Schneeland

Deutschland 2003/2004 Spielfilm

Inhalt

Nachdem ihr Ehemann bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, beschließt Elizabeth, Mutter dreier Kinder, auch ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Auf dem Weg in die Schneewüste Lapplands, wo sie ihren Mann einst kennen gelernt hatte, findet sie die Leiche einer alten Frau. Nach und nach stößt Elisabeth auf die Details einer radikalen, leidenschaftlichen Liebe zwischen Aron und Ina. Sie erfährt von ihren Versuchen, gegen ein scheinbar übermächtiges Schicksal anzukämpfen – und findet durch diese Erfahrung selbst ins Leben und zu ihrer eigenen Familie zurück.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Durch einen Autounfall verliert die Schriftstellerin Elisabeth ihren Mann Ingmar und beschließt, ihm in den Tod zu folgen. Sie kehrt zum Sterben dorthin zurück, wo sie ihren Mann lieben gelernt hatte: in die Schneewüste Lapplands. Dort stößt sie auf die Spuren einer dramatischen Liebes- und Lebensgeschichte, die in den 1930er Jahren spielt: Ein Fremder namens Aron zieht mit seinem zotteligen Hund Lurv durch Nordschweden. Auf der Suche nach einem Nachtlager kommt er bei den Bauern Helga und Salomon unter, die ihn ohne Fragen zu stellen in die Familie aufnehmen. Obwohl den Fremden, auf den die sinnliche Helga sogleich ein Auge wirft, offenbar eine schwere Last aus schrecklicher Vergangenheit bedrückt.

Auf dem Einsiedlerhof Nattmyrberg, eine Tagesreise entfernt, leben Ina, ihr Vater Knövel (darf endlich einen brutalen Bösen spielen: Ulrich Mühe) und ihre Mutter Hilma. Knövel ist ein gebrochener Mann, der seine Familie tyrannisiert und Ina, nach dem Tod seiner Gattin, offenbart: „Wichtig ist, dass du weißt, dass du jetzt Tochter und Frau zugleich bist“. Aron, der auch den Sommer über bei den Bauern bleibt, entdeckt Ina beim Beerensammeln, die zunächst verschreckt die Flucht ergreift. Doch allmählich beginnt sie sich unter dem Einfluss des rätselhaften Fremden zu verändern, fasst Mut und wehrt sich. Beim Einkauf im nächsten Ort erkennt Mari ihre Wunden von Knövels Schlägen und rät ihr, den Hof zu verlassen...

In die (Film-) Gegenwart zurückgekehrt stapft Elisabeth hysterisch durchs nordische Schneeland und findet im verlassenen Nattmyrberg-Hof die Leiche einer alten Frau. Langsam zeichnet sich eine geheimnisvolle Verbindung zwischen den Zeiten und den Frauen ab. Elisabeth findet heraus, dass es sich bei der Toten um Ina handelt und beginnt Indizien für Inas Lebensgeschichte zu sammeln – ein Leben voller Härte und Grausamkeit, das durch eine übergroße, tiefe Liebe eine Wende erfahren hat. Instinktiv spürt Elisabeth Parallelen zu ihrem eigenen Schicksal.

Rückblick. Auf der Pferdeweide spürt Aron, dass die junge Ina heimlich immer wieder zu ihm kommt, ohne sich zu zeigen. Eines Tages verletzt er sich absichtlich am Fuß, um ihr Mitleid zu erregen. Doch Ina bleibt unsichtbar, hinterlegt jedoch Salbe und Binden. Erst am Ende des Sommers offenbart sie sich ihm. Aber da muss Aron mit den Pferden bereits zurück ins Tal. Ein neuer Sommer bricht an und voller Sehnsucht kehrt Aron mit den Pferden auf die Hochweide zurück. Die beiden Liebenden fassen ein immer tieferes Vertrauen ineinander und auch Aron erzählt seine Geschichte. Es ist die eines Mörders, der sich als Strafe zu einem Büßerleben in Armut und Einsamkeit entschlossen hat. Doch Inas Liebe ist seine Erlösung, so wie seine Liebe ihre Heilung ist. Sie wollen heiraten. Von der Hochweide zurück erzählt Aron den Bauern von Ina und macht sich mit Lurv auf, um in der Stadt Hochzeitsvorbereitungen zu treffen. Derweil tötet Ina daheim nach einem Vergewaltigungsversuch ihren Vater...

Hans W. Geißendörfer im Kinowelt-Presseheft über seinen Film, der auf dem gleichnamigen Roman „Hohaj“ („Schneeland“) der schwedischen Autorin Elisabeth Rynell von 1997 beruht: „Ich habe versucht, einen Film zu machen, der mit Licht und Dunkel genauso sorgfältig und überlegt umgeht, wie mit dem Schicksal und der Psyche seiner Figuren. Nichts ist zufällig, alles ist gewollt bis in die weitesten Hintergründe der Landschaften. Ich habe versucht, das menschliche Urgestein Sehnsucht, Liebe und Tod mit meinen wunderbaren Schauspielern und großen Bildern auf seine archaische Kraft zu reduzieren und habe dem Kernsatz des Films ‚Liebe ist stark wie der Tod’ viel Platz gegeben.“

Geißendörfer setzt leider auf allzu platten Naturalismus: Der Bösewicht Knövel muss auch äußerlich als solcher zu erkennen sein (er trägt einen Buckel), spektakuläre (Horror-) Szenen sind allzu breit ausgewalzt wie Inas Pflege ihres bettlägerigen Vaters, Elisabeths Eintreffen auf dem Einsiedlerhof Nattmyrberg, wo Inas Leiche gefroren im Schnee liegt und alle Tiere im Stall verendet sind, oder Arons Tod im zugefrorenen See. Auch die Moral von der Geschicht’ ist bei Geißendörfer viel zu dick aufgetragen: Eine gegenseitige Erlösung durch die Liebe. Aron hat vor langer Zeit seinen Stiefvater umgebracht, Ina in einer Notwehrsituation ihren Vater getötet. Schuld und Sühne: Die Liebe währt nur zwei Sommer, dann kommt Aron, der im Eis des Dorfteiches einbricht, um und lässt die schwangere Ina allein auf Nattmyrberg zurück.

Zu der allerdings großartigen Besetzung gehört, in der Nebenrolle des Kolonialwarenhändlers und Gemeinderats Rubert, auch Joachim Król, der zuletzt zwei Jahre zuvor in Mennan Yapos Thriller „Lautlos“ in Deutschland auf der Kinoleinwand zu sehen war, nachdem Wolfgang Murnbergers österreichische Krimikomödie „Silentium“ hierzulande keinen Verleih fand. Die ARD hat „Schneeland“ am 29. Juli 2007 erstausgestrahlt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 12.08.2003 - 05.03.2004: Lappland
Länge:
3881 m, 142 min
Format:
Super35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.11.2004, 100704, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 17.01.2005, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis - Eröffnungsfilm;
Kinostart (DE): 20.01.2005

Titel

  • Originaltitel (DE) Schneeland

Fassungen

Original

Länge:
3881 m, 142 min
Format:
Super35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.11.2004, 100704, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 17.01.2005, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis - Eröffnungsfilm;
Kinostart (DE): 20.01.2005

Auszeichnungen

Verband der deutschen Filmkritiker 2006
  • Preis der deutschen Filmkritik, Beste Kamera
Bayerischer Filmpreis 2006
  • Beste Bildgestaltung
Deutscher Filmpreis 2005
  • Lola, Beste Kamera / Bildgestaltung
FBW 2004
  • Prädikat: besonders wertvoll