zufälle gibt’s, „Bierchen“ kutschiert ihn retour ins Revier. Das gute Ende erfahren wir aus der augenzwinkernd-ironischen Schilderung des Ich-Erzählers Ingo im Nachspann: Johannes hat an der Spree endlich bestanden, ist dort ein „ernstzunehmender Bühnenschauspieler“ geworden. Ali hat die Schule vorzeitig abgebrochen, um jetzt als Werbefilmer in München richtig Kasse zu machen. Und Ingo? Er ist doch kein Schauspieler geworden, sondern ein erfolgreicher Schriftsteller und, an der Seite seiner Gattin Margot, bald dreifacher Familienvater. „Bierchen“ Ulf hat es sich als rührender Patenonkel derweil auf dem Sofa bequem gemacht...

„Kleine Haie“ ist ein großer Spaß, angereichert mit authentischen, stimmigen Milieuschilderungen noch in den knappsten Szenen. Die Komik ist immer aus der Situation heraus geboren, Timing und Pointensicherheit stimmen bei den ausgezeichnet aufgelegten Darstellern auf den Punkt genau. Sönke Wortmann wurde durch seinen zweiten Film nach seinem Kinodebut „Allein unter Frauen“ schlagartig bekannt: zwei Jahre später sollte der „Bewegte Mann“ seinen endgültigen Leinwand-Durchbruch bedeuten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Kamera

Kamera-Assistenz

Steadicam

Kamera-Bühne

Ausstattung

Außenrequisite

Innenrequisite

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Schnitt

Mischung

Choreografie

Darsteller

in Zusammenarbeit mit

Produzent

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 28.10.1991 - 12.12.1991: Ruhrgebiet, München
Länge:
2488 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.06.1992, 67928, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 28.09.1994, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Kleine Haie
  • Weiterer Titel Little Sharks

Fassungen

Original

Länge:
2488 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.06.1992, 67928, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 28.09.1994, ARD

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1993
  • Filmband in Silber, Bester Film
  • Filmband in Gold, Beste Kamera