Berlinale 2017: Internationale Jury

Unter dem Vorsitz von Regisseur und Drehbuchautor Paul Verhoeven entscheidet die Internationale Jury über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären im Wettbewerb der Berlinale 2017. 18 Filme gehen im Wettbewerb ins Bärenrennen, die Preisträger*innen werden am 18. Februar im Berlinale Palast verkündet.

Die weiteren Jurymitglieder sind die Produzentin Dora Bouchoucha Fourati (Tunesien), der Künstler Olafur Eliasson (Island), die Schauspielerin  Maggie Gyllenhaal (USA), die Schauspielerin Julia Jentsch (Deutschland), der Schauspieler und Regisseur Diego Luna (Mexiko) und der Regisseur und Drehbuchautor Wang Quan'an (Volksrepublik China).

Paul Verhoeven, Jury-Präsident, Regisseur, Drehbuchautor (Niederlande)
Der niederländische Regisseur und Drehbuchautor Paul Verhoeven startete seine Regiekarriere 1969 mit der erfolgreichen niederländischen TV-Serie "Floris – Der Mann mit dem Schwert". Auf sein Spielfilmdebüt "Was sehe ich… Was sehe ich…!" (1971) folgte 1973 der erotisch aufgeladene Thriller "Türkische Früchte", der ihm neben großer Popularität auch eine Nominierung als Bester fremdsprachiger Film bei den Oscars 1974 einbrachte. Nach seinem internationalen Durchbruch mit "Der Soldat von Oranien2 (1977) und "Der vierte Mann" (1983) zog Paul Verhoeven nach Hollywood, um sich einem stilistischen Wandel in seiner Arbeit zuzuwenden. Mit actionreichen Großproduktionen wie "RoboCop" (1987) und "Total Recall – Die totale Erinnerung" (1990), beides gegenwartskritische Reflexionen der Zukunft, feierte er beeindruckende Box-Office-Hits, revolutionierte das Science-Fiction-Genre und blieb sich dabei als Autorenfilmer treu. Mit dem provokanten Erotikthriller "Basic Instinct" (1992), der zwei Oscar-Nominierungen erhielt, kehrte er zu Themen seiner niederländischen Filme zurück; es folgten die Science-Fiction-Filme "Starship Troopers" (1997) und "Hollow Man – Unsichtbare Gefahr" (2000). Nach nahezu 20 Jahren in Hollywood ging Paul Verhoeven 2006 in die Niederlande zurück, um "Black Book" (2006) zu drehen und widmete sich ab 2007 mehr dem Schreiben. 2016 feierte er sein Comeback mit "Elle", für den er den Golden Globe für den Besten fremdsprachigen Film gewann und der Isabelle Huppert den Golden Globe als Beste Darstellerin in einem Drama einbrachte.

Dora Bouchoucha Fourati, Produzentin (Tunesien)
Die tunesische Produzentin Dora Bouchoucha Fourati ist eine feste Institution in der Filmwelt. Die diplomierte Anglistin begann ihre Karriere als Lehrerin und mit dem Übersetzen von Drehbüchern. Beim Carthage Film Festival initiierte sie 1992 den "Projects' Workshop", um arabische und afrikanische Filmemacher bei der Drehbuchentwicklung zu unterstützen, sowie 2014 die Nachfolgeinitiative "Takmil" zur Postproduktionsförderung. 1995 gründete sie ihre Produktionsfirma Nomadis Images. Zu den zahlreichen von ihr produzierten bzw. co-produzierten Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Kurzfilmen gehören u.a. Raja Amaris vielfach ausgezeichneter "Roter Satin" (2002), "Barakat!" (Regie: Djamila Sahraoui, Berlinale Forum 2006) sowie Raja Amaris "Buried Secrets" (2009) und "Foreign Body" (Berlinale Forum 2017). Sie produzierte alle Kurzfilme von Mohamed Ben Attia und dessen Langfilmdebüt "Hedis Hochzeit", das 2016 im Berlinale Wettbewerb lief und den Preis Bester Erstlingsfilm und den Silbernen Bären für den Besten Darsteller (Majd Mastoura) gewann. 1997 gründete Dora Bouchoucha den Workshop SUD ECRITURE für arabische und afrikanische Drehbücher, aus dem bisher zahlreiche preisgekrönte Filme hervorgegangen sind.  2008, 2010 und 2014 war sie Festivalleiterin des Carthage Film Festival in Tunis. 2010 wurde sie Präsidentin des Fonds Sud Cinéma der französischen Filmförderungsbehörde CNC und 2014 Präsidentin der Nachfolgeinstitution Aide aux Cinemas du Monde.

Olafur Eliasson, Künstler (Island)
Der als Sohn isländischer Eltern in Dänemark geborene Olafur Eliasson sorgte nach seinem Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie schnell für internationales Aufsehen. Nach Beiträgen für die Berlin Biennale 1998  und die Biennale in Venedig 2003 wurde etwa sein Werk "The weather project" in der Turbinenhalle der Tate Modern von über zwei Millionen Besuchern gesehen. Mit seinen Skulpturen, Installationen, Gemälden, Fotografien und Filmen, die sich immer wieder mit physikalischen Phänomenen in der Natur, aber auch mit dem Klimawandel auseinandersetzen, gehört er zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern. Eliasson, der 1995 sein Studio in Berlin gründete, wurde vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Neben der Kunst widmet er sich auch zahlreichen anderen Aufgaben und gründete unter anderem das globale Projekt für nachhaltige Energie und soziale Unternehmen Little Sun sowie das internationale Büro für Architektur und Kunst Studio Other Spaces. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählen die Installationen in Versailles 2016.

Maggie Gyllenhaal, Schauspielerin (USA)
Die renommierte US-Schauspielerin Maggie Gyllenhaal gilt als eines der herausragenden Talente ihrer Generation. Nach einem Studium in New York und Schauspielunterricht an der Londoner Royal Academy of Dramatic Art, wurde sie zunächst durch ihre Rollen in "Donnie Darko" (Regie: Richard Kelly, 2001) oder Spike Jonzes Berlinale-Beitrag "Adaption – Der Orchideen-Dieb" (2002) bekannt. Der Durchbruch gelang ihr mit der Hauptrolle in "Secretary" (Regie: Steven Shainberg, 2002), für die sie ihre erste Golden Globe-Nominierung sowie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, darunter den IFP / Gotham Award als Beste Nachwuchsdarstellerin. Weiterhin stand sie u.a. in Mike Newells "Mona Lisas Lächeln" (2003), Marc Forsters "Schräger als Fiktion" (2006), Oliver Stones "World Trade Center" (2006), Christopher Nolans "The Dark Knight" (2008), Sam Mendes' "Away We Go" (2009) und Roland Emmerichs "White House Down" (2013) vor der Kamera. Eine Oscar-Nominierung erhielt sie für "Crazy Heart" (2009) von Scott Cooper. 2014 war sie in der britischen TV-Serie "The Honourable Woman" zu sehen, für die sie mit dem Golden Globe und einer Emmy-Nominierung geehrt wurde. Eine weitere Serienrolle hat Gyllenhaal, die immer wieder auch am Broadway auf der Bühne steht, aktuell in der HBO-Produktion "The Deuce" übernommen, für die sie auch als Produzentin verantwortlich zeichnet.

Julia Jentsch, Schauspielerin (Deutschland)
Nach ihrem Studium an der Schauspielschule Ernst Busch begann die gebürtige Berlinerin Julia Jentsch ihre Karriere zunächst am Theater und wurde 2002 von "Theater heute" als Beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Ihren Kinodurchbruch feierte sie mit "Die fetten Jahre sind vorbei" (Regie: Hans Weingartner, 2004) und "Sophie Scholl – Die letzten Tage" (Berlinale Wettbewerb 2005), für den sie nicht nur mit dem Silbernen Bären der Berlinale, sondern auch mit dem Deutschen und dem Europäischen Filmpreis geehrt wurde. Der Film von Marc Rothemund wurde außerdem als Bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. Seither war Jentsch in Werken wie "33 Szenen aus dem Leben" der polnischen Regisseurin Małgorzata Szumowska, Margarethe von Trottas "Hannah Arendt" oder "Ich habe den englischen König bedient" von Jiří Menzel zu sehen. Mit "Effi Briest" (Regie: Hermine Huntgeburth, Berlinale Special 2009) sowie dem Wettbewerbsbeitrag "24 Wochen" (2016) von Anne Zohra Berrached war sie erneut zu Gast bei der Berlinale. Zuletzt stand sie für die Mini-Serie "Das Verschwinden" von Hans-Christian Schmid vor der Kamera, die 2017 zu sehen sein wird.

Diego Luna, Schauspieler, Regisseur (Mexiko)
Diego Luna feierte seinen großen Durchbruch mit "Y tu mamá también" (2001) von Alfonso Cuarón, für den er gemeinsam mit Gael García Bernal 2001 beim Filmfestival in Venedig mit dem Premio Marcello Mastroianni geehrt wurde. Zu seinen weiteren Filmen als Schauspieler gehören "Frida" (Regie: Julie Taymor, 2002), Steven Spielbergs "Terminal" (2004), "Milk" von Gus van Sant (Berlinale Panorama 2009), "Rudo y Cursi" (Regie: Carlos Cuarón, 2008), Baltasar Kormákurs "Contraband" (2012) und "Rogue One: A Star Wars Story" (Regie: Gareth Edwards, 2016). Im Herbst wird er in "Flatliners" (Regie: Niels Arden Oplev) zu sehen sein. Lunas Regiedebüt "Abel" feierte bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2010 Premiere, anschließend inszenierte er die Filme "César Chávez" (der 2014 im Berlinale Special lief) und "Mr. Pig", der 2016 zum Sundance Film Festival eingeladen wurde. Gemeinsam mit Bernal gründete er 2005 die Wohltätigkeitsorganisation "Ambulante", die sich unter anderem der Förderung des Dokumentarfilms verschrieben hat. Luna ist darüber hinaus Vorstandsmitglied des Washington Office on Latin America.

Wang Quan'an, Regisseur, Drehbuchautor (Volksrepublik China)
Der Regisseur und Drehbuchautor absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung, bevor er sich dem Filmemachen zuwandte. Nach seinem Studium an der Pekinger Filmhochschule legte der in Yan'an in der Provinz Shaanxi geborene Wang Quan'an 1999 seinen Debütfilm "Yue Shi" vor, der auf verschiedenen Filmfestivals rund um die Welt mit Preisen bedacht wurde und 2002 auch im Forum der Berlinale lief. Mit "Tuyas Ehe" wurde er 2007 in den Wettbewerb eingeladen und gewann als dritter chinesischer Filmemacher in der Geschichte des Festivals den Goldenen Bären. Drei Jahre später wurde sein Film "Tuan Yuan" als Eröffnungsfilm der Berlinale ausgewählt und schließlich mit dem Silbernen Bären für das Beste Drehbuch ausgezeichnet, für das Wang gemeinsam mit Jin Na verantwortlich zeichnete. 2012 kehrte er mit der Romanverfilmung "Bai lu yuan" erneut in den Berlinale-Wettbewerb zurück, wo sein Kameramann Lutz Reitemeier mit einem Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung geehrt wurde.

Quelle: www.berlinale.de