Der letzte Mann

Deutschland 1924 Spielfilm

Inhalt

Berlin, Anfangs des 20. Jahrhunderts. Der alte Portier des Hotels "Atlantic" verdankt seiner prächtigen Uniform Selbstwertgefühl und Anerkennung: Vor der Drehtür des Hotels ist er stolzer Diener, der die Gäste begrüßt, zu Hause im Hinterhofmilieu ein viel bewunderter Mann. Doch eines Tages beobachtet der Geschäftsführer, wie schwer dem alten Portier das Hantieren mit den Koffern fällt: Er verbannt ihn daraufhin in den Keller, degradiert ihn zum Toilettenmann. In seinem Milieu wagt er nicht, den Abstieg einzugestehen. Als seine Tochter heiratet, stiehlt er die Uniform, um wenigstens hier den Schein zu wahren. Doch der Schwindel fliegt auf, er wird von seinen Hausbewohnern verlacht und gedemütigt, seine Verwandten wenden sich von ihm ab. Verzweifelt zieht sich der alte Mann in den Waschraum der Hoteltoilette zurück.

F. W. Murnau hat an diese Handlung, getrennt durch den einzigen Zwischentitel des Films, ein ihm aufgezwungenes, bitter-ironisches Happy End gesetzt: Auf der Toilette stirbt ein reicher Hotelgast in den Armen des Alten und vermacht ihm sein ganzes Vermögen. So wird aus dem "letzten Mann" ein umworbener Hotelgast.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Emil Jannings Körpersprache
Jannings, Murnau, Freund - alle drei wurden mit diesem Film auf einen Schlag weltberühmt. In 180 Drehtagen (unglaublich!) liess die Ufa ihren Technikern und Stars alle Möglichkeiten, zu experimentieren. Freund löste die Kamera vom Stativ, setzte sie auf einen Wagen, in einen Fahrstuhl, band sie sich um den Bauch, um diesem Portier, der seine Uniform mit stolzer Würde trägt, hinterher zu laufen, ihn zu verfolgen, die kleinsten Regungen einzufangen, die Gesichter der Nachbarn genauso wie die Gesichter der Hotelgäste. Die Kamera läuft und fährt, bewegt sich, hängt an einem Kran, ist „entfesselt“ vom Stativ, um den Hinterhof, in dem der Portier lebt, aus allen Winkeln zu fotografieren. Architekt Robert Herlth hatte die Kulissen in den Babelsberger Sand gesetzt, baute aus raffinierten Perspektiven große Säle (alleine das Austernessen der Gäste im Saal ist ein Trickwunder), man steigerte sich gegenseitig hoch zu ungeahnten Raffinessen. Murnau liess den 40jährigen Jannings, der jeden Tag zwei Stunden in der Maske zubrachte, um „alt“ auszusehen, vor allem durch seine Körpersprache agieren. Da ist der durchgedrückte Rücken, als er pompös seine Uniform spazieren führt, da ist er halb gebeugt, als er sich auf dem Hochzeitsfest seiner Nichte betrinkt, da schaut er nur noch erbarmungswürdig gebückt von tief unten, als er im Untergeschoss zum Toilettenmann wird. Der ganze Film braucht - oh weiteres Wunder - keine Zwischentitel - so genau, so präzise und einleuchtend ist die Körpersprache von Jannings. Sein „überquellender mimischer Reichtum“ (Haas), aber auch seine überbordende Exzentrizität, die Überbetonung des Körperlichen, sind unvergeßlich. Carl Mayer, der diesen Film ganz aus dem Bildlichen heraus geschrieben hat, setzt eine „freche Farce“ (Kracauer) ans Ende - der Portier erbt ein Vermögen und verteilt das Geld im Hotel an Würdige und Unwürdige. Zu schön, um wahr zu sein. Ein Happy-End, das die Happy-End Seuche der Kollegen ironisch brach.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Mai 1924 - September 1924: Ufa-Freigelände Neubabelsberg; Ufa-Atelier Berlin-Tempelhof
Länge:
6 Akte, 2315 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 16.12.1924, B.09546, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.12.1924, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Titel

  • Originaltitel (DE) Der letzte Mann
  • Untertitel (AT) Der Hotelportier

Fassungen

Original

Länge:
6 Akte, 2315 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 16.12.1924, B.09546, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.12.1924, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Digitalisierte Fassung

Länge:
90 min
Format:
DCP 2k, 1:1,33
Bild/Ton:
2.0

Prüffassung

Länge:
6 Akte, 2036 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 05.01.1925, B.09621, Jugendfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 07.02.1962, ARD

Länge:
2032 m, 74 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.07.1964, 32436, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Länge:
2028 m, 74 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.01.1995, 32436, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

DVD-Fassung

Länge:
90 min
Format:
DVD, 4:3
Bild/Ton:
s/w, Dolby Digital Stereo
Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 18.12.2003, DVD

Auszeichnungen

FBW 1964
  • Prädikat: Besonders wertvoll
1924
  • Prädikat: Volksbildend
  • Prädikat: Künstlerisch