Im Sommersemester 2015 bieten das Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam (MMZ) für Europäisch-Jüdische Studien an der Universität Potsdam und die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF Seminare zum jüdischen und israelischen Filmschaffen an, die von Filmreihen im Filmmuseum Potsdam begleitet werden.
Frank Stern, 2015/16 Gastprofessor für Israel-Studien und jüdische Kulturgeschichte am MMZ hält ein Seminar zum Thema "Tradition, Religion und Sexualitäten im internationalen jüdischen und israelischen Spielfilm" und Philipp Stiasny, Dozent an der Filmuniversität Babelsberg bietet ein Seminar an mit dem Titel "Deutsch-jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik". Es werden sowohl Filmklassiker als auch vergessene oder in Deutschland unbekannte Spielfilme, jeweils mit Einführung und Publikumsgespräch gezeigt. Einige der Filmvorführungen werden gemeinsam mit dem Jüdischen Filmfestival Berlin & Potsdam (10.-20.5.2015) durchgeführt. Die israelischen Spielfilme stehen unter dem Motto 65/2015 – 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel. Zu den Filmreihen im Kino des Filmmuseums Potsdam werden auch internationale Gäste erwartet.
Tradition, Religion und Sexualitäten im internationalen jüdischen und israelischen Spielfilm
17. April, 19 Uhr
"Ein Geheimnis" ("Un Secret")
R: Claude Miller, D: Cécile De France, Patrick Bruel, Ludivine Sagnier, F 2007, 100‘
Wie viele Geheimnisse kann es in einer Familie geben? Wie viele Lieben kann es in einem Leben geben, und wie viele Wahrheiten stecken in verdrängten Erinnerungen? Ein Geheimnis erzählt aus dem säkularen Milieu der Pariser Jüdinnen und Juden vor, während und nach der Besetzung Frankreichs. Claude Miller gelang einer seiner schönsten Filme. Mit erzählerischer und ästhetischer Raffinesse führt der Regisseur in die verstörenden Innenwelten seiner Held/-innen. Dabei geht es in dieser preisgekrönten Romanverfilmung »um unsere heutige Sicht der Dinge, nicht um die Wirklichkeit, wie sie die Protagonisten damals erlebt haben, um ein Aufeinanderprallen von Blicken und Bewusstsein, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.« (Claude Miller)
Einführung: Prof. Dr. Frank Stern (MMZ Potsdam/Universität Wien)
13. Mai, 17 Uhr
"Hill 24 Doesn’t Answer" ("Giv‘a 24 Eina Ona")
R: Thorold Dickinson, D: Edward Mulhare, Haya Harareet, Michael Shillo, Israel 1955, OmU, 105’
Sieben Jahre nach der Gründung des Staates Israel entsteht an Originalschauplätzen ein Spielfilm, der die letzten Monate des britischen Mandats über Palästina, die Ausrufung der Unabhängigkeit und den Krieg um das Überleben des ersten unabhängigen jüdischen Staates der Neuzeit thematisiert. Im Zentrum der Handlung stehen dabei eine Gruppe von Shoah-Überlebenden, in Israel geborener Jüdinnen und Menschen aus aller Welt, die sich dem Ringen um Unabhängigkeit angeschlossen haben. Ein fast dokumentarischer, emotionaler Spielfilm. Der Film ist eine der ersten visuellen Antworten auf die Frage: Warum Israel?
Einführung: Frank Stern (MMZ Potsdam/Universität Wien)
20. Mai, 19 Uhr
"Bronsteins Kinder"
R: Jerzy Kawalerowicz, D: Matthias Paul, Armin Mueller-Stahl, Angela Winkler, BRD 1990, 105‘
Einführung: Frank Stern (MMZ Potsdam/Universität Wien)
3. Juni, 19 Uhr
"24 Tage" ("24 jours ")
R: Alexandre Arcady, D: Zabou Breitman, Pascal Elbé, Sylvie Testud, F 2014, 110’
17. Juni, 19 Uhr
"Die Hochzeitsmelodie" ("Le Chant des Mariées")
R: Karin Albou, D: Lizzie Brocheré, Olympe Borval, Najib Oudghiri, F/Tunesien 2010, 100‘
1. Juli, 19 Uhr
"The Secrets" ("Ha-Sodot")
R: Avi Nesher, D: Fanny Ardant, Ania Bukstein, Michal Shtamler, F/Israel 2007, 120’
8. Juli, 19 Uhr
"Nackt unter Wölfen"
R: Michael Kadelbach, D: Florian Stetter, Peter Schneider, Sylvester Groth, D 2015, 105‘
mit Gästen
8. Juli, 21.30 Uhr
"Nackt unter Wölfen"
R: Frank Beyer, D: Erwin Geschonneck, Armin Mueller-Stahl, Krystyn Wójcik, DDR 1963, 116‘
9. Juli, 17 Uhr
"Abschied von Gestern"
R: Alexander Kluge, D: Alexandra Kluge, Hans Korte, Fritz Bauer, BRD 1966, 88‘
9. Juli, 19 Uhr
"Das zweite Gleis"
R: Hans-Joachim Kunert, D: Albert Hetterle, Annekathrin Bürger, Horst Jonischkan, DDR 1962, 80‘
15. Juli, 19 Uhr
"The Governess"
R: Sandra Goldbacher, D: Minnie Driver, Tom Wilkinson, Jonathan Rhys Meyers, GB 1998, OF, 109‘
Deutsch-jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik
Filmreihe mit Gästen
12. Mai, 19 Uhr
"Das alte Gesetz"
R: E.A. Dupont, D: Ernst Deutsch, Henny Porten, Avrom Morewski, D 1923, 132‘
Einführung: Prof. Dr. Cynthia Walk (University of California, San Diego, USA)
An der Welte-Kinoorgel: Peer Kleinschmidt
21. Mai, 19 Uhr
Frühe Komödien von und mit Ernst Lubitsch
"Die ideale Gattin"
B: Hanns Heinz Ewers, Marc Henry, D: Ernst Lubitsch, Lyda Salmonova, Grete Berger, D 1913, 21‘
"Schuhpalast Pinkus"
R: Ernst Lubitsch, B: Hanns Kräly, Erich Schönfelder, D: Ernst Lubitsch, Guido Herzfeld, Else Kenter, Hanns Kräly, D 1916, 65‘
Einführung: Prof. Dr. Frank Stern (MMZ Potsdam/Universität Wien)
Am Klavier: Stephan von Bothmer
27. Mai, 19 Uhr
Vorstellung des Buches "Continental Strangers. German Exile Cinema 1933-1951" von Gerd Gemünden mit anschließender Filmvorführung
"The Other Woman"
R: Hugo Haas, Art Direction: Rudi Feld, M: Ernest Gold, D: Hugo Haas, Cleo Moore, Lance Fuller, USA 1954, 81‘,OF
Hunderte deutschsprachige Filmschaffende, die vor 1933 zum Ruhm des Weimarer Kinos beigetragen hatten, mussten nach Hitlers Machtübernahme aus Deutschland emigrieren, die meisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Sie stammten aus ganz Europa, aus Österreich, Ungarn, Polen, Russland und Deutschland. Viele von ihnen fanden den Weg nach Hollywood, darunter so berühmte Regisseure wie Fritz Lang, Max Ophüls, Robert Siodmak und Billy Wilder. Mit ihrer besonderen Sensibilität und ihrer künstlerischen Handschrift bereicherten und prägten die Exilanten Hollywoods Golden Age. Doch das verlief nicht ohne erhebliche Spannungen und Kämpfe, wie Gerd Gemünden in seinem wichtigen Buch "Continental Strangers. German Exile Cinema 1933-1951" (New York: Columbia University Press 2014) schildert. Im Filmmuseum Potsdam wird Gerd Gemünden über seine Arbeit sprechen und Ergebnisse seiner Recherchen vorzustellen.
Im Anschluss läuft der Exilfilm "The Other Woman"
Buchvorstellung und Einführung: Prof. Dr. Gerd Gemünden (Dartmouth College, Hanover, USA)
Die Filmreihe "Deutsch-jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik" wird im Juni und Juli 2015 fortgesetzt, u.a. mit:
23. Juni, 19 Uhr
"Dreyfus"
R: Richard Oswald, D 1930, 115‘
Einführung: Prof. Dr. Ursula von Keitz (Filmmuseum Potsdam)
7. Juli, 19 Uhr
"Walzerkrieg"
R: Ludwig Berger, B: Robert Liebmann, Hans Müller, D 1933, 94‘
Einführung: Prof. Dr. Christian Rogowski (Amherst College, Amherst, USA)
14. Juli, 19 Uhr
"Der träumende Mund"
R/B: Paul Czinner, D 1932, 90‘
Einführung: Prof. Dr. Kerry Wallach (Gettysburg College, Gettysburg, USA)
Quelle: www.filmmuseum-potsdam.de