Weitere Namen
Heinrich Carow (Geburtsname)
Darsteller, Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch
Rostock Berlin

Biografie

Heiner Carow wurde am 19. September 1929 in Rostock geboren. Er absolvierte dort sein Abitur und beteiligte sich während der Schulzeit an einem Jugendtheater. Im Alter von 21 Jahren besuchte er die Regieklasse im DEFA-Nachwuchsstudio in Ostberlin, wo unter anderem  Slátan Dudow und Gerhard Klein zu seinen Lehrmeistern gehören. Danach arbeitete er als Regisseur im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme und realisierte seinen Debütfilm "Bauern erfüllen den Plan" zum Thema Schweinemast.

Zusammen mit dem Kameramann Helmut Bergmann drehte er zahlreiche Kurz-Dokumentarfilme, darunter "Martins Tagebuch" (1956), der Carow nach einer Vorführung bei der Dokumentarfilmwoche in Leipzig den Wechsel zum Spielfilmstudio der DEFA ermöglichte. Der Kinderfilm "Sheriff Teddy" (1957), nach dem gleichnamigen Roman von Benno Pludra, war sein erster dort realisierter Spielfilm. Im Mittelpunkt steht ein Junge, der, nachdem seine Familie aus dem Westen in den Osten Deutschlands zieht, zunächst keine Freunde findet.

Während seiner Laufbahn blieben Kinder- und Jugendfilme ein Schwerpunkt Heiner Carows. So zielte auch sein zweiter Film "Sie nannten ihn Amigo" (1959) auf ein jugendliches Publikum. In Zusammenarbeit mit dem DEFA-Autorenpaar Wera und Claus Küchenmeister bereitete Carow darin das Thema Antifaschismus für ein jüngeres Publikum auf.

In dem Kinderfilm "Die Reise nach Sundevit" (1966) orientierte er sich erneut an den Vorlagen Benno Pludras'. Der Sohn eines Leuchtturmwärters wird von Pionieren eingeladen, mit ihnen die Ferien in Sundevit zu verbringen. Er verpasst die Abreise und muss sich alleine auf eine Reise voller Hindernisse begeben.

"Ikarus" (1975) zeigt die Geschichte von Mathias, der an seinem Geburtstag verzweifelt auf den angekündigten Besuch seines Vaters wartet. Er hatte dem Jungen, der später einmal Flieger werden möchte, die Geschichte von Ikarus erzählt und versprochen, einen Rundflug über die Stadt zu machen. Mit "Ikarus"  legte Carow  einen seiner bedeutendsten Kinderfilme vor: wie in vielen seiner Kinder- und Jugendfilme greift er darin das Motiv eines verlassenen, verratenen Jungen auf.

Trotz seiner Erfolge mit Filmen für ein jüngeres Publikum legte sich Carow nicht auf ein Genre fest. Er inszenierte mit "Das Leben beginnt" (1960) eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte, kurz darauf realisierte er "Die Hochzeit von Länneken" (1963) über den uralten Machtkampf zweier Fischer, den auch die Gründing einer Fischergenossenschaft zunächst nicht schlichten kann, bis schließlich ihre Nachkommen beschließen zu heiraten.

1968 erzählte Carow in "Die Russen kommen" die Geschichte des 15-jährigen Hitlerjungen Günter, der dazu verführt wird, einen gleichaltrigen, aus der Zwangsarbeit entflohenen russischen Jungen aufzuspüren. Der Film wurde jedoch von der SED verboten – erst nachdem Carow nachträglich eine Gegenwartshandlung einfügte, kam er 1970 unter dem Titel "Karriere" ins Kino. 1987 wurde "Die Russen kommen" schließlich in seiner ursprünglichen Fassung die Kinos gebracht; beim 5. Nationalen Spielfilmfestival der DDR 1988 erhielt Carow für den Film den Regiepreis.

In den folgenden Jahren arbeitete Heiner Carow mit dem Szenarist und Schriftsteller Ulrich Plenzdorf zusammen. Ihr Projekt "Die neuen Leiden des jungen W." wurde jedoch von der DEFA abgelehnt, später aber als Theaterstück und Roman zu einem großen, dabei aber umstrittenen Erfolg.

Auch "Die Legende von Paul und Paula" (1972/73) entstand nach der Vorlage von Ulrich Plenzdorf. Carow übernahm das Projekt, nachdem die ursprüngliche Regisseurin Ingrid Reschke kurz vor den Dreharbeiten ums Leben gekommen war. Erzählt wird darin die Geschichte der alleinerziehenden Mutter und Verkäuferin Paula (Angelica Domröse), die sich in den beruflich erfolgreichen und verheirateten Paul (Winfried Glatzeder) verliebt. Dieser erwidert Paulas Gefühle zwar, kann jedoch zunächst nicht dazu stehen. In der DDR-Presse war der durchaus auch gesellschaftskritische Film heftig umstritten, an den Kinokassen wird er mit drei Millionen Besucher zu einem überragenden Erfolg. "Die Legende von Paul und Paula" gilt heute als der erfolgreichste Film Heiner Carows und als erfolgreichste Produktion der DEFA-Geschichte.

Mit "Bis daß der Tod euch scheidet" (1978), über Jens und Sonja, die in ihrer Verliebtheit zu früh heiraten und ein Kind bekommen, stellte der Regisseur erneut unter beweis, dass seine sozial engagierten Filme, die die Wirklichkeit der DDR nicht bagatellisieren, großen Publikumsanklang finden.

Heiner Carow gelang mit der Thematisierung von Homosexualität in "Coming Out" ein weiterer Tabubruch der DDR: Ein Lehrer bricht darin aus seinem alten Leben aus und bekennt sich offen zu seiner Homosexualität. Am Tag des Mauerfalls am 9. November 1989 feierte der Film Premiere, drei Monate später wurde Carow auf der Berlinale 1990 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

Heiner Carow wurde 1977 Mitglied Präsidium des DDR Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden und war von 1982 bis 1992 Vizepräsident der Akademie der Künste der DDR. 1984 wurde er gleichzeitig Mitglied der Westberliner Akademie der Künste. Nach 1991 arbeitete er vorrangig für das Fernsehen: Er drehte unter anderem Episoden der TV-Serien "Großstadtrevier" und "Kanzlei Bürger". 1996 ernannte man ihn zum Direktor der Abteilung Film und Medienkunst der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg.

Seit 1954 war er mit Evelyn Carow verheiratet, die zugleich als Editorin seiner sämtlichen Filme nach "Karriere" fungierte. Am 31. Januar 1997 starb Heiner Carow in Potsdam an den Folgen eines Schlaganfalls.

 

 

 

 

 

 

 

 

FILMOGRAFIE

1995/1996
  • Regie
1991/1992
  • Mitwirkung
1991/1992
  • Regie
  • Szenarium
1991
  • Darsteller
1988/1989
  • Regie
1989
  • Regie
1985/1986
  • Regie
  • Drehbuch
1980/1981
  • Regie-Assistenz
  • Szenarium
1977/1978
  • Regie
  • Drehbuch
1977/1978
  • Darsteller
1974/1975
  • Regie
  • Drehbuch
1972/1973
  • Regie
  • Drehbuch
1968-1971
  • Regie
  • Drehbuch
1968/1987
  • Regie
  • Drehbuch
1965/1966
  • Regie
  • Drehbuch
1965
  • Regie
  • Szenarium
1963/1964
  • Regie
  • Drehbuch
1962
  • Drehbuch
1961
  • Regie
1959/1960
  • Regie
1958/1959
  • Regie
  • Drehbuch
1956/1957
  • Regie
  • Drehbuch
1955/1956
  • Regie
  • Drehbuch
1954/1955
  • Drehbuch
1954
  • Regie
  • Drehbuch
1954
  • Regie
  • Drehbuch
1953/1954
  • Regie
1952/1953
  • Regie
  • Drehbuch
1953
  • Regie
  • Drehbuch
1953
  • Regie
  • Drehbuch