Joseph Vilsmaier gestorben

Der Regisseur Joseph Vilsmaier, berühmt für Filme wie "Schlafes Bruder" und "Comedian Harmonists", ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

 

Zum Beruf des Regisseurs war Vilsmaier erst sehr spät gekommen. 1939 in München geboren, stieg er 1961 als Kamera-Assistent ins Filmgeschäft ein und war ab 1972 als eigenständiger Kameramann vor allem fürs Fernsehen tätig. Zu seinen bekanntesten Arbeiten in dieser Funktion gehören die Familiensaga "Rote Erde" (1983, TV) und die Gesellschaftssatire "Didi – Der Experte" (1988).

Erst mit fast 50 Jahren gab Vilsmaier sein Regiedebüt, mit der Romanverfilmung "Herbstmilch", über das harte Leben einer niederbayerischen Bäuerin in den 1930er bis 50er Jahren. Der Film war mit mehr als zwei Millionen Besuchern ein überragender Publikumserfolg und gewann mehrere Filmpreise. Damit begann Vilsmaiers Regiekarriere – wobei er bei seinen Filmen stets auch die Kamera führte.

Auch seine Trümmerfrauen-Geschichte "Rama dama" (1990), das aufwändige Weltkriegs-Epos "Stalingrad" (1992) und die Erich Kästner-Verfilmung "Charlie & Louise - Das doppelte Lottchen" (1994) waren Erfolge an den Kinokassen und erhielten diverse Auszeichnungen, stießen bei der Kritik jedoch (wie fast alle Filme Vilsmaiers) auf geteiltes Echo.

Mit dem historischen Bergbauern-Drama "Schlafes Bruder", einer weiteren Literaturverfilmung, ging Vilsmaier 1995 ins Rennen um die Golden Globes. Zudem gewann der Film den Österreichischen Filmpreis, den Deutschen Filmpreis in Silber und den Produzentenpreis beim Bayerischen Filmpreis. Ein weiterer großer Erfolg gelang ihm mit "Comedian Harmonists" (1997) über die weltberühmte Berliner Gesangsgruppe in den 1920er und 30er Jahren.

Auch in seinen folgenden Filmen blieb Vilsmaier seiner Vorliebe für historische Geschichten und Persönlichkeiten treu: Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören die Filmbiografie "Marlene" (2000), das Holocaust-Drama "Der letzte Zug" (2006), das burleske Volksstück "Die Geschichte vom Brandner Kaspar" (2008) und das Bergsteiger-Drama "Nanga Parbat" (2010). In den Dokumentarfilmen "Bavaria – Traumreise durch Bayern" (2012) und "Bayern sagenhaft" (2017) beschäftigte er sich mit unterschiedlichen Aspekten seines Heimatlandes.

Im Lauf seiner Karriere wurde Vilsmaier vielfach ausgezeichnet. So gewann er allein sechs Bayerische Filmpreise und wurde für seine Leistungen mit dem Großen Bundesverdienstkreuz (1999) sowie mit dem Bayerischen Verdienstorden (2003) geehrt.

1986 hatte Vilsmaier die Schauspielerin Dana Vávrová geheiratet, die dann auch in einigen seiner Filme die Hauptrolle spielte. Sie starb 2009 im Alter von nur 41 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens. Das Paar hatte drei Töchter, die ebenfalls im Filmgeschäft aktiv sind.

Seine letzte Regiearbeit, den Kinofilm "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" mit Michael Bully Herbig und Hape Kerkeling, konnte Vilsmaier noch verwirklichen. Die Dreharbeiten endeten Ende November 2019.

Die für Ende 2020 geplante Premiere dieses Herzensprojekts erlebte er jedoch nicht mehr: Am 11. Februar 2020, wenige Wochen nach seinem 81. Geburtstag, verstarb Joseph Vilsmaier in München im Kreise seiner Töchter.